Über den Glücksfaktor
In keiner anderen Sportart ist das Glück den Schwachen holder als im Fußball – nicht zuletzt ob dessen ist der Fußball der ungerechteste Sport auf Gottes Erdboden.
In der Leichtathletik, beim Schach, Snooker oder Schiwimmen gewinnen meist die objektiv Besten – im Fußball ist das durchaus anders.
Quelle: https://www.stuttgarter-zeitung.de/gallery.fussball-europameisterschaft-em-in-deutschland-emotional-eroeffnet.f90ff752-feab-4b2c-ba3a-eebd2f75c7cc.html
Rein mathematisch berechnet ist die Wahrscheinlichkeit, dass der objektiv Schlechtere gewinnt, in keiner Sportart höher als im Fußball; das hängt u.a. damit zusammen, dass pro Spiel relativ wenig Tore fallen und das Ergebnis eines Fußballspieles auch von anderen Zufälligkeiten (Schiedsrichterentscheidungen etc.) abhängt; das Zufällige macht aber den Fußball erst attraktiv; viele gehen deshalb ins Stadion, weil sie nicht wissen können, wie das Spiel enden wird.
Ganz anders ist das beispielsweise in der Leichtathletik; dort kommen die Zuseher, um sich die besten Leistungen an- und den Favoriten dabei zuzusehen, wie diese (erwartungsgemäß) gewinnen. Zufallserfolge sind in dieser Sportart rar; in der Leichtathletik ist es denkunmöglich, dass ein langsamerer Sprinter den 100m-Bewerb bei Meisterschaften gewinnt; im Fußball hingegen können völlige Außenseiter sogar Meisterschaften gewinnen; Griechenland bei der Europameisterschaft 2004 ist dafür das beste Beispiel – in jeder anderen Sportart wäre das undenkbar.
Auch in Cupspielen kommt es öfters vor, dass unterklassige Vereine Mannschaften aus wesentlich höheren Ligen besiegen; der Grund dafür? Selbst die schwächste Mannschaft kann mit einem Zufallstreffer gewinnen; durch die stark begrenze durchschnittliche Anzahl erzielter Tore steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eben ein Außenseiter bzw. eine objektiv erheblich schwächere Mannschaft gewinnt.
Das ist zwar "unfair", dafür aber reizvoll, beinahe mit einem Glücksspiel wie Roulette vergleichbar; die Wahrscheinlichkeit, dass eine erheblich schlechtere Mannschaft das Fußballspiel dennoch gewinnt, liegt rechnerisch immerhin noch bei ca. 27%; bei der Sportart Tennis reduziert sich, bei einer ähnlichen Annahme, die Wahrscheinlichkeit gegen null.
Quelle: https://kurier.at/sport/fussball/david-alaba-doppelt-im-glueck-vaterfreuden-und-oefb-jubilaeum/402483059
Chronisch bzw. historisch betrachtet erfolglose bzw. spielerisch schwache Mannschaften wie die Österreichs Fußballnationalelf der Herren müssen daher auf den Faktor "Glück" setzen; etwas anderes bleibt den von Ralf Rangnick trainierten "Balltretern" auch nicht übrig; objektiv betrachtet sind sie selbst bei der laufenden Fußball-Europameisterschaft, an der, sportlich-inflationär bedingt, ohnedies bereits 24 Länder teilnehmen, selbst (im Sinne Jörg Fausers) bei den Außenseitern nur ein Außenseiter; ein sportlicher Erflog gliche einem Wunder, wäre eine Überraschung und letztlich überwiegend eher dem Glück als sportlicher Stärke geschuldet.
Sabitzer & Co müssen daher auf den Glücksfaktor hoffen bzw. setzen und heute um 18.00 Uhr sozusagen "All In"-gehen; auf einen schwächeren Gegner als Polen wird man bei der EURO in Deutschland nicht mehr treffen; wir wären also gut beraten, heute unser Glück zu strapazieren; danach wird uns selbst das größte Glück keinen sportlichen Erfolg mehr beschweren.
Chr. Brugger
21/06/2024