Pyjamaparty?
Wenn schon der zweite Anzug nicht passt, dann nimmt man eben den ersten, der zwar auch nicht richtig sitzt, dafür aber doch etwas besser aussieht. Schlechter Schnitt, viel zu weit, zu kurze Beine - in beiden Fällen "unwearable" (untragbar). Man könnte das unpassende Outfit viel eher mit einem Pyjama vergleichen: Lässig, gemütlich, zum Schlafen getragen.
Wie ein Schlafanzug haben sich auch die beiden Formationen des österreichischen Fußballnationalteams in den beiden letzten Länderspielen gegen Luxemburg und Nordirland präsentiert.
Schläfrig, ohne Esprit, gemütlich bis träge; man hatte durchaus den Eindruck, dass die österreichische Fußballelite jeweils an einer Pyjamaparty der ganz besonderen Art teilgenommen hat.
Man konnte beide sportlichen Gegner schon vor dem Anpfiff nicht wirklich als Maßstab mit internationalem Anspruch bezeichnen; im Lauf der beiden Spiele wurde aber sehr schnell klar, dass nicht die Gegner dieser Anforderung nicht gerecht werden können, viel mehr noch hingegen unsere "beiden" Nationalmannschaften. Ideenlose Herumgeschiebe des Balles, belangloses Geplänkel in den eigenen Reihen, keine verheißungsvollen Vorstöße und eine grenzenlos schwache Laufleistung.
Da nimmt es nicht wunder, dass die Medien für die Protagonisten der beschämenden Darbietungen durchwegs schlechte Noten zu vergeben hatten: Mit "schwach", "nicht sein Tag", "Totalversager" wurden Alaba, Lazaro, Sabitzer, Baumgartlinger, Dragovic & Co absolut zu Recht bedacht.
Vor jedem Spiel sind immer alle Nationalspieler so stolz auf das Land, für das sie auflaufen; sie lassen keine Gelegenheit aus, das gebetsmühlenartig immer wieder zu betonen. Im Spiel ist davon aber meistens nichts oder recht wenig zu sehen. Man kann den Spielern mangelnde Bereitschaft zwar kaum vorwerfen; allein, es mangelt am Können. In einer Mannschaft vereint bringen es viele Fußballer nicht zustande, ihre durchaus ansprechenden Leistungen bei den jeweiligen Vereinen, vorhandene Stärken gebündelt und erfolgsverheißend in Einklang zu bringen. So wirken einzelne Aktionen vollkommen irreal und mannschaftsfeindlich. Manche Spieler kommen in der Nationalmannschaft auch auf denjenigen Teilen des Spielfeldes zum Einsatz, auf denen sie nichts zu suchen, weil sie dort nichts verloren haben.
Auch auf die positive Stimmung innerhalb der Mannschaft wird allenthalben Wert gelegt; auf dem Platz ist diese aber nicht zu erkennen; was außerhalb des Spielfeldes durchaus harmonisch aussehen mag, ist während der Spiele nur selten erkennbar. Das liegt zum einen an den individuellen Schwächen Einzelner, andererseits auch daran, dass ein erfolgversprechender Spielfluss voraussetzt, dass man sich nicht nur beim Essen oder Kartenspiel versteht, sondern dann, wenn es gilt, erwartete bzw. erhoffte Leistungen abzuliefern. Spielerisches Verständnis sucht man bei den Österreichern aber oft vergebens; ungenaues bzw. unkontrolliertes Passspiel gepaart mit technischen Unzulänglichkeiten führen anhaltend dazu, dass der Gegner fast mühelos Torchancen verhindern und kreative Momente unterbinden kann. Was dann noch bleibt ist das zermürbende Herumspielen in der eigenen Hälfte, im Notfall oder auch ohne Bedrängnis der Rückpass zum eigenen Tormann.
Daher brauchen sich die Spieler auch gar nicht verwundert über die mediale Schelte aufregen, selbst wenn sie ein Spieler durch Zufall gewonnen haben.
Das Ergebnis ist zwar für die "Tabelle" entscheidend, wird aber sehr rasch vergessen; was jedoch bleibt, ist der schale Nachgeschmack der schwachen Leistungen. Man ist geneigt zu sagen, sich für die Darbietungen der österreichischen Fußballnationalmannschaft schämen zu müssen; dies schon deswegen, weil sie gerade in der derzeitigen COVID-19-Phase diejenigen sind, die ihren Beruf, im Unterschied zu den meisten anderen Österreichern, zumindest sportlich nahezu uneingeschränkt ausüben können.
Um ihnen auf die Beine zu helfen wäre es daher vielleicht angebracht, auch die Fußballprofisportler dem umfassenden "Lockdown" zu unterziehen; dann hätten sie wenigstens ausreichend Zeit, sich über ihre "Glanzleistungen" Gedanken zu machen. Erfreuen kann sich an ebenden denselben ohnedies niemand. Damit fällt auch die "gesellschaftspolitische Rechtfertigung" in Form einer allgemeinen "Volksbelustigung" in Form von Live-Übertragungen im Fernsehen weg und damit der eigentliche Grund für die Ausnahmeregelung.
Chr. Brugger
17.11.2020