ÖFB & Fußball Bundesliga – Pleiten, Pech & Pannen

14.04.2020

Der Gemeinschaft der Fußballbegeisterten oder derjenigen, die immer noch vermeinen, "Fußball" sei nach wie vor so wichtig, um ihm (dem Fußballsport an sich) ungeteilt öffentliche Aufmerksamkeit zukommen lassen zu müssen, ist scheinbar im Nebel der eigenen Unzulänglichkeiten verborgen geblieben, dass man nur den Versuch unternimmt, an etwas mit allen Mitteln festzuhalten, dass es (zumindest in Österreich) in der vorgegebenen Form schon lange nicht mehr gibt.

"Fußballexperten" rechnen mit zahlreichen "Pleiten" (im Sinne von Vereinen, die zahlungsunfähig würden) sollten nicht öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt werden. Insbesondere die massiven, krude anmutenden, Forderungen des Präsidenten von Sport Austria (Interessenvertretung und Serviceorganisation des organisierten Sports in Österreich), der Bundessport-Organisation (BSO), Hans Niessl, lassen vermuten, dass es um die wirtschaftliche Situation insbesondere diverser Profi- und Amateurfußballvereine (landauf und landab) nicht sonderlich gut bestellt sei, zahlreiche Vereine vor dem Aus stünden, so man (gemeint ist wohl die Bundesregierung) nicht bereit sei, € 100.000.000,00 an "Soforthilfe" zur Verfügung zu stellen - selbstverständlich(!) aus öffentlichen Mitteln. Damit sei aber der "Finanzbedarf" für den Sport noch nicht gedeckt.

Solange man auf die angekündigte Entscheidung des ÖFB - Präsidiums wartet, könnte man die Zeit auch dafür verwenden, Grundlagenforschung zu betreiben, herauszufinden, warum es, vor allem um die Finanzen diverser Fußballvereine, so schlecht bestellt ist.

Eines der Argumente "für" die finanzielle Schieflage seien (so die Vertreter der Vereine) die - mangels Spielbetrieb - ausbleibenden Einnahmen aus dem Ticketverkauf für Meisterschaftsspiele.

Dazu kann man sich die Mühe machen, das jeweilige Fassungsvermögen der Spielstätten mit den für die Spielsaison 2019/2020 veröffentlichten Zuschauerzahlen der 1. und 2. Bundesliga in Relation zu setzen um dabei feststellen, dass die Stadien (in Summe) pro Meisterschaftsrunde zu ca. 25% gefüllt, vice versa zu ca. 75% leer stehen; in der 1. Bundeliga alleine beträgt die Relation gefüllt / leer ca. 40% zu 60%, in der 2, Bundesliga ca. 10% zu 90%.

Das heißt im Klartext, dass vor allem in der 2. Bundesliga Geisterspiele keine Besonderheit oder Ausnahme darstellen dürften, da in diesen "Fällen" die Stadien ohnedies durchschnittlich fast zur Gänze leer sind.

Von den derzeit 28 Vereinen der Bundesliga sind nur 3 Vereine (Rapid, LASK und Sturm Graz) in der Lage, ihre Heimspielstätten im Jahresdurchschnitt zu mehr als 50% auch mit Zuschauern zu "befüllen".

Das bedeutet aber, logisch zwingend, dass entweder die zur Verfügung stehenden Stadien (überwiegend mit Steuergeld finanziert) beim weitem überdimensioniert sind oder eben der österreichische Profifußball nicht wirklich jemanden bzw. nur eine kleine Minderheit interessiert.

Damit sollte auch die Frage, ob "Fußballösterreich" ein neues "Nationalstadion" benötigt oder nicht, beantwortet sein.

Gleichzeitig erhellt aus diesen Zahlen, dass das anhaltende Lamento der Vereine bzw. deren Vertreter, die fehlenden Einnahmen durch den Ticketverkauf seien (neben anderen Ursachen) für die miserable finanzielle Situation hauptverantwortlich, bestenfalls als Ausrede bezeichnet werden kann.

Eine erhebliche Einnahmequelle konnte - zumindest nach den Äußerungen der Vertreter des Vereines "Österreichische Fußball - Bundesliga" - durch den "Verkauf" der TV-Rechte an den Bezahlsender Sky erschlossen werden.

Auch vor dem Fernseher interessiert sich nur eine verschwindend geringe Anzahl von Fußballbegeisterten für die Darbietungen der Österreichischen Bundesligavereine im Meisterschaftsbetrieb. Das hängt allenfalls auch damit zusammen, dass eben Spiele der Österreichische Bundesliga nicht mehr im ORF übertragen werden; den Preis dafür bezahlen diejenigen, die sich zwar für den Fußballsport in Österreich (in den beiden Bundesligen) interessieren aber nicht bereit sind, dafür Geld in die Hand zu nehmen, um solche Sportveranstaltungen im Fernsehen auch tatsächlich ansehen zu können.

Durch die Vergabe der Lizenzrechte durch die Bundesliga an Sky hat zwar die Bundesliga bzw. die darin vertretenen Vereine einen finanziellen Vorteil; für den Sport Fußball an sich ist das aber ein eklatanter Nachteil (wenn man so will ein Pyrrhussieg), weil sich eben kaum noch jemand dafür interessiert.

Mir ist die vertragliche Gestaltung des Vertrages zwischen Bundesliga und Sky nicht bekannt; es ist aber zu vermuten, dass Sky, in Anbetracht der bisher desaströsen Einschaltquoten, alles versuchen wird, zumindest für die Dauer der fußballspielelosen Zeit, die Lizenzgebühren für die Übertragungsrechte so weit als rechtlich bzw. vertraglich möglich zu reduzieren. Es bleibt in diesem Bereich nur zu hoffen, dass die Vertreter des Vereines "Österreichische - Fußball - Bundesliga" klug genug waren, für den Fall eines "außergewöhnlichen" Ereignisses entsprechend (für die Bundesliga) günstige bzw. möglichst wenig nachteilige Vertragsbedingungen mit Sky zu vereinbaren.

Klar ist, dass alle Bundesligavereine das Schicksal des Vertrages Bundesliga - Sky zu teilen und zu akzeptieren haben. Das ist sohin ein rein bundesligainternes Thema (das man sich mit einem öffentlich-rechtlichen Vertragspartner ORF relativ sicher erspart hätte).

Ein weiterer Grund für die Tristesse in wirtschaftlichen Belangen wird im zu erwartenden Ausfall von Einnahmen aus abgeschlossenen Sponsorenverträgen geortet. Einerseits deswegen, weil die Vertragspartner der jeweiligen Fußballvereine (mangels sportlicher Veranstaltungen) keine adäquate "Gegenleistung" mehr für die von ihnen zu bezahlenden Beträge erhalten; andererseits auch deswegen, da bisherige Gönner durch die derzeitige Situation selbst in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen könnten bzw. bereits gekommen sind.

Für diesen "Bereich" sind jedoch ausschließlich die Vereine der Bundesliga selbst verantwortlich; wer klug und vernünftig verhandelt hat, braucht nicht mit "Mindereinnahmen" zu rechnen; wer sich jedoch, aus welchen Gründen immer, auf Gedeih und Verderb dem einen oder anderen Mäzen bzw. selbsternannten Fußballfachmann mit entsprechendem wirtschaftlichen Hintergrund ausgeliefert hat, der hat (auch im jetzigen) Fall die volle Verantwortung zu tragen. Mit seriösen Geschäftspartnern wird man diese, durchaus fordernden, Monate wirtschaftlich überstehen, mit anderen eben nicht.

Was man an dieser Stelle auch nicht außer Acht lassen sollte ist in jedem Fall, dass ÖFB, Bundesliga und Vereine aus den zahlreichen Pleiten von Fußball - Bundesliga - Vereinen in den letzten Jahrzehnten offensichtlich absolut nichts gelernt haben.

... und: solange man in den Ligen außerhalb der 1. und 2. Bundesliga in der Lage ist, für Hobbyfußballer monatlich zigtausende Euros an "Aufwandsentschädigungen" zu bezahlen, bräuchte man sich um die Zukunft des Amateurfußballbereiches an und für sich keine großen Sorgen machen; das Problem dabei ist nur, dass auch in diesem Bereich die Vereine wie "Kaisersemmeln krachen".

Dass dieses Spiel (oder diese Unsitte) aber - vor dem Hintergrund der CONVID-19 Situation - mit Steuergeld (also dem Geld, das zu einem großen Teil von der arbeitenden Bevölkerung herrührt) finanziert bzw. subventioniert werden soll, ist weder zu rechtfertigen noch einzusehen, den Steuerzahlern überdies nicht plausibel zu erklären, ebenso wenig zumutbar; die Bundesregierung wäre daher gut beraten, sich finanzielle Zuwendungen insbesondere an Fußballvereine gut zu überlegen bzw. sich zumindest vorab Klarheit darüber zu verschaffen, warum der größte Teil der Fußballvereine in der 1. und 2. Bundesliga faktisch zahlungsunfähig ist.

Es würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen, sich mit allen (nicht nur finanziellen) Malversationen rund um den Fußball eingehender auseinander zu setzen; beispielhaft seien nur folgende Vereine erwähnt: GAK, Sturm Graz, Rapid, Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt, Braunau, Wels, Steyr ...

... ein eigenes Kapitel wäre auch das sog. "Lizensierungsverfahren" der Österreichischen Bundesliga wert ... das diesbezügliche Handbuch der Bundeliga liest sich - vor dem Hintergrund der tatsächlichen wirtschaftlichen Situation diverser Vereine - wie ein Märchen der Gebrüder Grimm ...

Entweder stimmt mit den von den Vereinen vorzulegenden Unterlagen etwas nicht oder eben mit den beauftragten Wirtschaftsprüfern - anders ist die derzeitige Situation nicht zu erklären.

Klar ist aber (am Ende), dass die Frage, wann in Österreich wieder Fußball gespielt werden kann bzw. ob die Bundesliga ihre ausstehenden Runden in Form von "Geisterspielen" drehen soll, nicht zuletzt aufgrund der (zahlenmäßig belegten) Bedeutungslosigkeit des Profifußballsports in Österreich von so geringer Bedeutung ist, dass man sie auch unbeantwortet lassen könnte.

Dass mit einer solchen Antwort die für den "Profifußball" bzw. dem Sport an sich in Österreich zuständigen Personen nicht einverstanden sind, spielt dabei eine ebenso untergeordnete Rolle. Sie sind ja letzten Endes auch dafür (mit-) verantwortlich, dass die Situation so ist, wie sie ist.

Übrigens: in den "Regularien" des ÖFB bzw. der jeweiligen Landesverbände gibt es zur derzeitigen Situation (Einstellung des Meisterschaftsbetriebes ...) - wie nicht anders zu erwarten - keine anwendbaren Bestimmungen; der Ball wird daher - dem Regulativ entsprechend - an das Präsidium des ÖFB zurückgespielt ... Pleiten, Pech & weitere Pannen sind daher durchaus zu erwarten ...

Chr. Brugger