Nach Corona – Ergebnisse eines Aufarbeitungsprozesses
Die gute Botschaft, so man Gutes erkennen könnte, zuerst: Angesichts der überwiegend durch parteipolitische Entscheidungen entstandenen Spaltung der Bevölkerung im Verlauf der Covid-Pandemie hat Karl N. zu Beginn des heurigen Jahres einen Aufarbeitungsprozess in Aussicht gestellt, wollte Gräben zuschütten bzw. überwinden, um so das Volk wieder (in der Mitte der Gesellschaft) zu vereinen.
Quelle: https://www.vienna.at/regierung-beendet-aufarbeitung-der-corona-pandemie/8474014/amp
Seit ein paar Tagen ist auf der Homepage des Kanzleramtes zu lesen: "Bundesregierung schließt Corona-Aufarbeitungsprozess ab".
Hintergrund für diese "Ansage" dürfte sein, dass seit ein paar Tagen ein 177-seitiger "Bericht" der "Österreichischen Akademie der Wissenschaften" (ÖAW) vorliegt: "Nach Corona – Reflexionen für zukünftige Krisen – Ergebnisse aus dem Corona-Aufarbeitungsprozess" – ein wahrlich imposantes Werk, gespickt mit formidablen, bislang völlig unbekannten Erkenntnissen; ein wissenschaftlicher Erguss bzw. Wurf der Sonderklasse; als "Höchstkaräter" ließen sich z.B. die "Empfehlungen für die Medienpraxis" nennen:
- Vertrauen schaffen: Einfache redaktionelle Maßnahmen wie ein verbessertes Fehlermanagement oder ein Bekenntnis zu Transparenz in allen Phasen des Publikationsprozesses können die Glaubwürdigkeit des österreichischen Journalismus steigern.
- Positiv denken: Ein Narrativwechsel im Sinne des konstruktiven Journalismus birgt nicht nur in Zeiten der Krise Potenziale: Journalistische Inhalte sollten immer handlungs- und lösungsorientiert sein – und nicht ausschließlich Extreme darstellen.
- Dialog als Grundsatz: Im Kampf gegen gesellschaftliche Polarisierung nimmt Dialogbereitschaft eine Schlüsselfunktion ein. Das Bedürfnis vieler Rezipient:innen nach mehr Austausch sollte sich auch künftig in der Entwicklung neuer Formate widerspiegeln – idealerweise unter Einbeziehung aller Perspektiven.
Für die Dümmsten unter uns: Vertrauen schaffen, positiv denken und Dialog als Grundsatz – für diese weisen Einsichten muss man entweder Wissenschaft bereits mit der Muttermilch aufgesogen oder zumindest an einer inländischen Fachhochschule oder Universität studiert haben – Chapeau jedenfalls, Shampoo!
Just auf diesen "Bericht" wiederum reflektierte Karl N. anlässlich einer Pressekonferenz am 21.12.2023 und zog dabei sozusagen – unter Berücksichtigung des mittlerweile zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Substrates – seine ihm eigene Corona-Bilanz.
Wer immer sich das antun möchte, kann die bemerkenswerte Sichtweise des Karl N. gerne ansehen bzw. zuhören, was einer wie der Genannte aus diesem Aufarbeitungsprozess gelernt hat bzw. eben darunter verstanden wissen will (https:// www.youtube.com/watch?v=XGcs1VZdHHk&ab_channel=BundeskanzleramtÖsterreich).
Die Quintessenz der
Selbstreflexion: Ausgestattet mit dem heutigen "Wissen" hätte man
ohnedies alles anders gemacht – vor allem kommunikativ habe man gänzlich
versagt …
… was der miserable Kanzlerdarsteller allerdings vergisst oder verschweigt: Ist nicht er einer, der vorgibt, an einer heimischen Universität gar "politische Kommunikation" studiert zu haben?
Quelle: https://www.vienna.at/regierung-beendet-aufarbeitung-der-corona-pandemie/8474014/amp
Klingelts, würde Herbert Kickl an dieser Stelle fragen, klingelts?
Naja, würde unsereiner antworten, was will man von einem erwarten, der in seiner "Master Thesis" über "Strategie und Politische Kommunikation (…)" die hochwissenschaftliche These vertritt, "Wo viel Licht, da ist auch Schatten": "Dieser "Schatten" ist bei Vorzugsstimmen die Gefahr der "Selbstkanibalisierung" der Kandidaten/innen aufgrund des starken internen Wettbewerbs im Stimmenfang" – quod erat demonstrandum könnten geübte Lateiner dazu nur sagen, die Araber hingegen "Was der Esel sagt, dass glaubt er".
Wie auch immer: Wer von politischer Kommunikation keine Ahnung hat, sollte jedenfalls nicht politisch kommunizieren.
Das Schlimmste an der ganzen Nehammer-Aufarbeitungs-Farce ist allerdings, dass der "Kommunikationsexperte" Karl eindrücklich unter Beweis stellt, selbst aus diesem "Bericht" nicht einmal das Mindeste gelernt zu haben: Er beendet ganz einfach den "Corona-Aufarbeitungsprozess" ehe dieser begonnen hat: Überparteilichkeit fordern die Autoren des "Berichts", eine breite öffentliche Diskussion, einen qualitativen Prozess samt umfassendem Diskurs.
Ist in diesem Bericht nicht auch zu lesen, dass Moralisierung (Vermessung des politischen Handelns nach dem Schema von Gut und Böse bzw. richtig und falsch) vermieden werden müsste?
Karl N. hingegen wirft alle gut gemeinten Argumente apodiktisch über Bord, beurteilt sich und sein Handeln gleich selbst und erklärt die Debatte darüber als erledigt.
War es nicht François VI. de La Rochefoucauld der meinte "Es gibt Leute, deren ganzes Verdienst darin besteht, Dummheiten zu sagen und zu tun"? Ich wüsste jemandem, der La Rochefoucauld zumindest insofern gerecht werden könnte …
Chr. Brugger
25/12/2023