Micheal Foucault – ein pädophiler Philosoph?

12.04.2021

Seit Wochen ist der Ruf von einem der angesehensten, geachtetsten sowie weitum bekanntesten Denker Europas, vor allem medial in Misskredit geraten; nicht als Philosoph, vielmehr als pädophiler Kolonialist am Ende der Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts - im malerischen Künstler- und Küstendorf Sidi Bou Saïd, nordwestlich von Tunis. Die Farben weiß und blau dominieren die Szenerie, das Café des Nattes bestimmt das touristische Zentrum.

In diesem maurisch-idyllischen Dorf habe, so die Vorwürfe, Michel Foucault seine pädophile Neigung mit acht-, neun- oder zehnjährigen tunesischen Jungen ausgelebt, befriedigt; immer abends um zehn, am Friedhof.

Nun aber der Reihe nach:

Zahlreiche Persönlichkeiten der französischen Gesellschaft, darunter Jean Paul Sartre, Simon de Beauvoir, Roland Barthes, Gabriel Matzneff, Gilles Deleuze, Jacques Derrida, Catherine Milet, nebenbei auch die beiden (späteren) Minister Bernard Kouchner sowie Jack Lang unterschrieben 1977 eine Petition, wonach das Verbot der Pädophilie aufgehoben werden sollte. Solche Petitionen bzw. pamphletistisch anmutenden Forderungen waren zu dieser Zeit keine Rarität, vielmehr en vogue.

Ein zeitweiliger Partner von Foucault wirft diesem im posthum zum Bestseller avancierten, autobiographisch gefärbten, Roman "Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat" unumwunden vor, dass er trotz Kenntnis seiner HIV-Infizierung weiterhin ein ausschweifendes Sexualleben geführt habe - ohne Rücksichtnahme auf die Ansteckungsgefahr.

Der langjährige Lebenspartner von Foucault, Daniel Defert, hat sich Zeit seines Lebens geweigert, Fragen zu Foucault als Privatperson zu beantworten; das ist u.a. in einem Interview mit der "Tageszeitung" ("Er kämpfte immer mit der Polizei", 13.10.2015) nachzulesen: "Ja. Wissen Sie, Foucaults Mutter war sehr elegant und bourgeois. Sie sagte, du kannst nicht über ihn sprechen, du bist sein Freund. Ich glaube, sie hatte recht, und ich machte das zu meinem Gesetz. Deshalb wollte ich auch in meiner eigenen Biografie nicht über ihn sprechen, auch wenn die Leser das erwarteten."

All das Bisherige wäre kein taugliches Klima für den nunmehr gegen Foucault aufgezogenen "Shitstorm" gewesen; Auslöser waren ein paar Passagen in Guy Sormans Werk "Mon dictionnaire du Bullshit" ("Mein Bullshit-Lexikon"), das im Februar dieses Jahres erschien. Darin memoriert der kaum bekannte und noch weniger bedeutende Essayist seine Begegnungen mit Foucault zu Ostern 1969 - in Sidi Bou Saïd. Foucault habe sich "kleine Jungs in Tunesien gekauft, unter dem Vorwand, dass sie Recht auf einen Orgasmus hätten. Er verabredete sich mit ihnen auf dem Friedhof von Sidi Bou Saïd, im Mondlicht, und vergewaltigte sie auf den Gräbern".

In einem Interview mit "The Sunday Times" (28.03.2021) konkretisierte Sorman seine Schilderungen in seinem kürzlich veröffentlichen "Bullshit-Lexikon": "Kinder liefen hinter Foucault her und riefen: "Und ich? Nimm mich, nimm mich!" Er sagte: "Rendezvous um 22 Uhr am üblichen Ort". - Sorman gibt in diesem Zusammenhang auch an, dass er selbst Foucault am Friedhof nie gesehen hat.

Bestätigt werden diese Aussagen von Cormans damaliger Lebensgefährtin, der Journalistin Chantal Carpentier, die, zur selben Zeit, mit einem schwulen Freund, dem Philosophen Gilles Chatelet, Foucault in dessen Privatwohnung in Sidi Bou Saïd, aufsuchte. "Foucault führte sich wie ein scheußlicher Kolonialist auf, und ich möchte mir nicht vorstellen, wie er sexuell mit den Jungen des Dorfes umging. Aber Beweise, dass er sie missbrauchte, habe ich nicht", wird sie in einem Interview der "Zeit" (08.04.2021) zitiert.

Zu diesen, wiewohl nicht bewiesenen, Vermutungen, kommt (ebenfalls in der "Zeit", Ausgabe vom 08.04.2021) auch die Biographin von Roland Barthes, Tiphaine Samoyault, zu Wort: "Es wird schwer sein, den meistzitierten Intellektuellen der Welt auszuradieren; dann bliebe in unseren Bibliotheken der letzten vierzig Jahre nicht mehr viel übrig". Einer Auseinandersetzung mit den Vorwürfen gegen Foucault will sich die Professorin für Komparatistik an der Universität Paris III, im Unterschied zu vielen anderen der Pariser Intellektuellenszene, nicht entziehen. "Die Vorwürfe sind glaubwürdig, was Foucaults Ausnutzung der Kinderprostitution in Nordafrika betrifft und der aktuelle Kontext mach diese sogenannten Enthüllungen spektakulär".

Parallel dazu bzw. seit ein paar Monaten, zeitlich also quasi im Vorfeld, überschattet ein "Pädophilie-Skandal" die "Grande Nation". "Protagonisten" sind dabei Dominique Boutonnat, der Vorsitzende des französischen Filmförderfons "Centre national du cinéma français" (CNC), den sein Patenkind wegen versuchter Vergewaltigung angezeigt hat; der Schauspieler ("Auch Männer mögen`s heiß"), Drehbuchautor und Regisseur (u.a. mit Schauspielern wie Cécile de France, Marion Cotillard und Jean Reno) Richard Berry, dem seine älteste Tochter vorwirft, sie als Minderjährige für Sex-Spiele missbraucht und vergewaltigt zu haben; vorläufige Ermittlungen gibt es auch gegen den Fernsehproduzenten Gérard Louvin und seinen Mann; ein Neffe Louvins wirft ihm vor, sexuelle Übergriffe seines Partners auf ihn gebilligt zu haben, als er unter 15 Jahre alt war (auch vier weitere Kläger beschuldigen das Paar); zudem wird der Politiker François Asselineau (ein deklarierter "Frexit" - Befürworter) des Mobbings und der sexuellen Nötigung von zwei früheren Mitarbeiterinnen beschuldigt.

Diese "Fälle" haben an sich und insoliert betrachtet, mit den Anschuldigungen gegen Foucault nicht viel zu tun; die beiden folgenden "Causae" aber durchaus:

Am 19.01.2021 titelte das Nachrichtenmagazin "Le Point": "Der Fall Duhamel: Der Bumerang der petition pro-pädophilie von Gabriel Matzneff".

Jahrelang schrieb der französische Schriftsteller Gabriel Matzneff über seine Vorliebe für Sex mit Minderjährigen; die "Ausführungen" von Matzneff blieben, abgesehen von zaghaften polizeilichen "Ermittlungen" in den Achtzigerjahren, behördlicherseits ungeahndet. Vielen stellen sich jetzt, im Nachhinein, die Frage, wie das geschehen konnte.

Im Grunde ist dieses "strafrechtliche Vakuum" einfach erklärbar: Überwiegend in den Siebziger- und Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts gab es in Frankreich eine äußerst angesehene, politisch gut positionierte wie intellektuelle Szene, die sich u.a. für die freie Entwicklung der Sexualität einsetzte. Förderer dieser Bewegung, gleichsam an der Spitze der Intellektuellen der literarischen Avantgarde, fand sich das weltweit bekannte Schriftstellerpaar Jean-Paul Sartre und Simon de Beauvoir. "In Frankreich ist die Macht der Literatur absolut", kommentiert der Historiker Jacques Julliard, ein "bandenmäßig organisiertes Pariser Milieu" habe sie konfisziert. Überdies war Präsident François Mitterrand ein glühender Verehrer von Matzneff, dem Verfasser des Traktats von 1977.

Erst durch das Buch des "Opfers" Vanessa Springora "Le Consentement" ("Die Einwilligung") kommt es nun, mit jahrzehntelanger Verzögerung, zu einer Aufklärung der damaligen Geschehnisse; Georg Blume beschreibt dieses Szenario, den rasanten Aufstieg der, bis dahin unbekannten, Autorin, in seinem Artikel "Wenn die Literatur die Pädophilie feiert" (Die Zeit, 15.01.2020): "Meine Pariser Buchhändlerin sagte: "Klar habe ich das Buch gelesen. Die Autorin ist unbekannt, aber ihre Geschichte sehr effizient." Eine Woche später lässt sich sagen, dass Vanessa Springora in Frankreich keine Unbekannte mehr ist: So sehr hat ihr Buch Die Einwilligung (Le Consentement), das Anfang Januar erschien, eingeschlagen. Es gebe von nun an für die französische Literatur ein Vor und Nach der Einwilligung, so wie es ein Vor und Nach der Harvey-Weinstein-Affäre für den amerikanischen Film gebe, diagnostizieren die Pariser Feuilletons. Der Grund ist offensichtlich: Diesem Buch lässt sich nicht widersprechen.

Darin schildert die heutige Leiterin des Pariser Julliard-Verlags, wie sie als 14-jähriges Mädchen zur Liebhaberin des damals 50-jährigen französischen Schriftstellers Gabriel Matzneff wird und dieser sie rücksichtslos sexuell ausbeutet. Springoras Darstellung ist auch gegenüber sich selbst rücksichtslos. Sie erklärt ihre Einwilligung, beschreibt ihre vaterlose Kindheit und den sozialen Niedergang der Mutter und wie sie selbst irgendwann als Teenagerin "alle Bedingungen erfüllt", um freiwillig zum sexuellen Kindesopfer eines 50-Jährigen zu werden. Der Täter aber verhüllt erst gar nicht seine literarischen Absichten: Sein Roman, habe er dem Mädchen erzählt, sei "der große Zeuge ihrer sonnenhaften Liebe", berichtet Springora. Sie darf seine Aufzeichnungen in einem Moleskine-Notizbuch zwar nicht lesen, aber sie werden später alle veröffentlicht: Seit 1990 erschienen bei Gallimard die Tagebücher des heute 83-jährigen Matzneff - bis vergangene Woche. Erst als die Einwilligung Gehör findet, stellt der Verlag ihr Erscheinen ein. Auch dies ein ganz spezieller Skandal.

Der französische Literaturbetrieb feierte Matzneff für seine pädophilen Schriften, die die Sexualität von und mit Kindern verherrlichen. Matzneff bekam in den Neunzigerjahren regelmäßig Einladungen zur berühmten Literaten-TV-Talkshow Apostrophes des Moderators Bernard Pivot, dem über Jahrzehnte einflussreichsten französischen Literaturkritiker, der ihn sogar heute noch verteidigt. Viele andere große Gestalten der Literaturszene hofierten Matzneff, darunter die Schriftsteller Philippe Sollers und Frédéric Beigbeder. Beigbeder sorgte maßgeblich dafür, dass Matzneff noch 2013 den prestigeträchtigen Renaudot-Literaturpreis für seine Essayistik erhielt: "Die ehrenvolle Auszeichnung für einen Mann, der die Pädokriminalität verteidigt", kritisiert nun die Zeitung Le Monde. Doch auch sie musste auf solche Erkenntnis erst von Vanessa Spingora gestoßen werden.

Seit es Honoré de Balzac im 19. Jahrhundert bravourös gelang, die Tabus der damaligen Epoche und ihrer Verlage zu brechen und Sex zum Thema der gehobenen Literatur zu machen, gilt die explizite Darstellung von Sexualität als Markenzeichen französischer Literatur. Doch dass der Tabubruch auch zu weit gehen, ja kriminell sein kann, weiß der französische Literaturbetrieb offenbar erst seit dem Januar 2020. Welch ein moralisches Desaster vor den Augen all jener weltweit, die diesen Betrieb bisher schätzten!"

"Seit so vielen Jahren drehe ich mich in meinem Käfig im Kreis, meine Träume sind voller Mord- und Rachegedanken. Bis zu dem Tag, an dem mir die Lösung endlich in die Augen springt: Ich muss den Jäger in seiner eigenen Falle fangen, ihn in ein Buch sperren" - zumindest das ist Springora gelungen.

Selbst Springoras "Einwilligung" hat das Foucault´sche Image nicht berührt; eigentlicher Auslöser der jetzigen medialen Auseinandersetzung mit allfälligen "Verfehlungen" des Starphilosophen, war das im Jänner 2021 veröffentlichte Werk "La Familia" von Camille Kouchner. Sie hatte laut "Le Point" "die Wirkung eines Elektroschocks". Die Autorin ist die Tochter von Bernard Kouchner und Évelyne Pisier. Bernard Kouchner war nicht nur Arzt, Mitbegründer von "Ärzte ohne Grenzen" und französischer Außenminister in der Regierung Sarkozy; er war auch einer von denen, die die Matzneff - Petition "Das Kind, die Liebe, der Erwachsene" vom 26.11.1977 mitunterfertigt hat.

Évelyne Pisier war nicht nur die langjährige Geliebte von Fidel Castro, wurde, durch die Lektüre von Simone de Beauvoir politisiert, linke Aktivistin und Feministin, war Direktorin im französischen Kulturministerium unter Kulturminister Jack Lang, der ebenso wie ihr erster Ehemann, Bernard Kouchner, das Matzneff´sche Papier mit seiner Unterschrift versehen hat. In zweiter Ehe heiratete Pisier den Politologen Olivier Duhamel, mit dem sie noch zwei Kinder aus Chile adoptierte.

Und jetzt schließt sich irgendwie der Kreis; in "La Familia" enthüllt Camille Kouchner für die breite Öffentlichkeit die Inzest-Fakten ihres Stiefvaters Olivier Duhamel gegenüber ihrem Zwillingsbruder Antoine, der Ende der Achtzigerjahre 14 Jahre alt war.

Dadurch tauchte auch die Pro-Pädophilie-Petition von Matzneff wieder auf, die von etwa 60 Intellektuellen mitunterzeichnet wurde, darunter eben Bernard Kouchner, Jack Lang, Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Roland Barthes, Gabriel Matzneff und viele andere.

Als eines der wenigen Mitglieder der linken Intellektuellenavantgarde verweigerte Foucault seine Unterschrift, wiewohl Barthes sein Freund, jahrelang auch sein Liebhaber war.

"Dass ein Mensch viele Gesichter haben kann, gehört zu den Gemeinplätzen der Menschenkenntnis und zu jenen verunsichernden Erfahrungen, aus denen man in Literatur und Film den Cocktail des Unheimlichen mixt. Mit Blick auf den französischen Philosophen Michel Foucault lässt sich der Topos der vielen Gesichter so präzisieren, dass seine inspirierenden Texte bis heute unterschiedlichste intellektuelle Interessen bedienen, andererseits aber vielen Menschen zu einem besseren Leben verholfen haben, namentlich jenen, die man zu den Randgruppen zählt. Wie vielleicht nur Montaigne oder Pascal vor ihm, ist Foucault ein Lebenslehrer, womöglich der herausragende Lebenslehrer des 20. und des 21. Jahrhunderts", schreibt Eckart Goebel anlässlich der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung des posthum erschienen Foucault-Werkes "Die Geständnisse des Fleisches" in der "Welt" - Ausgabe vom 22.06.2019.

Nicht minder euphorisch liest sich das in der "Süddeutschen Zeitung": "Eine ganze Generation liegt zwischen dem Tod Foucaults und unserer Gegenwart. In diesen Anfangssätzen kehrt er zurück, als habe er den Raum nur für ein paar Minuten verlassen und könne an das eben Gesagte nahtlos anknüpfen" (Lothar Müller "Frommer Sex", 14.06.2019)

Im Lichte der Missbrauchsvorwürfe müsse man das Werk von Foucault einer kritischen Neulektüre unterziehen, diagnostiziert Harry Nutt in seinem Artikel "Geständnisse des Fleisches" in der "Frankfurter Rundschau" vom 11.04.2021.

Nutt beendet seinen Artikel mit em Satz: "Wenn man es nicht einfach hinnehmen will, dass mit Foucault ein weiteres Denkmal der jüngeren europäischen Geistesgeschichte vom Sockel gestoßen wird, dann wird man sein opulentes Werk einer kritischen Neulektüre unterziehen müssen, die spannender zu werden verspricht als kriminalistisch-entlarvende Streifzüge durch die französische Kulturelite".

Der "Überphilosoph" des 20. Jahrhunderts ist am 25.06.1984 in Paris verstorben; seitdem sind knapp siebenundzwanzig Jahre vergangen, in denen sein Werk gravierende Spuren im Denken nachfolgender Generationen hinterlassen hat; jetzt also soll die mit Foucaults Werk verbundene "Wirkungsgeschichte", der Grad ihres Einflusses, sein Œuvre an sich, anders zu lesen, zu beurteilen sein.

Diese Diagnostik führt zur generellen Frage, wie man - zumindest im "Kunstbetrieb" - mit Werken von Pädophilen oder jenen, wie im "Fall Foucault", die posthum der Pädophilie gezeiht werden, umgehen?

Zweierlei dürfte, bereits vorab, klar sein:

  • Radikale Maßnahmen im Gewand restriktiver Gesetzgebungsakte würden die Kunst, wie wir sie bislang kannten, genau um das bringen, was sie im Kern ausmacht: Frei zu sein von Konventionen, das Irritierende, Provozierende und Irisierende.
  • Kunst darf die Grenzen der Freiheit ausloten, ausnutzen; dazu ist es manchmal auch notwendig, Grenzen zu überwinden, zu erweitern. Das kann und darf aber nicht dazu führen, im Namen der Kunst ex ante mit einen "Persilschein" für Sexismus, Rassismus oder pädophile Machtspiele rechnen zu können.

Soll oder darf man allerdings die Werke von Künstlern im "Dunstkreis der Pädophilie" der Öffentlichkeit vorenthalten (sofern dies überhaupt möglich wäre)?

Die Gebäude des Architekten Adolf Loos beispielsweise wird man kaum dem Erdboden gleich machen; die Gemälde von Leonardo da Vinci, Michelangelo Merisi da Caravaggio, Paul Gaugin oder eines Egon Schiele wird man nicht verbrennen; die Musik eines Franz Schubert oder Michael Jackson wird man auch noch in hundert Jahren hören und die Pietá oder die Deckengemälde in der sixtinischen Kapelle wird man nicht mit dem Kompressor entfernen.

Auch die philosophischen Schriften von Sokrates, Platon oder eben Foucault kann man nicht einfach "vom Markt nehmen". Das Gedankengut der drei Genannten hat, vor allem bei den beiden Philosophen der Antike, insbesondere im europäischen Geist, einen Fixplatz. Man kann von der Päderastie, einer institutionalisierten Homosexualität zwischen erwachsenen Männern und männlichen Jugendlichen im antiken Griechenland, halten was man will. Die Tatsache, dass es sie gab, ist hingegen nicht diskutierbar - mag dieses Verhalten aus heutiger Sicht auch - und das zu Recht - durchaus als verabscheuungswürdig erscheinen.

Ob die Vorwürfe gegenüber Michel Foucault richtig sind oder nur anderen, unlauteren Zwecken dienen sollten, wird sich letzten Endes nicht verifizieren lassen. An seinem Ruf als Philosoph von Weltrang wird das aber mit Sicherheit nichts ändern.

Chr. Brugger

12.04.2021