Land der Eigentümer

05.02.2024

Geht es nach Karl Nehammer bzw. dem Inhalt dessen Plans für Österreich, soll unser Land bis 2030 ein "Land der Eigentümer" werden; gemeint ist damit offenbar den Erwerb von Immobilien:

"2030 muss es mehr Österreicherinnen und Österreichern möglich sein, Eigentum zu erwerben – gerade dann, wenn sie dafür hart arbeiten. Vor allem junge Menschen und Familien brauchen eine realistische Perspektive für Wohnungseigentum. Neben der Förderung von Modellen zur Kaufmiete soll eine Eigentumsoffensive den Weg zum Eigenheim oder zur eigenen Wohnung unterstützen. Wir wollen die Eigentumsquote von derzeit 48 Prozent deutlich anheben und peilen einen Zielwert von 60 Prozent an. Das bedeutet rund 500.000 Eigentumshaushalte mehr für Österreichs Familien".

Von einer "Eigentumsoffensive" ist also die Rede; eine halbe Million mehr "Eigentumshaushalte" strebt Nehammer in den nächsten 7 Jahren an.

Quelle: https://www.diepresse.com/751694/einkaufszentren-auf-der-gruenen-wiese-beim-umsatz-voran

Es ist wie immer – auf die Beantwortung der Grundsatzfrage wird vergessen: Warum können sich vor allem jüngere Menschen kein Eigentum an Immobilien leisten? Das, was Nehammer vorhat, ist bloß eine nutzloser wie effektheischender Versuch, den "verbrecherischen" Umgang mit den Immobilien dieses Landes kosmetisch zu behandeln; damit meine ich nicht nur den Modus Vivendi im Bereich der Spekulationen mit dem heimischen Liegenschaftsvermögen an sich, sondern vor allem den, politisch gesteuerten und dadurch verursachten, raumordnungs- und flächenwidmungsmäßigen Irrwitz auf allen Ebenen der heimischen Verwaltung.

Man hat das Feld der Nutzung und Gestaltung aller bebauten und unbebauten Liegenschaften dieses Landes politischen, von parteilichen Interessen gesteuerten, Dilettanten überlassen, die wiederum nichts Besseres zu tun wussten, als sich denjenigen anzuvertrauen, respektive auszuliefern, die ja vom "Bau" bzw. der Bebauung von Flächen an sich eine Ahnung haben sollten; so kam, was kommen musste: Baufirmen, Projektentwickler, Bauträger und allerlei sonstige, geschäftstüchtige "Branchenkenner" (Banken, Versicherungen, Konzerne, "Self-made" Millionäre wie Benko & Co etc.) traten auf den Plan und "rissen" sich mithilfe der "Politik" aus wirtschaftlichem Eigennutz nicht bloß die besten Grundfiletstücke bzw. "Projekte" "unter ihre Nägel".

Quelle: https://www.momentum-institut.at/news/wien-mehr-wohnungen-ohne-meldung-reichen-bezirken

So wurden die Gemeindeverwaltungen zu willfährigen Handlangern der ach so edlen wie elitären "Liegenschaftsoptimierer", die "Politik" an sich zum korrumpierbaren Steigbügelhalter der Wirtschaft; nicht umsonst, sondern aus steuereinnahmetechnischen Gründen, umgib nahezu jedes noch so kleine Kaff ein möglichst großes Gewerbegebiet, wurde Grünland quadratkilometerweise in Gewerbegebiete verwandelt; viele Landwirte haben zwar keine fertilen oder urbaren Äcker mehr, dafür größere Ställe und leistungsstärkere Traktoren; die Zentren der Orte sind verwaist, wohingegen sich an der Peripherie Supermärkte & Einkaufszentren wechselseitig befruchten; wo früher Kartoffeln & Getreide geerntet wurden, befinden sich heutzutage überdimensionale Parkflächen vor ebensolchen Gewerbebetrieben.

Während der Private oder "Normale" Eigentum – wenn überhaupt – nur bei Bedarf erwirbt, kaufen die anderen auf Vorrat bzw. um zu "veranlagen"; vorwiegend dann, wenn die Kreditzinsen gleich 0 sind bzw. Schwarzgeld den Besitzer wechseln soll; wenn das Ersparte keine Früchte trägt, entdeckt der Vermögende brachliegenden oder verwaisten "Grund & Boden"; steigen allerdings die Kreditzinsen in lichte Höhen, kommt die Zeit gut informierter" Schnäppchenjäger; wer, wenn nicht die Banken wissen, wann wen der finanzielle "Schuh" drückt?

Und welcher Banker kennt keinen ihm vertrauten "Unternehmer", der nicht darauf wartete, Kreditschuldnern "behilflich" sein zu dürfen? Aus den ehemaligen Eigentümern werden Mieter – nach außen hin kaum wahrnehmbar.

Wie von "Zauberhand" sind zudem die Baukosten in den letzten 25 Jahren um ca. 270% gestiegen; blöd ist nur, dass sich in eben demselben Zeitraum die Löhne der arbeitenden Bevölkerung im Durchschnitt lediglich um ca. 165% erhöht haben; dieses, wenn man so will, Delta verunmöglicht den "normalen" Eigentumserwerb.

Dazu kommt, dass unzählige, bebaubare Liegenschaften in besten Lagen als "Kapitalanlage" fungieren, hunderttausende Wohnungen leer stehen bzw. nur als Zweitwohnsitze genützt oder "schwarz" vermietet werden, wodurch Markt & Angebot bewusst verkleinert und wiederum die Preise künstlich hochgehalten werden; zudem gesellt sich der gewinnbringende Verkauf von "Sahnestücken" an windige Investoren und deren parteiliche Berater, die Veräußerung von Top-Immobilien an den ausländischen Geldadel sowie reiche Mitglieder der "High Society" oder reiche europäische Pensionisten, die dann Teile ihres Lebensabends an den schönsten & besten Orten Österreichs verbringen.

Quelle: https://www.diepresse.com/751694/einkaufszentren-auf-der-gruenen-wiese-beim-umsatz-voran

Das wären die Antworten auf die von der Politik nicht beantwortete Frage – ein Versagen der Politik in allen Belangen bzw. auf allen Ebenen ist evident; man sieht dem Treiben der Immobilienjongleure zu, ohne etwas dagegen zu unternehmen; dazu gesellen sich künstlich aufgeblähte bürokratische Hürden bei der Geldbeschaffung - die Gewährung von Krediten unterliegt dem Regime der europäischen Regulierungswahnsinnigen; und jene, die sich über den Verlauf der Jahres etwas erspart haben, verringert der österreichspezifische Inflationsirrsinn sowohl die Hoffnung auf leistbares Eigentum als auch deren vorhandenes Kapital; 10% Inflation bedeuten für die emsig-naiven Sparer einen Kapitalverlust von ca. 65 Milliarden im Jahr; 5 % Inflation reduzieren das Sparvermögen der Österreicher immerhin noch um jährliche 29,25 Milliarden, wohingegen die Habenzinsen (den Banken sei Dank) immer noch nicht in die Gänge kommen - Nehammer & Co hingegen faseln immer noch davon, es wäre angesichts der  Inflationswelle dank ihrer Helikoptergeldflüge zu keinem Verlust der Kaufkraft gekommen; scheinbar können ÖVP & Grüne nicht einmal rechnen bzw. 1 und 1 zusammenzählen- von denen, die unter dem von der Regierung veranstalteten Inflationswahnwitz am meisten leiden, ist nämlich nirgendwo die Rede; lieber schüttet man die eigentumsbesitzende Klasse auch noch mit Förderungen bzw. Finanzhilfen zu und bemitleidet die "krisenbedingt" ach so arme Bauwirtschaft.

Nehammer hat allerdings den "Masterplan":

• "Einführung eines staatlich besicherten Wohnbaukredits auf das erste Eigenheim, damit Eigentum für die Mitte der Gesellschaft wieder möglich wird" – warum soll der Staat für privat angeschafftes Eigentum die Haftung bzw. das Kreditausfallsrisiko der Banken übernehmen?

Eine Haftung des Staates hätte jedenfalls nur dann Sinn, wenn sich durch den "Beitritt" eines weiteren Schuldners die Kreditkonditionen für die potenziellen Eigentümer erheblich verbessern und dem Staat ein günstiges Vorkaufsrecht für den Fall zusteht, dass die jeweiligen Eigentümer ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können; das Risiko der Zahlungsunfähigkeit privater Kreditnehmer ist zwischen Staat und Banken zu teilen; der Staat ist für seine Haftung von den Banken entsprechend zu entschädigen.

• "Abschaffung aller Gebühren und Steuern auf das erste Eigenheim, gedeckelt mit 1.000.000 Euro Gesamtkosten" – eine solche Regelung hat nur dann Sinn, wenn sie ausschließlich jenen zugutekommt, die einer solchen "Befreiung" tatsächlich bedürfen; es kann nicht, sein dass "Millionärssöhnchen" zu unser aller Nachteil Eigentum erwerben; außerdem sollte man diese Abgaben für die Dauer von 10 Jahren bloß stunden; erst im Falle einer tatsächlichen Hauptwohnsitznutzung durch den Eigentümer kann es nach 10 Jahren zu einem endgültigen Verzicht auf den gestundeten Anspruch kommen.

• "Schaffung eines Modells für eine echte Kaufmiete" – Im Rahmen der in Österreich geltenden Vertragsfreiheit bedarf es keines "echten Modells"; eine flächendeckende Verwendung dieser "Kaufoption" ist letztlich an der Gier der vermietenden Eigentümer gescheitert; warum soll ich etwas verkaufen, wofür ich "ewig" Miete verlangen kann; jeder staatliche Eingriff in diesem Bereich gliche einem Anschlag auf die Privatautonomie.

• Einführung eines Zinsabsetzbetrages für Wohnbaukredite – auch in diesem Bereich muss es vorab eine Erhebung der Gesamtumstände der jeweiligen Kreditnehmer geben ("Millionärssöhnchen"); derjenige, der es sich leisten kann, benötigt keine zusätzlichen "Absetzposten".

• Wiedereinführung der Zweckwidmung der Wohnbauförderung – niemand hat die "Politik" gezwungen, die Zweckwidmung aufzuweichen, bis von ihr nichts mehr übrig war.

• Ausbau der finanziellen Unterstützung bei Althaussanierungen" – alle staatlichen Unterstützungen, die einen bestimmten Betrag übersteigen, sind grundbücherlich sicherzustellen; damit kann verhindert werden, dass staatliche Hilfen irgendwann jemandem zugutekommen, der ihrer nicht bedarf bzw. solche bereits in Anspruch genommen hat; bei einer zwangsweisen Verwertung hat der Staat zumindest Einfluss auf die Verwertung.

Quelle: https://fm-online.at/topmeldungen/wie-benko-wien-ruiniert/

Das von Nehammer Geforderte ist nicht unerwartet weder das Papier wert, auf dem es steht noch ändert es etwas am grundsätzlichen Problem: Dem Umgang mit denjenigen Ressourcen, die in Summe das Staatsgebiet Österreichs ausmachen; solange das Feld Spekulanten und Dilettanten überlassen bleibt, wird sich am Missverhältnis zwischen besitzender und bittstellender Klasse nichts ändern; solange in allen "Immobilienbelangen" die Parteilichkeit ihre Finger im Spiel hat, Immobilienhaie herangefüttert werden und den skrupellosen Systemschädlingen nicht das Handwerk gelegt wird, ist Besserung nicht in Sicht.

Und wenn, wie kolportiert wird, Figuren wie Brunner & Plakolm beginnen über Nehammers absurde Eigentumsfantasien  nachzudenken, klingt das eher wie eine gefährliche Drohung, als dass Sinnvolles zu erwarten wäre.

Chr. Brugger

05/02/2024