Unsere Nr. 1 - die KRONEN ZEITUNG
Nicht durch Zufall ist die unabhängige Kronen Zeitung die bei weitem auflagenstärkste Zeitung des Landes, erreicht mit ihrer Sonntagsausgabe an die drei Millionen Leser - ein nahezu unglaublicher Wert, mit keinem anderen Medium in Österreich auch nur im Ansatz vergleichbar.
Vermeinen manche, es handle sich um ein "oberflächlich-reißerisches" Blatt, das man schon ob seiner Schlagzeilen wegen nicht lesen sollte, vertrete ich eine vollkommen gegenseitige Position (in diesem Fall sogar die Meinung einer Mehrheit): Die Krone ist jeden Cent wert, den sie kostet (manche, die mich kennen, werden sich ob dieses Bekenntnisses wundern).
Die Krone bietet dem Leser jedenfalls seit Jahrzehnten die Möglichkeit, sich, noch dazu in angemessener Zeit, einen Überblick über die "Lage der Nation" sowie "international-relevante" Tendenzen zu verschaffen. Kurz und bündig, manchmal vielleicht etwas "überschießend"; dennoch liegen ihre Redaktoren meist richtig; wenn sich die Mitarbeiter der Konkurrenz bereits außer Dienst befinden, ist bei der "Reichweitenkönigin" noch nicht Redaktionsschluss; daher hat man z.B. auch bei "Spätmeldungen" die Nase vorn.
Um die Richtigkeit der von mir vertretenen Ansicht zu unterstreichen, lassen Sie mich ein paar Beispiele aus der Ausgabe vom 26.07.2020 hervorheben, kurz besprechen.
Zum Bereich "Sport" muss man nicht viel sagen bzw. schreiben - er ist ausführlich, umfassend (was die Anzahl der Sportarten betrifft), reduziert sich solcherart nicht (wie bei anderen Tageszeitungen) auf Fußball, Formel 1, neuerdings wieder Tennis und den alpinen Skirennsport.
Inserate lese ich nicht, ebenso wenig das Horoskop oder Wettprognosen.
Spannender wird es dann wieder bei der Lektüre der Filzmaier´schen Analyse "Das Bundesheer als Opfer der Politik". Richtig müsste es, wenigstens aus Sicht der Verteidigungsministerin, wohl "Die Politik ist das Opfer des Bundesheeres" lauten. Immerhin hat Klaudia Tanner den, durch ihre Vorgänger im Amt, schwer beladenen Rucksack zu tragen; dass sie nichts unversucht lässt, in keinem Fall für "Marscherleichterung" zu sorgen, ist das eine; andererseits kann ihr Nachfolger das Verdikt über den Zustand des Bundesheeres weiter als Ausrede bemühen. Auch Tanner ist, dabei unterscheidet sie sich nicht von ihren Vorgängern, nur darum bemüht, in kurzer Zeit möglichst viel falsch zu machen, den Rest an "Heeresbestand" zu vernichten.
Ganz frei von Fehlern ist aber auch die Analyse des Star-Politologen bzw. Analysten Filzmaier nicht. Er verweist eingangs seines Statements auf die sicherheitspolitische Vorschau für 2020 (zu der er selbst zwei Beiträge geschrieben hat) und will glaubhaft machen, dort wäre zu lesen gewesen, dass 2020 "mit höchster Wahrscheinlichkeit eine Pandemie zu erwarten sei".
Jetzt bin ich mit Sicherheit einer der wenigen, der diesen Bericht gelesen hat; ich bin mir aber sicher, dass dort die eben zitierte Wortfolge nicht vorgekommen ist.
Darüber hinaus gab und gibt es ausreichend Stellungnahmen bzw. Befunde darüber, dass beispielsweise Pandemien auch durch den Klimawandel drohen, neue (also bislang unbekannte) Krankheitsträger entstehen werden. Die Frage ist dabei nicht ob, sondern wann sie (die Pandemien) kommen werden.
Dieses Wissen ist aber bereits Jahrzehnte alt; dafür bedarf es keines militärspezifischen Fachwissens oder der Meinung von Militärexperten; das sollte, nicht erst seit dem Auftreten von Covid-19, zur Rubrik "Allgemeinwissen" gehören.
Dann kann man über die "Corona-bedingte" Pleite von Star- und Fernsehköchin, Buchautorin und der Abgeordneten zum Europaparlament, Sarah Wiener lesen, nächtliche Alko-Fahrten, falsche Polizisten und das Ausbleiben der Gäste aus Deutschland (wobei auch die österreichischen Politiker heuer scheinbar lieber ihren "schwer erarbeiteten" Urlaub in der Heimat verbringen).
Kräuterpfarrer Benedikt empfiehlt "Salbei bei übermäßigem Schwitzen", das Finanzgenie Rathgeber hat ihren letzten Auftritt vor "Justitia", dazu lägen die Discos in Österreich im Sterben. Das wird hoffentlich den Infizierten im Corona-Cluster am idyllischen Wolfgangsee erspart bleiben; offenbar haben zahlreiche Praktikanten ihren Arbeitsplatz mit einer Disco verwechselt.
Auf derselben Seite muss man zur Kenntnis, dass die Globalen Corona-Zahlen (vor allem in den USA und Brasilien) weiter ungebremst und stetig steigen, damit auch die Anzahl der Todesopfer. Dass man in manchen Ländern nach wie vor die Dringlichkeit der Situation kaum ernst zu nehmen scheint, wirft zwar kein gleisendes Licht auf die handelnden Personen; die nächste Wahl kommt aber sicher ganz bestimmt.
Es soll eine neue Biografie über Prinz Harry "Finding Freedom" geben (erscheint im August). Die hübsche Waage Viktoria macht sich, selbst spärlich bekleidet, Gedanken über ihre heurige Urlaubsdestination, am kältesten Ort der Welt gibt es Hitze-Alarm; vor 20 Jahren ging die Concorde-Ära zu Ende, Touristen in Venedig sind neuerdings viel zu dick - nur noch max. 5 Passagiere dürfen an Bord.
Dann wieder ein "Highlight": Hans Peter Doskozil und (Partei-) Freund Maximilian Lercher schmieren sich gegenseitig Honig um den Mund. Der eine (Doskozil) sei nach Meinung des anderen (Lercher) für "jedes Amt in unserer Republik" geeignet"; im Gegenzug hätte Lercher, unter der Voraussetzung, dass Doskozil etwas zu sagen hätte, eine wesentlich wichtigere "Rolle".
Im Grunde ist das Interview der beiden SPÖ-Mandatare ein weiteres Beispiel für die Zerrissenheit einer am Rand der Bedeutungslosigkeit wandelnden ehemaligen "Großpartei"; ein weiterer Akt in der tragischen Komödie "Joy - oder: Bis ans Ende der Löwelstraße".
Noch lustiger wird es nach dem Umblättern (ich lese jede Zeitung von hinten nach vorne). Ein Vorbericht zur nächsten Ibiza-Staffel, in der die Zeitzeugen Kurz & Blümel trotz ihres nahezu jugendlichen Alters längst unter Beweis gestellt haben, dass ein Leben in oder für die (Partei-) Politik schneller altern lässt als gewünscht. Beide leiden scheinbar unter einer gravierend-evidenten Verschlechterung ihrer kognitiven Fähigkeiten; massiv betroffen ist dabei offenbar das Kurzzeitgedächtnis. Schenkt man den Berichten aus dem Ausschuss Glauben, wäre zu überlegen, ob nicht die gesamte zweite Staffel live im ORF übertragen werden soll; jeden Montag eine Zeugeneinvernahme im Hauptabendprogramm (ab 20.15 Uhr); das könnte die überteuerte Produktion neuer, hauptabendprogrammfähiger, Filme bzw. Serien hintanhalten und das zig-fache Wiederholen längst "aus der Zeit gekommener" Serien verhindern.
Eine Seite davor wieder Blümel - dieses Mal in anderer "Funktion": Ein Inserat des Bundesministeriums für Finanzen; nichtssagend (ohnedies jedem hinlänglich bekannt), dafür umso teurer, ein Nachweis dafür, dass "Geld keine Rolle spielt" (auch wenn es nicht das eigene, sondern zum wiederholten Mal dajenige der Steuerzahler ist).
Vis-à-vis "The Presidend" (der "Spiegel" prophezeit das Ende); Trump hat sich, warum auch immer, "verzwitschert", ist solcherart seinem sonst so engstirnig-geistigen "Vogelkäfig" entflogen; eine baldige Rückkehr wird von Experten als äußerst wahrscheinlich eingestuft; schlagender Beweis für diese Expertise: hoch entwickelte, bewaffnete, Kampfdrohnen unterliegen künftig nicht mehr so strengen Exportbestimmungen.
Als Nächstes wieder ein (ganzseitiges) Inserat - dieses Mal: Ein Geschenk der Bundesregierung; Söder will Merkel folgen, ein Bayer also nicht auf Rügen, sondern ausnahmsweise in Berlin; Ministerin Raab sieht in der Reaktivierung der Hagia Sophia als Moschee eine "gefährliche Ideologie", sagt dieser in Österreich den Kampf an. Ob das tatsächlich ihre Aufgabe als Integrationsministerin ist, sei dahingestellt.
Und dann, der ultimative Höhepunkt an diesem Sonntagmorgen: Der Oberlehrer der Nation, BM Faßmann: "Normalität mit Sensibilität"; die Schulferien sind zwar bereist ein paar Wochen "alt"; erholt scheint sich der Bildungsminister aber noch nicht zu haben. An den üblichen Phrasen, dem schlagwortartigen "Stückwerk" hat sich bis heute nichts verändert, wiewohl das nicht anders zu erwarten war.
Alles in allem wie immer ein Vergnügen - ein Dank an die zahlreichen Krone-Redakteure; wir Leser haben es nur mit der Quintessenz zu tun; die Mitarbeiter aber müssen sich in die Niederungen (vor allem was die Politik betrifft) begeben, die von dieser errichteten "Lügengebäude" betreten ohne sie einreißen zu können; der eine oder andere Journalist wird sich, um Informationen zu erhalten, sogar anbiedern müssen; diese Vorstellung bereitet mir Furcht und Sorge zugleich, zumal die Architekten der vorerwähnten Bauten diejenigen sind, die an und für sich eine gedeihliche Entwicklung des Landes gewährleisten sollen. Dass das nicht der Fall ist, erfährt man jeden Tag aufs Neue - in der KRONE.
Chr. Brugger
27.07.2020