US-Wahl / Teil 5
Spannend, wie selten zuvor – morgen finden in den Vereinigten Staaten von Amerika endlich die Präsidentschaftswahlen statt; geht es nach den "herkömmlichen" Prognosen, ist mit einem "Kopf-an-Kopf-Rennen" zu rechnen.
Amerika wäre aber nicht Amerika, gäbe es dort nicht zwei "Gurus", die der Ansicht sind, die "Wahrheit" für sich gepachtet zu haben; speziell dann, wenn es um die Vorhersage von Wahlergebnissen geht.
Quelle: https://www.newsweek.com/polling-nostradamus-ends-nate-silver-feud-1962109
Der eine ist Historiker Allan Lichtman, der nach Anwendung seines, an geophysikalischen Prinzipien orientierten, "13-Schlüssel-Prinzips" der Ansicht ist, Kamala Harris würde die Wahl problemlos für sich entscheiden.
Der andere ist Statistiker Nathaniel Silver, Gründer der Nachrichtenwebsite "FiveThirtyEight", der einen Sieg von Trump prognostiziert.
Einer von beiden wird sich irren – wer, ist offen; Tatsache ist aber, dass beide "Gurus" für sich beanspruchen, seit 2008 zumindest das Ergebnis aller US-Präsidentschaftswahlen bereits im Vorhinein "gewusst" zu haben.
Während sich Lichtman bei seiner Prognose ausschließlich auf die richtige Beantwortung seiner 13 Schlüssel-Fragen beschränkt, vertraut Silver auf "Herkömmliches"; und das macht seine Vorhersage insofern angreifbar, da "Meinungsumfragen" in den USA mit Schwankungsbreiten versehen sind, die man hierzulande als "jenseits von Gut & Böse" bezeichnen würde.
Quelle: https://www.tv2.no/nyheter/utenriks/ni-av-ti-ganger-har-han-hatt-rett-her-spar-han-vinneren/16979130/
So eindeutig Lichtmans Aussage ist, so fragil ist das Argumentationsgebäude Silvers; er liefert sich bei seinen Prognosen just jenen Umfrageergebnissen aus, die bloß mit einem Mindestmaß an Sorgfalt und befragten Personen das Auslangen finden; dazu kommt, dass hinter den diversen Umfragen nahezu ausnahmslos Medienhäuser stehen, die ihre eigenen Ergebnisse dafür verwenden, die Anzahl ihrer Leser zu erhöhen.
Im "Silver Bulletin" werden diverse Ergebnisse "gewichtend vereinheitlicht" und daraus dann abgeleitet, wer am 05.11.2024 die wahlentscheidenden "Swing States" gewinnen wird; geht es nach Silver, dann wird Trump morgen in den Bundesstaaten Arizona, Florida, Georgia, Iowa, North Carolina, Pennsylvania, Nevada und Texas obsiegen, was jedenfalls zum Wahlsieg reichen würde.
Viel (Unerwartetes) darf bei Silvers Prognose jedenfalls nicht passieren; es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass Harris vor allem in Iowa und Pennsylvania Trump bereits überflügelt hat – dann rückte ein Sieg von Trump in weite Ferne.
Unter Berücksichtigung der Darstellung von RealClearPolitics ergibt sich (Stand heute) für morgen folgende Ausgangssituation (bei insgesamt 538 Wahlmännerstimmen):
Quelle: https://www.focus.de/politik/ausland/us-wahl/sieben-kopf-an-kopf-rennen-eine-ueberraschung-der-grosse-umfrage-ueberblick-zur-us-wahl_id_260449192.html
Harris wird in folgenden Bundesstaaten (jeweils mit Wahlmännerstimmen) gewinnen: Colorado (10), Connecticut (7), Delaware (3), Hawaii (4), Illinois (19), Kalifornien (54), Maine (3 von 4), Maryland (10), Massachusetts (11), Nebraska (1 von 5), New Hampshire (4), New Jersey (14), New Mexico (5), New York (28), Oregon (8) Rhode Island (4), Vermont (3), Washington (12) und Washington D.C. (3) – das sind 203 Stimmen
Trump gewinnt in Alabama (9), Alaska (3), Arkansas (6), Idaho (4), Indiana (11), Kansas (6), Kentucky (8), Louisiana (8), Maine (1 von 4), Mississippi (6), Missouri (10), Montana (4), Nebraska (4 von 5), North Dakota (3), Ohio (17), Oklahoma (7), South Carolina (9), South Dakota (3), Tennessee (11), Utah (6), West Virginia (4), Wyoming (3) – das sind 143 Stimmen
Wenn die Prognosen nicht völlig falsch liegen, wird Trump jedenfalls in Florida (30) und Texas (40) gewinnen und sollte 213 Stimmen sicher haben. Dann verbleiben in den "Swing States" noch wahlentscheidende 120 Stimmen – und auf Basis dieser bereits als "fix" angenommenen Ergebnisse kommt Silver zu seiner "Guru-Vorhersage": Trump wird seiner Ansicht nach in Arizona (11), Georgia (16) und in North Carolina (16) gewinnen und hat dann bereits über 256 Stimmen verfügen – dann müsste er "nur" noch in einem der verbleibenden Bundesstaaten (Michigan (15), Minnesota (10), Nevada (6), Pennsylvania (19, Wisconsin (10), Iowa (4) oder Virginia (13)) Harris besiegen – und das sollte möglich sein …vor allem in Iowa (4), über das in den letzten Tagen vor allem medial massiv gemutmaßt wurde.
Wettanbieter und "Wall Street" setzen jedenfalls auf Trump ... Wahlen werden aber weder in Wettlokalen noch an der Börse entschieden ... oder doch? In Amerika scheint alles möglich ...
Chr. Brugger
04/11/2014