Nehammer und das Felix-Krull-Syndrom

04.12.2024

Der eine wäre es, ehrlich gesagt, nicht wert, sich seinetwegen mit dem anderen eingehend zu beschäftigen; allein, das, was von der Figur des Felix Krull aus Thomas Manns Romanfragment "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" übriggeblieben ist, trifft mutmaßlich auf Karl Nehammer zu; er leidet offenbar unter dem "Felix-Krull-Syndrom", einer ganz speziellen Abart der Lügensucht, die vom deutschen Psychiater Gustav Aschaffenburg verniedlichend mit "Neigung zum Fabulieren" umschrieben wurde.

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Eines jener Versprechen, die Karl Nehammer potenziellen Wählern der ÖVP im Wahlkampf für die Nationalratswahl 2024 gegeben hat, war, dass es mit ihm keine neuen Steuern oder Steuererhöhungen geben werde; dabei hat Nehammer gebetsmühlenartig immer wieder betont, dass es ihm persönlich wichtig sei, dass die Menschen auch sehen, dass sie sich auf sein Wort verlassen können: "Mein Wort gilt vor der Wahl, genauso, wie es nach der Wahl gilt".

Dass das Wort Nehammers nichts wert ist, war nach dem 29.09.2024 (dem Tag der Nationalratswahl) rasch klar; was vor der Wahl gesagt wurde, war nach der Wahl plötzlich bedeutungslos; bei der "Budgetfrage" z.B. wurde offenbar gelogen, was das Zeug eben herzugeben bereit war.

Noch im ORF-Sommersgespräch (02.09.2024) war Nehammer der Ansicht, es bräuchte kein Sparprogramm, man müsse einfach nur den "Kuchen" größer machen; am Traunsee bei Martin Thür und bis zuletzt hat er immer wieder betont, mit ihm gäbe es keine Steuererhöhungen oder gar neue Steuern; was der "Oberverwalter" damals, am Traunsee, an wirtschaftlicher Inkompetenz abzuliefern bereit war, sucht seinesgleichen ohnedies vergeblich.

Seit gestern ist alles völlig anders: Es sei "geradezu absurd", sich nicht mit Steuererhöhungen bzw. neuen Steuern zu beschäftigen, ließ er Redakteure der Oberösterreichischen Nachrichten sowie der Tiroler Tageszeitung wissen – wieder einmal ist das Wort Nehammers also nichts wert; noch am 29.11.2024 hatte er getwittert, "es brauche eine Ausgabenbremse und keine neuen Steuern"; nun aber ist er plötzlich gegen "Denkverbote" … vermutlich hat Nehammer jetzt auch selbst zur Kenntnis nehmen müssen, dass sein wirtschaftliche "Kompetenz" bei weitem nicht ausreicht, um das von ihm verursachte "Budgetdesaster" weiterhin noch irgendwie kaschieren und der Öffentlichkeit vorenthalten zu können.

Quelle: https://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/18824276/12-milliarden-euro-mehreinnahmen-trotz-steuersenkung

Wir müssen also mit neuen Steuern und/oder Steuererhöhungen rechnen; die Frage wird nur sein, ob sich die SteuerzahlerInnen dieses Landes den neuerlichen Wortbruch Nehammers gefallen lassen werden; die Zeit scheint reif für einen "Volksaufstand"; es kann und darf nicht sein, dass uns Figuren mit "Hang zum Fabulieren" laufend für blöd verkaufen und von den Versprechen, die sie vor der Wahl gegeben haben, nach derselben nichts mehr wissen wollen; ich frage mich seit Tagen, warum die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft nicht längst Vorerhebungen eingeleitet hat, die zumindest Nehammer, Magnus Brunner mit den §§ 263, 264 StGB (Täuschung bei einer Wahl oder Volksabstimmung, Verbreitung falscher Nachrichten bei einer Wahl oder Volksabstimmung) in Verbindung bringen; offensichtlicher als die beiden Gestalten Land & Wähler getäuscht haben, dürfte es ja kaum noch gehen.

Chr. Brugger

04/12/2024