Wenn ich nicht mehr weiter weiß …
Als die ehemalige Bundesregierung am 19.11.2021 den 4. Lockdown verkündet hat, lagen insgesamt 520 Menschen mit Covid-19 auf den heimischen Intensivstationen. An dieser markanten Zahl hat sich trotz des anhaltenden Lockdowns für Ungeimpfte kaum etwas zum Besseren verändert. 483 sind es Stand gestern (20.12.2021).
Obwohl man sich parteipolitisch dafür entschieden hat, Hospitalisierungen nicht mehr als das "Maß aller Dinge" bzw. Richtschnur für Entscheidungen zu betrachten, ist diese Zahl dennoch immer insofern beachtlich, als ca. ¼-tel aller Intensivbetten in österreichischen Spitälern nach wie vor mit Covid-19 Patienten belegt sind.
Von einer nennenswerten Besserung kann daher nicht gesprochen werden; unabhängig davon, dass die Zahl der Neuinfizierten Menschen, so hat es den verführerischen Anschein, weiterhin sinkt.
Diese Tendenz wird sich aller Voraussicht nach zum Ende des Jahres hin wieder ins Gegenteil verkehren. Spätestens dann wird dem AGES Dashboard Covid19 wieder anderes Zahlenmaterial zu entnehmen sein.
Nun: Diese Erkenntnis ist weder neu noch besonders aufregend - sie ist vielmehr logisch, problemlos für jedermann verständlich. Dazu bedarf es weder einer Expertenmeinung noch einer einschlägigen Fachausbildung; im Normalfall reicht für diese Einsicht der normale Hausverstand.
In der Parteipolitiklandschaft Österreichs sieht man das aber völlig anders; dort wird ein Expertenteam nach dem anderen zusammengewürfelt, ein Krisenstab wird durch den nächsten unterstützt oder abgelöst - Experten, soweit das Auge reicht. Im Bundeskanzleramt, im ressortzuständigen Gesundheitsministerium, in den jeweiligen Landesregierungen. Krisenbewältigung auf Österreichisch - frei nach dem Motto: Wenn ich nicht mehr weiterweiß, brauch ich einen Arbeitskreis. Weil aber Arbeitskreis viel zu profan klingt, heißen eben dieselben Kreise Gremium, Expertenkommission oder, neuerdings "Krisenstab GECKO".
Was aber machen diese Gremien, wodurch sind sie so unentbehrlich für unsere ahnungslosen Parteipolitiker?
Ein Blick auf die Homepage des Bundeskanzleramtes bringt etwas Licht ins Dunkel; dort findet man neben dem "Obersten Sanitätsrat", dem Fachausschuss "COVID-19-Beraterstab" (als Nachfolger der Coronavirus-Taskforce), dem Fachausschuss "Psychosozialer Beraterstab" und der Bioethikkommission noch einen zusätzlichen "Berater", den Strategiestab des Bundeskanzlers "Think Austria" samt "Expertenpool" und, darin schwimmend bzw. innewohnend, die "COVID-19 Future Operations Plattform".
Ein Streifzug durch die darin veröffentlichten "wissenschaftlichen Ergüsse" bringt außer dem, was ohnehin jeder weiß oder wissen sollte, nichts Neues zu Tage. Konkrete Vorschläge dafür, wie man empfohlene Maßnahmen umsetzen soll oder umzusetzen hätte, fehlen zur Gänze.
Eigentlich sollte aber jeder, wenn auch nur am Rand, Interessierte, bereits vernommen haben, dass es hierzulande nicht an gut gemeinten Vor- und Ratschlägen mangelt, sondern vielmehr an geeigneten Maßnahmen im Bereich der Umsetzung. Mit welchen konkreten Mitteln erreiche ich, binnen welcher Frist, welches Ziel? Wenn die vieldiskutierte, stümperhaft entworfene, Impflicht, neben Lockdowns, als einzige Möglichkeiten angesehen wird, diese beiden Mittel sohin alternativlos sein sollen, kann man das auch problemlos sagen oder schreiben. Dafür bedarf es weder "staatstragender", parteipolitischer Lamentos noch inhaltlich sich anhaltend wiederholende, gleichlautende "Expertisen" unzähliger Taskforces. Über solch ein "Fachwissen" verfügen aber selbst Kindergartenkinder und Volksschüler.
Am Ende des Tages muss daher festgestellt werden, dass Experten nur dazu dienen und für Parteipolitiker einen einzigen Zweck erfüllen: Die glanzvollen Fehlleistungen im Pandemiemanagement zu kaschieren bzw. entsprechende "quasiwissenschaftliche" Grundlagen für Ausreden und Ausflüchte zur Hand zu haben. Ein anderer Sinn ist nicht erkenn- oder feststellbar.
Solange man die Covid-19 Impfungen mit Sympathieträgern vom Format eines Präsidenten der österreichischen Ärztekammer, angehalfterten Ex-, aber auch aktiven Parteipolitikern ähnlichen Strahlkraft, bewirbt, darf man sich nicht wundern, wenn der Erfolg von Werbekampagnen recht gut überschaubar ist.
Hat noch niemand in diesem Land darüber nachgedacht, Personen ins Werbeimpfboot zu holen, die ein Gutteil der Bevölkerung zumindest sympathisch findet oder ernst nimmt, diese gar in einem kurzen "Werbespot" gemeinsam auftreten lässt. Wie wäre es beispielsweise mit dem Trio Hirscher - Assinger - Maier? Vermutlich würden die sich sogar unentgeltlich zur Verfügung stellen - im Idealfall, nach außen hin zumindest, intrinsisch und fernab von jedweden parteipolitischen Anhaftungen. Sobald nämlich Parteipolitik ins Spiel kommt, ist die Aussicht auf Erfolg bereits vor Beginn der Dreharbeiten gleich 0.
Karl Merkatz, Gregor Seberg, Tobias Moretti, Lilian Klebow, allenfalls auch David Alaba oder ein Gregor Schlierenzauer - allseits bekannte, beliebte Größen, STS, Opus, Fendrich, Ambros ...röß
Auf eine solche Idee scheint bislang noch niemand verfallen zu sein - eigentlich schade; wie immer eigentlich - einfach denken ist nicht die größte Stärke von Ex-Innenminister Nehammer abwärts.
Chr. Brugger
21.12.20021