Maulwürfe im Innen- und Außenministerium
Als wäre es nicht genug, dass für den Innenminister die Sicherheit innerhalb Österreichs ein Fremdwort zu sein scheint wie für den Außenminister die internationale Diplomatie, haben nunmehr zwei sog. "Maulwürfe", eben aus diesen beiden Ministerien, aus den Afghanistan-Nähkästchenplänen von Nehammer und Schallenberg geplaudert.
Die "grobe" Linie haben K.N. u. A.S. bereits selbst verraten: Ziel der "Afghanistan-Konferenz" sei es, die Nachbarländer der ehemaligen islamischen Republik zu stärken; "Hilfe vor Ort" lautet das gemeinsame Credo.
Man müsse den (Nachbar-) Staaten helfen und gemeinsam mit ihnen verhindern, dass Schlepper vom Leid der Flüchtlinge profitieren. "Solidarität heißt für uns, jenen Menschen zu helfen, die Schutz brauchen - aber auch konsequent gegen jene vorzugehen, die diese Hilfe missbrauchen", heißt es.
Ganz anders klingt hingegen die Darstellung bzw. plausible Erzählung der beiden Mitarbeiter von Nehammer und Schallenberg.
Da man sich nicht, wie im Fall der Türkei, von einer einzigen Person zu Milliarden teuren Zahlungen erpressen lassen wolle, habe man zwar anfangs ernsthaft darüber nachgedacht, sich mit den Vertretern von Turkmenistan, Usbekistan sowie Tadschikistan zu unterhalten, diese Überlegungen aber sehr bald aufgegeben, weil es sich dabei keinesfalls um Verhandlungspartner auf "Augenhöhe" handle. Autoritäre Regime, korrupt, unstabil; dasselbe gelte für die anderen Nachbarn Afghanistans, Pakistan und den Iran.
Untätig wollte man aber dennoch nicht bleiben; daher wurde die (grenz-) geniale Idee geboren, Verhandlungen ausschließlich mit dem restlich verbliebenen, noch an Afghanistan angrenzenden, Land zu führen: Der Volksrepublik China.

Man habe bei Durchsicht eines, zwar in die Jahre gekommenen, Volksschul-Atlanten dennoch feststellen können, dass die beiden Staaten tatsächlich eine gemeinsame Grenze miteinander aufweisen. Warum also mit fragilen, islamistischen Staaten verhandeln, wenn man mit China eine Großmacht "an der Hand hat", so die beiden Insider.
Der Clou an der ganzen Strategie sei dabei folgender:
K.N. u. A.S. wollen den sog. Wakhan-Korridor, der in etwa die Größe Oberösterreichs aufweist, vorerst in eine (im Bedarfsfall von China militärisch leicht zu besetzende) entmilitarisierte Zone verwandeln, in der Flüchtlinge aus Afghanistan eine neue Heimat finden können - fernab der Taliban, dennoch auf dem "heimatlichem" Territorium mit weiteren Grenzen hin zu Pakistan und Tadschikistan.
Damit aber noch lange nicht genug: Der Wakhan-Korridor soll, zumindest nach Ansicht Nehammers und Schallenbergs, künftig für eine weitere, wirtschaftlich bedeutsame, Spielart des von China propagierten "Seidenstraße-neu"-Projektes (Seidenstraßeninitiative) zur Verfügung stehen, war er doch bereits Teil der "alten Seidenstraße". Darüber hinaus könnte über den Wakhan-Korridor endlich die strategisch wichtige Verbindung von Pakistan nach Tadschikistan realisiert werden; bislang musste man dafür tausende Kilometer Umweg in Kauf nehmen.
Gänzlich ausgegoren entstünde am Ende der geostrategischen N./S.-Philosophie ein selbständiger Staat "Wakhan", eingebettet zwischen Pamir, Hindukusch und Karakorum.
Finanzieren soll das ganze Vorhaben selbstredend die Volksrepublik China; wenn die USA in der Lage gewesen sei, mehr als 100 Milliarden USD im Verwaltungsapparat der afghanischen Sicherheitskräfte zu verbrennen, dann müsste es für China doch ein Leichtes sein, einen ähnlich hohen Betrag in ein wirtschaftlich nachhaltiges Vorhaben zu investieren.
Rund dreihundert Kilometer Autobahn, eine ebenso lange Hochgeschwindigkeitsverbindung für die Bahn und - gebietsbedingt - eine erkleckliche Anzahl an mehrspurigen Tunnelbauwerken; dazu eine entsprechende Infrastruktur (Strom, Wasser, Kanalisation, High Speed WLAN, Bahnhöfe, Hotels, Wohnhäuser, Schulen, eine Universität, ein internationaler Flughafen, ein Casino etc.). Alles, zugegeben, nicht ganz billig, dafür (am Ende des Tages bzw. Baues) gewinnbringend und zukunftsweisend. Frei nach dem Motto: "Was nichts kostet, ist nichts wert" oder, wie die Chinesen sagen würden: "Vom Niemands- zum Schlaraffenland". Jedenfalls ein Vorzeigeprojekt für die ganze Region, meinen N. u. S. und: Damit wären alle zu erwartenden Flüchtlingsprobleme vor deren Auftreten schon wieder beseitigt, man müsse nicht länger flüchtende Afghanen abschieben
Die Flüchtlinge könnten beim Bau der diversen erforderlichen Bauten entsprechend mitwirken, bei der Realisierung ihres Paradieses selbst Hand anlegen und damit die Kosten für den Investor aus dem Osten reduzieren.
Der (kostenlose) N./S. - "Bonus" für China: Was Russland und die USA samt NATO, EU und UNO in mehr als 30 Jahren nicht zustande gebracht haben, wofür die Taliban nur knapp eine Mondphase benötigten, kann China mit einem Federstreich erledigen und damit einmal mehr dem dekadenten Westen veranschaulichen, wie Machtpolitik tatsächlich funktioniert bzw. funktionieren könnte - ohne kriegerische Handlungen, ohne sinnloses Morden, ohne milliardenschwere, am Ende sinnlose, Investitionen. Kein Taliban-Führer wird sich gegen China erheben oder den Versuch unternehmen, der chinesischen Mauer auch nur einen Stein zu entnehmen oder den Himmelspalast "anzufliegen". Breschnew, Bush, Obama, Trump, Biden ... alles nur Marionetten, willfährige Handlanger, dumm, dreist, größenwahnsinnig - keine guten Attribute, wenn es darum geht, die Lage in einem "fremden" Land nüchtern, realitätsnah und vernünftig einzuschätzen. Sie alle haben (neben vielen anderen wie EU, UNO etc.) die Lage in und um Afghanistan vollkommen falsch eingeschätzt, die unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Bevölkerung ignoriert, sind der hoffnungslosen Illusion unterlegen, finanzielle und/oder militärische Hilfe genüge, ein Land mit westlich-demokratischen "Tugenden" zu durchdringen. Dazu eine Zentralregierung in Kabul, Oberherrin über alle 34 äußerst heterogenen Provinzen, weder anerkannt noch beliebt.
Ein Anfängerfehler hybrid-perverser Ignoranten, die dem Leben der betroffenen Menschen im Land völlig emotionslos und ignorant gegenüberstehen - früher und jetzt, während ihres Aufenthaltes vor Ort und nach ihrem Abzug.
Ab sofort blickt die westliche Welt vollkommen belämmert auf die Ruinen ihres unsäglichen Treibens, das Resultat ihrer, mit Worten kaum beschreibbaren, Fehleinschätzung. Hätte man das Ganze absichtlich so "erledigen" wollen, es wäre gar nicht möglich gewesen. Man könnte keinem verantwortlichen Politiker so wenig Charakter und so viel Unvermögen unterstellen, dass dies ausreichen könnte, wissentlich ähnlich Desaströses zuwege zu bringen. Dazu gehört neben einer großen Portion Blödheit ein gerütteltes Maß an unmenschlich anmutender Selbstüberhöhung.
Mittlerweile hört man allenthalben bereits den Namen der eigentlich Verantwortlichen: Schuld an der ganzen Misere sind die (offiziellen) afghanische Sicherheitskräfte (Polizei, Militär, Geheimdienst), die sich widerstandslos den Taliban-Kämpfern ergeben hätten. Sehr viel dümmer, präpotenter, verwerflicher könnte das Argument nicht sein. Wer auch nur ansatzweise noch über einen Funken restlich verbliebenen Verstandes verfügt wird zugeben müssen, dass einzig die USA samt ihren "Verbündeten" verantwortlich sind, Verantwortung übernehmen und zur Verantwortung gezogen werden müssen. Die eigentlichen Kriegsverbrecher laufen folglich frei herum, werfen mit inhaltslosen Worthülsen um sich, stupiden Ausreden zum Schutz der eigenen politischen Karrieren.
Für die Ausbildung der Sicherheitskräfte waren übrigens neben den USA die EU, da vor allem Deutschland, verantwortlich - das Ergebnis ist mittlerweile hinlänglich und weltweit bekannt.
Nun aber zurück zur großartig anmutenden N./S.-Doktrin: Leider haben es die beiden verabsäumt, das Verhältnis zwischen Afghanistan und China der Suchmaschine Google anzuvertrauen. Spätestens dann hätten unsere "Spitzen"-Politiker feststellen müssen, dass China längst ganz offiziell (nicht bloß informell) mit den tatsächlichen Taliban-Vertretern verhandelt hat. S. hätte nur seinen chinesischen Amtskollegen Wang Yi anrufen und sich über den Inhalt des Gespräches mit den Taliban in Xinjiang erkundigen müssen; dann hätte S. seinem Kollegen N. die nächste Peinlichkeit erspart; dieser faselt neuerdings noch immer oder schon wieder (vermutlich zur Ablenkung vom eigentlichen Vorhaben) von Abschiebezentren, sog. "Anlandeplattformen" in den Nachbarländern Afghanistans. N. übersieht dabei, dass die Taliban mittlerweile alle Grenzübergänge kontrollieren und eine gefahrlose Ausreise, auch wenn man diese Flucht nennen würde, gar nicht möglich wäre. Leere Abschiebezentren in Pakistan, Tadschikistan usw. - der nächste Flop, Mahnmale weiteren politischen Versagens.
Man muss daher davon ausgehen, dass die beiden Maulwürde es zwar gut gemeint, aber falsch gemacht haben. Sie hätten N. u. S. weiter fuhrwerken, ihre Wahnsinnsidee den europäischen Kollegen präsentieren und dann vor Ort vorstellig werden lassen sollen. Die Vertreter Chinas hätten höflich wie milde gelächelt, eine Schale Tee samt Mini-Frühlingsrolle angeboten und die Delegation aus Europa höflich-bestimmt wieder verabschiedet. Wie zwei pubertierende Teenager, allenfalls auch wie zwei begossene Pudel, wären N. u. S. nach Österreich zurückgekehrt, hätten ihre Afghanistan-Rettungs-Mission medienwirksam als Erfolg verkauft und nebenbei erwähnt, dass China ernsthaft darüber nachdenke, beim Bau der "Road to Wakhan" - über kurz oder lang - bevorzugt österreichische Unternehmen zum Einsatz bringen zu wollen.
Wer zu spät kommt, den bestraft die Realität ... oder so ähnlich. N./S. wird das reichlich wenig kümmern. An ihrem Verhalten wird sich bzw. werden die beiden nichts ändern. Wozu auch?
Wenn man sich laufend nur blamiert, lebt es sich gänzlich ungeniert.
Chr. Brugger
16.08.2021