Noch einmal zu den Buberl-Protokollen
Man kann vom Inhalt der Chat-Nachrichten zwischen Kurz, Blümel & Co halten was man will. Meine Ansicht dazu habe ich bereits hinlänglich deponiert. Es wird auch welche geben, die solche "Unterhaltungen" als witzig, spritzig, passend oder "nachahmungswürdig" halten, möglicherweise wiederum andere, die nichts dabei "empfinden", das unter "Freunden" der Kategorie "angemessen und üblich" zuordnen.
Was jedoch auffällt, von einer allfälligen Norm doch wesentlich abweicht, sind (zumindest derzeit - weitere Veröffentlichungen sollen folgen) zwei Themenbereiche, die zum Nachdenken anregen:
- Da ist zum einen die Art und Weise, wie man sich über österreichische Tageszeitungen (Kurier, Krone, Presse) bzw. die Art und Weise "unabhängiger" Berichterstattung unterhält. "Hi, Sebastian, Martina Salomon macht im Auftrag von Brandi eine ÖBlB story. Unter anderem will sie mich als gesetzt für die ÖBlB neu nennen. (...) Könntet ihr dem Brandi ausreden mich zu nennen und ihm sagen, dass das ein Blödsinn ist?"
"Dichands sind ja gut auf Schiene".
"Die Presse? Die Kordik hat darüber schon mal geschrieben. (...) Rainer sagt: er kann seiner Redaktion nicht verbieten über etwas zu schreiben das in der APA steht. Er hat geschaut dass es kein Seitenaufmacher wird".
Es drängt sich die Frage auf, inwiefern sogar "Leute" wie Sebastian Kurz und Thomas Schmid in der Lage sind, in die Berichterstattung österreichischer Tageszeitungen einzugreifen bzw. diese nach Gutdünken zu beeinflussen? Zu diesem Themenbereich hat man bisher absolut nichts gehört oder gelesen.
- ·Zum anderen geht es um das Thema "sexistische Äußerungen" gegenüber Frauen. "Mir gehen die Weiber so am Nerv. Scheiß Quote". (...) "Sophie Karmasin wäre gut steuerbar". "Lieber Sebastian, Susanne Höflinger ist wirklich eine gute! Compliant. Finanzexpertin. Steuerbar. Raiffeisen und sehr gutes Netzwerk. Sie hat für NÖ auch delikate Sachen sauber erledigt". "Bei uns schaut´s gar nicht gut aus" (...) "Es könnte sein, dass ihr auch eine Frau beisteuern müsst. Diese Quote. (..) Habe keine. Die ich dir zumuten kann"..
Die "Konversation" zu diesem Thema wurde zwar von der Opposition eingehend zerpflückt und medial ausgeschlachtet. Vom weiblichen Personal der Volkspartei hat man zu dieser, doch eher unorthodoxen, "Diktion" absolut nichts gehört. Weder von der Bundesministerin im Bundeskanzleramt, Susanne Raab, die für die Agenden Frauen, Gleichstellung, Integration, Familie und Jugend zuständig wäre; ebenso wenig von der gleichermaßen im Bundeskanzleramt angesiedelten Ministerin für Europapolitik und Verfassung, Karoline Edtstadler, die sich ansonsten laufend bemüßigt fühlt, jeden Schmarrn zu kommentieren; zuletzt hat sie z.B. mit Aussagen zum "sexistischen Verhalten" von Staatspräsident Erdogan anlässlich des Besuches von Ursula von der Leyen in Ankara ("Sofagate") brilliert. Wenn aber Kurz, Schmid, Gabriela Spiegelfeld-Quester & Co frauenfeindlich korrespondieren, hört man von Edtstadler nicht ein einziges Wort.
Wozu auch? Offensichtlich gibt es, anders kann man das Schweigen der "Lämmer" Raab und Edtstadler nicht interpretieren, eine ganz spezieller Klasse von Frauen; solche, die aufgrund der "Scheiß-Quote" gut steuerbar sein müssen, damit man sie ohne schlechtes Gewissen als aufsichtsratsaffin kategorisieren kann. Das sind demnach, wenigstens momentan, die beiden ÖBAG-Aufsichtsratsmitglieder Susanne Höllinger und Iris Ortner.
Chr. Brugger
18.04.2021