Knockout

30.09.2024

Bereits vor dem Vorliegen des amtlichen Endergebnisses der gestrigen Nationalratswahl haben die Vertreter der ÖVP ("Österreichische Verlierer Partei") nichts unversucht gelassen, ihre seit Menschengedenken größte politische Niederlage mit pervers anmutenden Floskeln zu kaschieren; "Haltung zeigen und Probleme lösen" lautet das Credo Nehammers.

Quelle: https://www.klick-kaernten.at/1134782024/vorlaeufige-mandats-verteilung-nach-hochrechnung/

Man hätte prinzipiell zumindest 5 Jahre Zeit gehabt, die Politik, das politische Handeln den Bedürfnissen der Bevölkerung anzupassen, sich daran zu orientieren, was den Interessen des Volkes entspricht; es wird Einsicht geheuchelt; allein, ob der vorhandenen Protagonisten (Nehammer, Edtstadler, Raab, Polaschek, Karner, Tanner, Plakolm & Co) ist nicht im Ansatz daran zu denken, dass sich an der allenthalben vorhandenen Unvernunft etwas ändern könnte; der ÖVP sind Schicksal und Fortkommen der Bevölkerung vollkommen egal; sie verfolgen jenen kranken, völlig unausgegorenen Plan, den Nehammer am 26.01.2024 vorgestellt hat – seinen "Plan für Österreich", dem ca. 75% der Bevölkerung nichts abgewinnen können; die absolute Mehrheit der ÖsterreicherInnen wollen weder Nehammer an der Spitze der Verwaltung noch seine absurden Vorstellungen verwirklicht sehen; das war die eigentliche Botschaft des gestrigen Abends; in der ÖVP kümmert das aber niemanden; das, was das Volk will, ist der ÖVP einerlei; sie wollen sich weiterhin und ausschließlich um ihrer selbst willen an der Macht halten um sich auch künftig am Staatsvermögen bedienen zu können.

Den Wählerwillen ignoriert man in der ÖVP, die Stimme des Volkes ist ihr nichts wert; "Haltung zeigen" wäre, ebenso wie "Redlichkeit", wenn sich Nehammer samt seiner gesamten Verwaltungscrew aus der Politik zurückzöge; er, insbesondere aber sein politisches Handeln, das einer Geisterfahrt an den Rand des wirtschaftlichen Abgrundes gleicht, wurde basisdemokratisch abgewählt. Jeder anständige Mensch würde die Konsequenzen ziehen und das tun, was erwartet wird; davon ist bei Nehammer aber vorerst keine Rede: Er bastelt bereits an einer Koalition der Verlierer und ist im Begriff, den bereits verursachten Schaden noch zu vergrößern; auch das wird, zumindest seiner bescheidenen Ansicht nach, wieder "redlich", "richtig & wichtig" sein, zumal ja nur er und als einziger in der Lage ist, für komplexe Probleme keine Lösungen zu haben.

Quelle: https://www.diepresse.com/6119648/klitschko-ukraine-verteidigt-werte-die-sie-mit-oesterreich-teilt?ref=ues_a

Gänzlich unfähig ist aber selbst ein Karl Nehammer nicht; er hat etwas zustande gebracht, was vor 10 Jahren noch undenkbar gewesen wäre; dass die ÖVP auf Bundesebene in Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Tirol, Vorarlberg und der Steiermark sowie dem Burgendland nur noch ca. 30% Zuspruch erhält kann sich Nehammer auf seine Fahne heften; bloß minus 15% in den einstigen schwarzen "Hochburgen" Tirol & Salzburg ist ein sensationeller Erfolg; in Niederösterreich hat es Nehammer sogar geschafft, dass die Differenz zwischen ÖVP und FPÖ um 26%(!) kleiner wird, in Salzburg & Tirol gar um 29% und in Kärnten immerhin um 31%; es stellt sich nur die Frage, bei wem sich Nehammer für diese durchaus grandiosen Ergebnisse parteiintern rechtfertigen muss.

Die ÖsterreicherInnen können allenfalls das Interesse an parteipolitisch motiviertem Verwalten verloren haben; vertrottelt sind sie deshalb aber noch lange nicht; es werden daher keine 14 Tage ins Land ziehen und Nehammer wird sein nächstes blaues Wunder erleben; der von Nehammer verursachte "Flächenbrand" wird sich auch auf Vorarlberg ausdehnen; dort sollte es für die ÖVP sogar möglich sein, ca. 15% ihrer bisherigen Befürworter an die FPÖ zu verlieren.

Sein "Meisterstück" wird Nehammer aber erst am 24.11.2024 abliefern können – bei den Landtagswahlen in der Steiermark; dort wird es mit ihm als Brandbeschleuniger gelingen, den bisherigen Landeshauptmann mit einem blauen Fetzen aus dem Landtag zu jagen und diesen in der politischen Bedeutungslosigkeit versinken zu lassen.

Quelle: https://boxingroyale.com/en/blog/post/techniques-to-avoid-getting-knocked-out-in-a-fight

Die Logik wäre recht einfach – solange Nehammer die ÖVP ausgrenzt, werden ihn die Wähler ausgrenzen; insofern kann Herbert Kickl nur hoffen, dass Nehammer noch möglichst lange ÖVP-Obmann bleibt; denn mit Nehammer an der Spitze kann die ÖVP nicht einmal den sprichwörtlichen "Blumentopf" gewinnen; es wird aber (leider) nicht lange dauern und in der ÖVP wird man verstanden und zur Kenntnis genommen haben, dass mit einem Dauerverlierer eben nichts zu gewinnen ist; Nehammer hängt längst "in den Seilen" und das endgültige k.o. steht unmittelbar bevor; zwei blaue Augen noch und er wird ausgezählt sein …


Chr. Brugger

30/09/2024