So sind wir nicht

21.02.2025

Wer über ein einigermaßen funktionierendes Erinnerungsvermögen verfügt, weiß noch ganz genau, was Alexander Van der Bellen am 18.05.2019 zu sagen hatte; wer es nicht mehr weiß, kann es jederzeit nachlesen: https://www.bundespraesident.at/aktuelles/detail/erklaerung-neuwahl

Seit diesen Aussagen sind beinahe 6 Jahre vergangen; in Erinnerung geblieben ist aber vor allem ein Satz: "So sind wir nicht" – im besten Fall noch "So ist Österreich einfach nicht".

Quelle: https://www.bundespraesident.at/aktuelles/detail/erklaerung-neuwahl

An den restlichen Inhalt der damaligen Rede des Bundespräsidenten kann sich niemand mehr erinnern – wozu auch? Aus den Nationalratswahlen 2019 ging ein gewisser Sebastian Kurz als Sieger hervor und nach dessen, aufgrund umfangreicher Malversationen notwendig gewordenem, Rücktritt ist das Land politisch im Chaos versunken, aus dem es sich bis heute nicht mehr befreien konnte.

Warum, frage ich mich allen Ernstes, soll man sich ob all dessen, was wir ÖsterreicherInnen in den letzten Jahren an politischem Schwachsinn erleben konnten und durchmachen mussten, an folgende Worte Van der Bellens erinnern: "Wir brauchen in diesem Sinne einen Neuaufbau des Vertrauens. Einen Neuaufbau des Vertrauens in unsere Volksvertreter. Dieser Neuaufbau geht in diesem Fall nur mit einer Neuwahl. Und ich verspreche Ihnen, dass ich diesen Neuaufbau nach bestem Wissen und Gewissen vorantreiben und begleiten werde".

Es ist, dank unseres gewissenhaft vorantreibenden Bundespräsidenten, hierzulande alles bestens, um nicht zu schreiben geradezu perfekt oder paradiesisch: Die Staatsschulden sind explodiert, das Budget ist ein Desaster, die Zahl der Arbeitslosen nimmt täglich zu, das Land wird von einer Pleiten- und Konkurswelle überschwemmt, die Wirtschaft liegt am Boden, die Preise für Wohnungen, Energie und Nahrungsmittel steigen ins Unermessliche und Attentate lassen uns erkennen, dass es auch mit der Sicherheit nicht weit her ist – zum Glück haben wir, dank unseres so sorgsamen Bundespräsidenten, eine tüchtige wie einwandfrei funktionierende "Bundesregierung", die sich rührend, treffsicher und unmittelbar um all diese banalen Problemchen kümmert.

Quelle: https://dietagespresse.com/juli-uebernimm-du-van-der-bellen-gelobt-seine-huendin-als-kanzlerin-an/

Chapeau, Herr Bundespräsident; der von Ihnen versprochene "Neuaufbau nach bestem Wissen und Gewissen", den Sie vorantreiben und begleiten wollten, ist absolut gelungen und aller Ehren wert – vom "Mutterkreuz" bis hin zum "Groß-Stern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich".

Bloß, so, wie Alexander Van der Bellen das haben wollte oder sich in seinen Träumen vorstellte, ist es leider nie geworden – und damit hat unser allseits beliebter wie geliebter Präsident am Ende auch noch recht: So sind wir eben nicht …

Schön langsam darf man sich in Österreich mit dem Gedanken anfreunden, dass es, was die "Tagespresse" bereits am 05.01.2025 zu berichten wusste, klüger wäre, wenn Van der Bellen seine Hündin Juli als Bundeskanzlerin angelobte - denn das, was uns erwartet, bringt Juli mühelos, und das gleich mehrmals täglich, zustande.

Chr. Brugger

21/02/2025