Man möchte meinen …

03.06.2024

Wenn wir am 09.06.2024 nicht nur sprichwörtlich zwischen Pest & Cholera bzw. Charybdis & Skylla wählen dürfen, entscheiden wir u.a. auch darüber, um wen es sich bei den ranghöchsten Parlamentariern handeln soll, die Österreichs Interessen in Europa repräsentieren; man möchte meinen, dass sich alle wahlwerbenden Parteien wenigstens darum bemühen würden, die "besten Pferde" aus ihren jeweiligen Ställen ins Rennen zu schicken.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/krise-des-westens-katastrophale-zustaende-kuendigen-sich-an-100.html

Ja, das möchte man meinen – allein: Entweder haben ÖVP, SPÖ & Co das nach ihrem besten "Gewissen" getan und es gibt tatsächlich niemand Geeigneteren oder sie haben (warum auch immer) wissentlich nur recht "flügellahme Enten" nominiert.

Wie auch immer – das, was wir Österreicher in den letzten Wochen und Monaten mitanhören bzw. mitansehen mussten, ist eine Schande und mit Worten kaum zu beschreiben; das haben selbst wir uns nicht verdient, obwohl wir absolut mehrheitlich der Ansicht sind, von denen, die vorgeben es gut mit uns zu meinen, nichts und sie dazu noch für vertrauensunwürdig zu halten.

Wenn es tatsächlich Lopatka, Schieder, Vilimsky, Brandstätter & Schillig sein müssen, die Österreich in Straßburg vertreten, soll und wird es so sein; es will sie zwar mehrheitlich niemand, dennoch – das ist die Crux, also der seelische Schmerz daran – werden sie es sein, die in den nächsten 5 Jahren europaparlamentarisch für uns "in die Bresche" springen.

Wenn man masochistisch genug ist, sich die "Elefantenrunden" bzw. "Duelle" der KandidatInnen zu Gemüte zu führen, vielleicht auch noch die absurden Nachschläge diverser "Möchtegernpolitkommentatoren" wie Andreas Kohl, Florian Scheuba oder Silvia Grünberger, dann sollte man vorher das "Nehammer-Rezept" befolgt und reichlich Alkohol oder Psychopharmaka eingebunkert haben.

Quelle: https://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/europa-nach-dem-untergang-ld.751499

Bei diesen absurden "Formaten" geht es zu keinem Zeitpunkt um das ernsthafte Verhandeln seriöser Standpunkte, sondern ausschließlich darum, mit Wahlkampfslogans zu "punkten" und laufend "Dinge" zu fordern, für deren Umsetzung es sowohl an Ideen als auch an den erforderlichen Maßnahmen wie Mehrheiten mangelt.

Wir brauchen dieses, wir brauchen jenes … wir brauchen dies und das und das ja auch noch … das ist die Kernbotschaft der zuvor Genannten; auf die hypothetische Frage, wie das Gebrauchte besorgt wird, bleiben Antworten aus; für das Formulieren von Wünschen benötigten wir aber keine 20 Abgeordneten, 1 halbwegs talentierter Papagei würde es auch tun.

"Europa muss sich zum Besseren ändern", "Europa fair gestalten", "EU-Wahnsinn stoppen", "Bereit für die Vereinigten Staaten von Europa" und "Herz statt Hetze" … sehr viel nichtssagend dämlicher könnten Slogans kaum sein – Chapeau!

Zielformulierungen sind das eine, der Weg dorthin aber naturgemäß etwas ganz anderes; keine einzige politische Partei kann detailliert erklären, wie (mit welchen finanziellen Mitteln, mit welchen Partnern, innerhalb welcher Zeit …) sie ihre jeweiligen "Vorhaben" umsetzen möchte; wenn der durchschnittliche Österreicher etwas braucht oder will, überlegt er sich, wie er das Gebrauchte / Gewollte bekommen könnte; sinn- oder vernunftgesteuertes Denken ist Parteipolitikern aber scheinbar fremd.

Thema Russland-Krieg: Alle wollen "Frieden", niemand weiß allerdings wie; glaubt tatsächlich noch jemand, die Ukraine würde die Krim und den Osten ihres Landes ohne Kriegsbeitritt der NATO in den nächsten 25 Jahren restituiert erhalten?

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/krim-annexion-jahrestag-russland-ukraine-100.html

Russlands Vorgehen mag ungerecht, kriminell oder völkerrechtswidrig sein – die Ukraine wird sich aber vom Gedanken verabschieden müssen, jemals wieder hoheitliche Macht über die von Russland annektierten Gebiete ausüben zu können; Kriege schaffen neben Leid auch Fakten, die man irgendwann akzeptieren muss; je länger der Krieg andauert, desto größer werden personelle und wirtschaftliche Verluste sein; die EU hat das Maß des Erträglichen, was die EuropäerInnen betrifft, längst überschritten; sinnvoller wäre es, Teile der Ukraine zu opfern als seine eigene Wirtschaft – unverbrüchliche Solidarität findet ihre Grenze spätestens dann, wenn das eigene Schicksal am Prüfstand steht; und dort haben wir uns mittlerweile längst eingefunden.

ÖVP, SPÖ, NEOS & Grüne vertreten die irrwitzig selbstzerstörerische Idee, Russland wäre wirtschaftlich und militärisch zu besiegen; sie vergessen dabei aber geflissentlich darauf, was ob dieser kruden Haltung zeitgleich aus der EU und Europa wird – ein wirtschaftlicher Ramschhaufen samt Schulden weit jenseits der Grenzen alles zumutbar Erträglichen.

Ohne USA wäre Europa ein verteidigungsunfähiger Erdteil, der weder sich noch seine Einwohner schützen könnte; und spätestens seit 2014 sollten auch alle, selbst die dümmsten oder verblendetsten Nostalgiker, wissen, dass das Friedensprojekt der EU für Europa gescheitert ist.

Ähnliches gilt für die EU bzw. Europa, wenn es um die territoriale Abgrenzung gegenüber Asylanten bzw. Immigranten geht; auch in diesem Bereich erweist sich Europa als nicht resistent; wir sind einfach nicht in der Lage, unsere eigenen Grenzen zu schützen – wer anderes behauptet lügt.

Kurz vor der EU-Wahl wurde nun ein Asyl-Pakt präsentiert, der bereits im Kern zum Scheitern verurteilt ist: Asylanträge sollen demnach, unter Einhaltung aller menschenrechtskonventionellen Maßstäbe, auf fremden Territorien bearbeitet und Flüchtlinge gegen ihren Willen in "Lagern" festgehalten werden. Wo, wie und wann das geschehen soll, bleibt allerdings offen … wahrlich eine unionale Glanzleistung.

Quelle: https://zackzack.at/2022/12/14/nehammer-als-totes-schwein-so-sauer-ist-rumaenien-auf-oesterreich

Die EU ist ja nicht einmal in der Lage, die ach so hoch geredete bzw. stilisierte Reisefreiheit zu gewährleisten; "Schengen" ist, darüber besteht mittlerweile Einigkeit, kläglich gescheitert, Grenzkontrollen innerhalb der EU stehen auf der Tagesordnung nationaler Befindlichkeiten.

Stichwort Deregulierung: Alle Partei fordern einen Abbau bürokratischer Schikanen; gleichzeitig beschließen eben dieselben Parteien weitere, nicht minder schikanöse Regularien wie z.B. die "Richtlinie (EU) über Maßnahmen für ein hohes gemeinsames Cybersicherheitsniveau in der Union"; 144(!) Gründe für eine Richtlinie, um mit einem völlig entartet-abstrusen, anwendungsfeindlichen "Gegenstand" Unternehmen zu schikanieren; entweder grassieren in Brüssel/Straßburg schizophrene Bakterien oder eben einfach demente Parteigenossen; dort stimmen sie dafür und hier sind sie dann plötzlich dagegen; das zeugt wahrlich von Charakter; ich gehe jede Wette ein, dass die legistischen Legastheniker in Österreich das Ganze noch toppen werden; bereits der erste Entwurf des diesbezüglichen Gesetzes steigert meine Gewinnchancen beträchtlich.

In ein paar Tagen haben wir also die Wahl der Qual – wie immer wir uns entscheiden – auf Besserung werden wir, obwohl man anderes meinen möchte, vergeblich warten … ist aber auch egal – spätestens 2029 können wird das nächste Mal wählen … bis dahin wird sich zwar nichts zum Besseren ändern und manches noch viel schlechter sein – das ist aber eben leider der Preis für ein entartetes und bloß vermeintlich demokratisches Gebilde.

Chr. Brugger

03/06/2024