Vom Nimbus der Verlierer
In jedem anderen europäischen Land könnte unsereiner bei einem auch nur ansatzweise ähnlichen Wahlergebnis (wie gestern in Österreich) zumindest drei (3) Rücktrittserklärungen vernehmen; Karl Nehammer, Andreas Babler & Werner Kogler müssten angesichts ihres Scheiterns den "Hut" nehmen und jeder weiteren politischer Tätigkeit abschwören.
Österreich ist aber leider anders; hierzulande ist es üblich, sich selbst bei Niederlagen in glanzvoller Herrlichkeit zu wähnen; die Dilettanten tun just so, als hätten die Wahlen gar nicht stattgefunden.
Quelle: https://www.everyday-feng-shui.de/feng-shui-news/wp-content/uploads/2014/12/wolken.jpg
Die Ursache für das eigene Versagen sucht man nicht bei sich selbst, man findet sie bei der FPÖ; der politische Mitbewerber ist schuld am eigenen Scheitern; Nehammer, Babler & Kogler hätten demnach nichts falsch gemacht, die alleinige Verantwortung für die parteipolitische Umfärbung eines ganzen Landes trüge Herbert Kickl; dieser wäre demnach sowohl für seinen eigenen Sieg als auch die Niederlagen der anderen verantwortlich.
Besonders absurd verhält sich Andreas Babler, amtierender Bürgermeister in Traiskirchen; er macht kein Hehl daraus, worum es ihm geht: Er will, losgelöst von einer historischen Pleite, die er zu verantworten hat, auf Gedeih und Verderb Teil der nächsten Bundesregierung sein – ohne Wenn und Aber; nicht umsonst redet er nur noch (gleichermaßen genervt wie abgehoben) von Sondierungsgesprächen, die man führen wolle; eine Zusammenarbeit mit dem Wahlsieger, der FPÖ, schließen die Sozialdemokraten dabei seit Jahr und Tag kategorisch aus; mit dieser undemokratisch absurden Doktrin liefert sich die SPÖ aber dem Wohlwollen der nicht minder erfolglosen ÖVP aus; dort wird Babler samt seiner postkommunistischen Sozialfantasie aber mit wenig Gegenliebe rechnen können; seine "conditio sine qua non" für eine Regierungsbeteiligung, die "Reichensteuer", wird er sich ob der türkisen Wahlversprechen (keine neuen Steuern und keine Steuererhöhungen) ohnedies in seine Haare schmieren können.
Quelle: https://www.geo.de/natur/naturwunder-erde/faszinierende-himmelsphaenomene-30168666.html
Ebenso unreflektiert zeigt sich Karl Nehammer; scheinbar wie zum Trotz hält er daran fest, weiterhin Verwaltungschef des Landes sein zu wollen; es war auf Bundesebene seine erste Wahl – er hat sie erwarteter Weise "mit Pauken & Trompeten" verloren und der ÖVP ein sattes Minus von 11,2% eingebrockt; wie Babler spricht er von Sondierung, schließt aber, das verbindet die ÖVP mit der SPÖ, eine Zusammenarbeit mit dem Wahlsieger gleichermaßen apodiktisch aus; über das verlorene, pikanterweise von ihm selbst ausgerufene, "Kanzlerduell" verliert er allerdings kein Wort; auch das spricht Bände; Redlichkeit und Anstand sind ihm offenkundig recht fremd.
Die Grünen zeigen sich zwar etwas einsichtiger, verhehlen aber nicht, auch künftig mitregieren zu wollen; 500.000 Stimmen wollten die Grünen erhalten – es wurden (vor dem Hintergrund einer äußerst hohen Wahlbeteiligung) gerade einmal 378.113 Stimmen; damit war ein Verlust von 11 Nationalratsmandaten verbunden und einem Minus von 5,87% zu verzeichnen.
So hat es derzeit den Anschein, als wäre eine Koalition zwischen ÖVP und SPÖ (eventuell mit einem dritten Partner) alternativlos; Trieb & Hang zur Erhaltung der Macht bzw. Machtteilhabe sind viel stärker als eine schnöde Auseinandersetzung mit der Realität; das, was sich gestern in Österreich ereignet hat, wird ausgeblendet; das Land wird zwar von einer blauen Wolke ("Nimbus") überschattet; aber jede Wolke, das vermeinen scheinbar die beiden Verlierer, verzieht sich auch irgendwann; sie verkennen nur, dass sie selbst es sind, die mit ihrer Nebelschwaden-Politik, dem eingetrübten Blick auf das, was die ÖsterreicherInnen wollen, die Wolke laufend aufbauschen; nur: Dunkle Wolken haben die saublöde Angewohnheit, sich irgendwann zu entleeren … was dann geschieht, muss ich an dieser Stelle nicht einmal den Herren Nehammer und Babler erklären.
Chr. Brugger
30/09/2024