Wer will mich?

05.05.2024

Heimische Politiker haben darunter zu leiden, dass sie anscheinend niemand will; sieht man sich beispielsweise die Antworten des Volkes auf die jeweils aktuellen "Kanzler-Fragen" an, wird die Sehnsucht nach einem Charismatiker an der Spitze der Verwaltung sicht- und spürbar; Nehammer vegetiert, ebenso wie die parteiliche Konkurrenz, auf einem dermaßen niedrigen Niveau herum, dass offensichtlich wird, was die absolute Mehrheit der Österreicher denkt: Mit jenen Protagnisten, die derzeit an den jeweiligen Parteispitzen herumturnen, will kaum jemand etwas zu tun haben – es will sie einfach niemand.

Quelle: https://wirtschaft/atmedia/die-schwierigen-waren-ihr-die-liebsten/5.465.038

Selbst der Kanzlerbonus, das Nonplusultra bei solchen Umfragen, lässt den "Zufallskanzler" im Stich; so unbeliebt & unerwünscht wie ein Karli Nehammer ist in der gesamten zweiten Republik ein "Oberverwalter" noch nie gewesen; er stellt damit alle "Negativrekorde" mühelos in den Schatten; das ist die amüsante, seit geraumer Zeit durch das ganze Land tönende, Botschaft, die Meinungsforscher für das führer- und führungslose Land übrighaben.

Etwas anders, im Ergebnis aber ähnlich, ist die Situation in München an der Säbener Straße 51-57, dem Sitz des deutschen Rekordmeisters & Klassenprimus bzw. -krösus der ersten deutschen Bundesliga – dort sucht man seit Wochen einen neuen Trainer; die Frage des Vereines "wer will mich" bleibt aber ebenso lange ohne befriedigende Antwort: Weder Xavier Alonso, Julian Nagelsmann, Sebastian Hoeneß noch Ralf Rangnick wollen dort den Übungsleiter spielen; auch Jürgen Klopp will sich das nicht antun und erst recht nicht Roger Schmidt, Unai Emery oder Roberto de Zerbi.

Der einzige Unterschied zwischen dem Fußballverein Bayern München und der Republik Österreich ist, dass es in München zumindest noch ein paar geeignete Kandidaten für den verantwortungsvollsten Posten des Vereines gibt – bei uns hingegen sind solche, geht es nach dem Volk, nicht einmal ansatzweise vorhanden.

Dem "Verein Österreich" fehlt es also, das ist die Quintessenz, an einem vernünftigen Präsidenten, respektive den geeigneten Kandidaten dafür, wohingegen bei den Bayern der allmächtige Ehrenpräsident die Hauptursache dafür ist, dass alle geeigneten Kandidaten nicht wollen.

Nun habe ich weder einen Zweifel daran, dass Bayern München einen neuen Trainer finden wird, noch daran, dass es in Österreich geeignete Kanzlerkandidaten gäbe – allein, sie sind entweder gut versteckt und nicht zu finden oder noch gar nicht geboren.

Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000142196792/warum-unsere-politik-so-flach-ist

Es könnte aber auch durchaus sein, dass die geeigneten Kandidaten keinen Gefallen daran finden, den "Verein Österreich" zu leiten; dieser "Verein" hat sich nämlich im Laufe der letzten Jahrzehnte dermaßen selbst beschädigt, dass kein Vernunftbegabter daran denken würde, sich seiner anzunehmen oder sich für ihn zu verwenden.

Bei uns haben also die Schädiger & Schädlinge weiterhin das Sagen; sie schädigen und schänden fortlaufend den Verein, nützen ihn für ihre perfiden Zwecke aus, frönen ihren eigenen Leidenschaften und denken nicht einmal ansatzweise an das Gemeinwohl desjenigen, der ihnen ihre perverse Herumtreiberei finanziert.

In Österreich sind Wahlen längst nicht mehr das Aushängeschild einer demokratischen Grundkonzeption oder Idee, sondern bloße Möglichkeiten, seinen Unmut zu äußern oder sich für geringste Übel entscheiden zu müssen.

Während daher in München alle möglichen Kandidaten absagen, stellen sich in Österreich die "Kanzlerkandidaten" der vermeintlichen "großen" Parteien selbstinszenierend zur Wahl; sie sind zwar allesamt ungeeignet und trotzdem müssen wir uns für einen von ihnen entscheiden; das hat zwar mit einer "Wahl" nicht das Geringste zu tun, wird aber aus nostalgischen Gründen immer noch so genannt.

Christian Brugger

05/05/2024