Novax am Heimweg
Während sich der Stein des Anstoßes in einer Boing 737-800 der Fluglinie FlyDubai (Flug FDB9YD, FZ1745) auf dem Heimweg von Dubai nach Belgrad befindet, die serbisches Politelite schäumt, sieht sich der australische Premierminister Scott Morrison mit ersten Rücktrittsforderungen konfrontiert.
Quelle: https://worldairlinenews.com/tag/flydubai/
Die britische BBC zitiert dabei die Oppositionspolitikerin Kristina Keneally: "Herr Morrison hat sich durch eine lange Reihe von Misserfolgen auf der Weltbühne zum Gespött gemacht, als er und seine Regierung in den Fall von Novak Djokovic eingegriffen haben. Damit wurden die australischen Grenzsicherheitsgesetze untergraben und der Anti-Impfbewegung wurde Vorschub geleistet. (...) Dieses Durcheinander ist kein Versagen unserer Gesetze. Es ist ein Versagen der Kompetenz und Führung der Regierung Morrison. Es ist Zeit für Mr. Morrison zu gehen." - Nachzulesen bzw. anzuhören ist das auf https://twitter.com/KKeneally/status/1482945911240409092?cxt=HHwWiIDSyeDcvZQpAAAA, wo sie das Ganze Szenario eindrucksvoll-emotional beschreibt.
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/ausweisung-von-novak-djokovic-serbiens-praesident-kuendigt-antwort-an-australien-an-17734314.html
Am Balkan hingegen gehen die Wogen selbst im Landesinneren Serbiens hoch; der sowohl von Putin als auch Merkl umworbene mächtigste Mann Serbiens, Präsident Aleksandar Vučić, lässt nichts unversucht, Đoković zum Märtyrer hochzustilisieren, den Weltranglistenersten als pars pro toto Serbiens zu betrachten um damit einen Frontalangriff auf ganz Serbien zu konzipieren.
"Der Druck auf Djokovic, "auf einen serbischen Staatsbürger, einen Serben, einen Bürger dieses Landes" habe ein derartiges Ausmaß erreicht, dass es unmöglich sei, nicht darauf zu antworten", ist in der Online-Aushabe der "Frankfurter Allgemeine" zu lesen. Vollmundig kündigt der serbische Präsident auch eine entsprechende Antwort an: "Serbien wird Ihnen zu antworten wissen, sich dabei viel besser verhaltend, als Sie sich gegenüber Novak Đoković verhalten haben."
"Worin die serbische Antwort bestehen werde, sagte Vučić nicht. Er schloss mit den Worten: "Es lebe Serbien! Novak, wir sind mit dir!", so die FAZ.
Vučić erblödet sich auch nicht, davon zu faseln, man habe Đoković wie einen Massenmörder behandelt, er habe nichts als Willkür und Schikanen erfahren.
Quelle: https://www.spiegel.de/politik/ausland/serbien-ana-brnabic-wird-erste-regierungschefin-a-1152373.html
Ähnlich "stramme" Töne schlägt auch die Premierministerin Serbiens, Ana Brnabić an: "Ich denke, dass die Gerichtsentscheidung skandalös ist. Ich bin enttäuscht. Ich denke, es zeigt, wie die Rechtsstaatlichkeit in einigen anderen Ländern funktioniert, oder besser nicht funktioniert." Die Äußerungen der ersten Frau im Staate Serbien kann man auf https://www.businesstoday.in in aller Ruhe nachlesen.
Wie auch immer der Match Serbien gegen Australien auf der politischen Bühne ausgehen wird - eines steht jedenfalls fest: Đoković wird in ca. 1 ½ Stunden am Belgrader Flughafen landen, im "novak" am Bulevar Arsenija Čarnojevića 54a einen Kaffee schlürfen und der Weltöffentlichkeit im Beisein seiner Eltern zu erklären versuchen, wieviel Unrecht ihm doch widerfahren wäre.
Quelle: https://www.gdecemo.rs/en/venue/restoran-novak
Klar ist aber auch, dass die Australien Open ihrer mehr als hundertjährigen Geschichte - mit oder ohne Đoković - noch ein paar weitere interessante Kapitel hinzufügen werden. Sogar ohne den Joker hat das Turnier längst begonnen.
Chr. Brugger
17.01.2022