Woran leiden wir Österreicher?

09.06.2022

Eigentlich wollte ich mich, aus Selbstschutz und aus gesundheitlichen Gründen, von Politik, der österreichischen im Speziellen, möglichst fernhalten. Das ist auch der Grund dafür, warum ich mich in den letzten Wochen dazu nicht geäußert habe.

Quelle: https://www.unhcr.org/dach/at/39331-millionen-afghanische-fluechtlinge-benoetigen-dringend-wieder-hoffnung.html

Nun hat mich aber ein ganz konkreter "Anlass" zum Umdenken bewogen, mich sozusagen wieder in die abgrundtiefen Niederungen heimischer Politik hinabgezogen.

Psychiater, Ärzte, Psychologen & Freunde haben mich zwar davor gewarnt, dennoch oder gerade deswegen: Schweigen in diesem Fall keine Option, gliche es doch einer still-schweigenden Duldung dessen, was eine "türkise Koryphäe" auf Twitter(!) von sich zu geben wusste; der zum Wort gewordene Rülpser eines scheinbar mutwillig übersehenen Relikts aus dunklen Kurz-Zeiten, wie Insider meinen.

Was ist nun vorgefallen?

Ein politischer Noname, eine zum Fremdschämen, wie die Süddeutsche Zeitung bereits am 20.05.2022 schrieb, vermeint, Österreich leide an der pro Kopf zweithöchsten Belastung durch Asylanträge in der EU - Syrer & Afghanen seien für unser aller Leid hauptverantwortlich, meist nur Wirtschaftsflüchtlinge ohne jede Legitimation, österreichisches Staatsgebiet zu betreten.

Quelle: https://www.jugend-stil.at/podcast_episode/laura-sachslehner-jvp/

Ins selbe Horn blasen (nicht unerwartet) zwei Ministranten aus der türkis-schwarzen Blödel-Truppe, genauer gesagt die "selbsternannten" Kerzenausbläser für das Innere und das Äußere; sie springen der in Erklärungsnotstand und ins schiefe internationale Licht Geratenen weihwassersprenkelnd zur Seite.

Während Flüchtlinge aus der Ukraine selbstredend willkommen seien, sollten Syrer & Afghanen ihr Fluchtheil jedenfalls überall dort zu finden suchen, wo das Objekt der Begierde nicht gerade unter dem Slogan "Made in Austria" firmiert.

Wie schwachsinnig dieser Äußerungen waren, muss an dieser Stelle nicht näher besprochen werden; die Aussagen erhellen nur ein weiteres Mal, mit wem wir Österreicher es an der "Spitze der Dummheit" zu tun haben. Intellektuelle, moralische, menschliche und sonstige Defizite sollen durch politisch fragwürdige Parolen scheinbar so lange retuschiert werden, bis die dauerlächelnde Fratze des Absurden sichtbar wird.

Quelle: https://kurier.at/politik/inland/die-jungen-der-koalition-utopien-raus-aus-der-politik/400754073

Eine andere, wesentlich bedeutsamere Frage ist aber jene, woran wir Österreicher leiden, sehen wir doch diesem "Hornberger Schießen" seit Jahren tatenlos zu, unternehmen nichts dagegen, echauffieren uns zwar in sozialen Medien, der Widerstand bleibt aber immer noch aus.

Keine "Spaziergänge" oder Demonstrationen gegen offen hin sicht- und erkennbare Dummheit, anhaltendes Versagen auf allen Linien, korrupte Anmaßungen, Missbrauch von Staatsvermögen, Staatspostenhandel und sonstige Missstände, deren Vielzahl uns scheinbar zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

Leiden wir also an völliger Verblendung gegenüber dem Offensichtlichen, ignorieren wir willfährig politisch-demokratische Missbildungen, haben wir gar den kollektiven Blick für Anstand, Sitte und Moral verloren?

An welcher Krankheit leidet ein Volk, das sich, ohne zu murren, seit Jahren von Dilettanten regieren lässt, die sich selbst und noch dazu als die "besten Köpfe" verstanden wissen wollen?

Ist der Grad unsers Selbstverständnisses bereits auf ein solches Niveau hinabgesunken, dass wir das dummdreiste Dahinfuhrwerken unreflektiert hinnehmen?

Die Antwort auf alle drei Fragen lautet eindeutig "ja".

Ja, wir nehmen alles hin, sind bereit, uns unwidersprochen als noch dümmer verkaufen zu lassen, als zu vermuten wäre bzw. wir es ohnedies längst sind.

Quintessenz: Dumme regieren noch Dümmere; im besten Fall ein Volk von Narren, das sich von einer Kasperltheatertruppe belustigen, schikanieren und ausnehmen lässt.

Quelle: https://www.noen.at/st-poelten/lob-und-skepsis-regierungsrochade-stimmen-aus-dem-bezirk-st-poelten-st-poelten-gerhard-karner-friedrich-ofenauer-florian-soellner-oevp-print-304827936

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass wir die längst vollzogene Systemveränderung auf der politischen Bühne noch nicht zur Gänze verstanden haben, nachvollziehen konnten, dass es, auch wenn es an Wahnwitz kaum noch zu überbieten ist, Lebewesen wie Sachslehner, Schallenberg, Karner & Co sind, die uns, ohne jede Legitimation, dafür aber auf unsere Kosten, täglich vor Augen führen, wer wir im Grunde sind: Ein bemitleidenswertes Völkchen ohne Selbstbewusstsein, das - wider jede Vernunft und noch dazu ohne Anlass - zur Selbstreflexion nicht mehr fähig ist.

Anders ist es nicht zu erklären, dass wir uns nicht längst, vorerst nur mit Worten bewaffnet, täglich und lautstark aufzulehnen beginnen, um das zu verhindern, was, seit Jahr und Tag, am Horizont sichtbar ist: Der Untergang eines demokratischen Staatsgebildes, das, aus Kriegstrümmern errichtet, binnen kürzester Zeit dazu in der Lage war, sich in den Stand einer wohlhabenden "Insel der Seligen" hinaufzuarbeiten.

Wollte man dem "masturbierenden" Maturanten mit den abstehenden Ohren im Nachhinein irgendetwas Positives attestieren dann bestenfalls das, dass es ihm gelungen ist, uns zu destabilisieren, zu polarisieren und sprichwörtlich auseinander zu dividieren und uns solcherart das Augenmaß für Anstand, natürliches Rechtsempfinden, das gerade noch Hinnehmbare verlieren zu lassen.

Wer den (Haus-) Verstand verloren hat, hat es offenbar nötig, täglich in den sozialen Medien zu zwitschern; wer seine Meinung, sei sie auch noch so verblödet, zum Ausdruck bringen will, hat mit Twitter & Co die Möglichkeit, widerspruchslos das zum Ausdruck bringen zu können, was vor größerem, real anwesendem Publikum wenigstens faule Eier & Tomaten bedeutete; wer, jedes vernünftigen Denkens verlustig geworden, inkrementell seine intellektuellen Exkremente loswerden will hat mit Twitter, Facebook und anderen Accounts Foren zur Hand, die allen und jedem 24/7/365 zur Verfügung stehen.

Es ist daher völlig verständlich, dass, wie im Anlassfall, eine 28-jährige Dumpfbacke dazu in der Lage ist, ungestraft afghanische und syrische Flüchtlinge zu verunglimpfen bzw. an den Pranger zu stellen, wohingegen solche aus der Ukraine selbstverständlich uneingeschränkt Hilfe zu erwarten hätten.

Quelle: https://www.krone.at/2574443#fb-10555-5d1be7e9

Exkurs:

Wenn unser Dummchen seine "Ansage" ernst meinte, sollte sie unverzüglich einen Flug nach Kabul buchen, um sich dort vor Ort als Spielobjekt der Taliban zu versuchen; die Führungsriege in Afghanistan würde mit Sicherheit ihrem Charme erliegen, damit aufhören, Kinder zu missbrauchen und Frauen zu vergewaltigen; als "Begleitschutz" wäre es denkbar, unseren ach so degenerierten, reisefreudigen Außenministranten mitzunehmen, der im Notfall schon die richtigen Worte finden würde, um unsere hellhäutige Intelligenzbestie in Sicherheit zu wiegen. Die ganze "Aktion" fände, selbstredend, auf unser aller Kosten statt; die paar Tausend Euros wäre es uns in jedem Fall wert, live und vor Ort mitanzusehen, dass Frauen im Land am Hindukusch tatsächlich mit Samthandschuhen behandelt werden und keinen Anlass haben, sich zu beschweren oder gar (mit ihren Kindern) die Flucht ergreifen zu müssen.

Quelle: https://www.diepresse.com/584795/laura-rudas-die-rote-reizfigur

Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, gab es vor Jahren schon einmal eine "Laura", die vollmundig nur Blödsinn verbreitet hat, als politische Nachwuchshoffnung galt und, wenn auch in anderem Kolorit, in ähnlicher Funktion tätig werden durfte. Deren "Werdegang" erinnert mich frappierend an unsere "Laura" von heute: Hoch (wenn auch nur parteiintern) gehandelt und tief gefallen ...

Nun aber zurück zum Ausgangspunkt bzw. zum Ende: Woran leiden wir Österreicher?

Sofern ein Staatsgebilde an sich überhaupt dazu in der Lage ist zu leiden (was ich bezweifle), dann daran, dass wir einerseits von Lebewesen "regiert" werden, die dazu zweifelsfrei völlig unfähig sind; andererseits setzt das aber voraus, dass sie es mit einem Staatsvolk zu tun haben, das sich das gefallen und über sich ergehen lässt; wäre es nicht verpönt, könnte man allen- bzw. bestenfalls (retrospektiv betrachtet) irgendwann einen Satz von Theodor Körner (in abgewandelter Form) bemühen: "Das Volk stand auf, der Sturm brach los".

So weit wird es aber niemals kommen, sind wir doch ein leichtgläubig dümmlich-degenerierter Haufen, der sich von den "besten Köpfen" spielerisch leicht mit kruden Inszenierungen bei "Laune" halten lässt.

Letztlich leiden wir, wenn überhaupt, nur an unserer eigenen Saturiertheit, unserem Wohlstand, einer zur Volks-DNA verkommenen Selbstunverständlichkeit, deren schlimmstes Symptom die Ignoranz all dessen ist, was unseren Eltern und Großeltern "heilig" war: Persönliche Entbehrungen in Kauf zu nehmen, um das Land, in dem wir uns aufhalten dürfen, unseren Kindern und Kindeskindern so zu hinterlassen, dass auch sie, wie wir, davon profitieren können; diesen systemisch-dauerhaften Ansatz haben wir aber leider längst aus den Augen verloren und darunter leiden wir ...

Chr. Brugger

09.06.2022