Karli und das Mitleid Nietzsches

28.02.2023

Wer den Anspruch erhebt, ein wahrhaft taffer Krisenmanager zu sein, den eigenen Ansprüchen aber nicht gerecht werden kann, dem spielte möglicherweise Mitleid im Sinne Nietzsches in die Hände; im Unterschied zu anderen namhaften Philosophen (wie Aristoteles oder Rousseau) betrachtet der aus dem heutigen Sachsen-Anhalt stammende "Freund der Weisheit" Mitleid als ein "Bedürfnis der Unglücklichen", die mit dem "Zur-Schau-Tragen" ihres Unglücks effektheischend versuchten, aktiv Mitleid zu erzeugen, um letztlich doch noch irgendwie "Macht" über alle Mitleidenden ausüben zu können.

Quelle: https://www.philomag.de/artikel/nietzsche-und-die-selbstbestimmung

Ein Zitat aus "Menschliches, Allzumenschliches" erhellt, was damit gemeint sein soll, bzw., aus Karlis Sicht, gemeint sein könnte: "Vielmehr beobachte man Kinder, welche weinen und schreien, damit sie bemitleidet werden, und deshalb den Augenblick abwarten, wo ihr Zustand in die Augen fallen kann; man lebe im Verkehr mit Kranken und Geistig-Gedrückten und frage sich, ob nicht das beredte Klagen und Wimmern, das Zur-Schau-tragen des Unglücks im Grunde das Ziel verfolgt, den Anwesenden weh zu tun: das Mitleiden, welches jene dann äußern, ist insofern eine Tröstung für die Schwachen und Leidenden, als sie daran erkennen, doch wenigstens noch eine Macht zu haben, trotz aller ihrer Schwäche: die Macht, wehe zu tun. Der Unglückliche gewinnt eine Art von Lust in diesem Gefühl der Überlegenheit, welches das Bezeugen des Mitleides ihm zum Bewusstsein bringt; seine Einbildung erhebt sich, er ist immer noch wichtig genug, um der Welt Schmerzen zu machen. Somit ist der Durst nach Mitleid ein Durst nach Selbstgenuss, und zwar auf Unkosten der Mitmenschen; es zeigt den Menschen in der ganzen Rücksichtslosigkeit seines eigensten lieben Selbst (…)".

Stimmte diese These, könnte mit "Fug und Recht" davon ausgegangen werden, dass unserem Karli, wollte man so, also dem "Kanzler-Karli", ein "Weltschmerz" heimsucht und ihn nach Mitleid dürstet; auf unsere Unkosten zwar, aber immerhin zumindest mit der Rücksichtslosigkeit seiner eigenen Schwäche.

Ein "Weltschmerz" könnte es sohin sein, der unseren Karli dazu veranlasst, mitleidheischend durch die Gegend zu flennen, nichts unversucht zu lassen, damit ihm Mitleid widerführe bzw. entgegengebracht werden könnte; bemitleidenswert muss er also sein, unser Karli, bemitleidenswert … wenn auch nur im Sinne Nietzsches, aber immerhin.

Die "Warnung" des Sachsen vor dem Mitleidhaben schlagen offensichtlich alle Beeindruckten in den Wind; man könnte sich also durchaus fragen, ob sie das "Bedürfnis" des "Unglücklichen" gar bzw. im Sinne Nietzsches als "Dummheit und intellektuellen Mangel" deuten und nicht "als etwas ganz anderes und Bedenklicheres".

Nun dürfte es nicht so sein, dass ihn, den Karli, irgendwann einmal, nur jene wählen würden, denen er lange genug mit seinem Selbstmitleid auf die Nerven gegangen sein wird; eine Hand voll Unbeirrbare wird es geben, die ihm bzw. der türkisen ÖVP die Treue halten bzw. ihre Stimme anvertrauen werden – das wurde beim letztjährigen Parteitag bereits bewiesen; 1000 Volumenpromille(!) Zustimmung legen den Verdacht nahe, Karli säße fest im Sattel; wenigstens solang, als Parteigänger, mangels Alternativen, keine andere Wahl haben; durch dieses Abstimmungsresultat ließ sich Karli zu folgender Aussage hinreißen: "Ich nehme mit Stolz und Dankbarkeit die Wahl an und das ist erst der Anfang – und der Bundeskanzler folgt bei der nächsten Wahl again".

Allein schon aus dieser, objektiv falschen, Aussage wird erkennbar, womit unser Karli auf die Tränendrüse des wählenden Volkes drücken zu müssen vermeint: Wohlwissend, dass eben und an erster Stelle gerade ihn noch nie jemand gewählt hat (schon gar nicht als Kanzler), scheint er Mitleid erregen zu wollen: Nehmt mir bitte nicht alles weg, was ich immerhin zu sein scheine; Kanzler again – was soll ich sonst auch tun? Nichts gelernt, bislang nichts Sinnvolles gearbeitet, die schnöde Tatsache der Zugehörigkeit zu einer politischen Gruppierung als "Legitimation"? Fachkräfte wären zwar gefragt wie begehrt, bloß über ein Fach verfügt der Karli nicht; selbst einer, der als Ministrant bereits ebenso untragbar wie unerträglich war, darf, sozusagen als Ausdruck höchster Verzweiflung über die eigene, parteiliche Inkompetenz bzw. als "Dank", schon auch einmal auf "staatsmännisch" machen – was Kurz & Schallenberg schon konnten, nämlich kaum etwas richtig sondern nahezu alles falsch zu machen, versucht unser Mitleid-Karli noch zu toppen, indem er u.a. Aussagen tätigt, die zwar dämlich oder falsch sind, dennoch, gerade ob ihrer Obskurität, Mitleid erregen könnten, zumal sie, einmal wortgeworden, schonungslos Einblick in eine schier grenzenlose Hilflosigkeit gewähren.

"Stärker aus der Pandemie heraus als hinein" – ein Karli-Klassiker; Hannes Androsch dechiffriert diesen "Sager" als das, was er tatsächlich ist bzw. war: "Populistisch verrückte Pandemiepolitik"; auch die "Übersterblichkeit", so Androsch, sei dem "Versagen der Politik" zuzuschreiben.

Quelle: https://www.msn.com/de-at/nachrichten/inland/regierung-will-nach-coronajahren-die-hand-ausstrecken/ar-AA17wsW1?ocid=msedgntp&cvid=34081b901f95458cbad0a10d71cae295

Karlis "Alkohol & Psychopharmaka" gegen die Inflation – geht es nach Androsch & Experten, ist zumindest ein Drittel der heimischen Inflation "hausgemacht", also ein Produkt gnadenlos abstruser Wirtschaftspolitik.

"Die ÖVP hat kein Korruptionsproblem" – dieses beharrliche Leugnen der Realität beschreibt der Ex-Finanzminister in etwa so: "Schwarze Schafe gibt´s in jeder Herde, aber wenn die ganze Herde schwarz ist, ist das eine Katastrophe".

Die von Karli ach so hoch gelobten Maßnahmen gegen Teuerung? "Zu wenig und zu viel ist der Narren Ziel" – oder: "Konfettiprinzip mit Helikopterabwurf" … "ein Versagen der Politik in breiter Front".

Ein weitere Karli-Vorschlag: "Abschöpfung von Gewinnen bei jenen Unternehmen, die durch den Krieg und auch die derzeitigen Auswirkungen der Teuerung profitieren" – nach Androsch "eine bizarre Idee, die nur Inkompetenz zum Ausdruck bringt" – einfach ein "Faschingsscherz".

Stichwort "Versöhnungsprozess": Selbst diese einfache Übung hat der Karli (nicht unerwartet) mühelos vermasselt … schuld waren und sind immer andere, bloß nicht er selbst, die persönliche Unzulänglichkeit oder das eigene Versagen; das endet dann "genauso, wie man eine Versöhnung nicht macht"; sein Geständnis, hörig gegenüber "Experten" (gewesen) zu sein erhellt, in Verbindung mit seiner "Volkstrauma-These", wie angeschlagen eine menschliche Psyche sein dürfte, ohne daran gehindert werden zu können, weiterhin öffentlich aufzutreten und ungeniert, wenn auch nur die eigenen Parteimitglieder, mit befremdlichem Vokabular bzw. absurden, von jedem Sinn befreiten, Phrasen zudröhnen: "Haltung, den Aggressor zu benennen, aber Haltung auch auf die Option auf Frieden niemals zu vergessen" – ich frage mich, wie man "Haltung" im Hinblick auf eine "Option" überhaupt vergessen kann oder eben nicht? Es entsteht der Eindruck, der Redner wüsste selbst gar nicht, welchen Unsinn er verbreitet.

Einen letztes "Schmankerl" hat der Karli also am Aschermittwoch kredenzt; seit dem Ausbruch von Pandemie & Krieg triebe uns auch ständig die Angst, schwadroniert er ins Publikum; wir litten permanent unter Angst – vielleicht meint er damit auch nur unsere andauernde, unlustbezogene Erregung gegenüber ihm selbst und dem, was er unter seiner "Politik" verstanden wissen will.

Quelle: https://www.msn.com/de-at/nachrichten/inland/regierung-will-nach-coronajahren-die-hand-ausstrecken/ar-AA17wsW1?ocid=msedgntp&cvid=34081b901f95458cbad0a10d71cae295

Wiederholt redet er (so nebenbei) von einem "Bundespräsidenten", der das aber seit mehr als einem Jahrzehnt gar nicht mehr ist; redet er über ein Phantom? Die Gründe seines (Christian Wulffs) unfreiwilligen Rücktritts lässt der Karli hingegen unerwähnt – warum nur?

"Nicht um die Arbeit selbst zu loben" muss er daher notgedrungen und anhaltend wiederholen, die Gasspeicher wären voll; über den Preis dafür, den wir, das Volk, dafür bezahlt haben, war hingegen bisher kein Wort zu hören; Selbstverständliches als Leistung zu bezeichnen mutet an wie Größenwahn.

Die Serie "bemitleidenswerter" Karli-Fauxpas ließe sich beliebig, nahezu bis ins Unerschöpfliche fortsetzen; allein, es hätte wenig Sinn, dem Karli noch ein Mehr an Unfähigkeit zu attestieren: Unfähig ist und bleibt eben leider das, was es ist: Mit allem überfordert zu sein bzw. nicht das zu können, was man, noch dazu als selbsternannter, "Krisenmanager", zumindest ansatzweise können sollte; insofern ist die "Karli-Mitleidsmasche" vermutlich die einzige Möglichkeit, sich bis zur nächsten Nationalratswahl (politisch betrachtet) über Wasser zu halten; das Problem, mit dem der Karli noch zu kämpfen haben wird ist nur Folgendes: "Die Menschen in diesem Land erwarteten sich "Persönlichkeiten in der Politik, die Gestaltungskraft für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes entwickeln und den Menschen Antworten auf die Fragen der Zeit geben – und nicht was sie ankündigen und sozusagen in ihren Echokammern herumplaudern, ohne die Zusammenhänge, Wechsel- und Fernwirkungen zu beachten (…)" meint beispielsweise Hannes Androsch – auf die Frage, ob solche "Politiker" derzeit vorhanden wären, antwortet er ausweichend, spricht nur von "Personen", die jedenfalls keine "Persönlichkeiten" seien; andere Begriffe (z.B. Flaschen & Versager) weiß er aber höflich zu vermeiden …

Dem zitierten Anforderungsprofil wird der Karli jedenfalls nicht bzw. keinesfalls gerecht – von einer "Persönlichkeit" können alle, die sich von seiner mitleidsuchenden Bedürftigkeit noch immer beeindruckten lassen, auch weiterhin nur träumen.

Den nächste "intellektuellen" Kahlschlag hat der Karli nun aber bereits für den 10.03.2023 avisiert; er wolle eine "Rede zur Lage der Nation" halten; trotz geringster Erwartung wird es dennoch sicherlich lustig, was der Pleiten-Pech & Pannen-Karli dem Volk so alles ins Ohr zu nuscheln gedenkt. Er wird dann vermutlich wieder nur von "Zuversicht" schwafeln, dass ja alles so schwierig wäre, die "Herausforderungen riesig" und es zuversichtlich machte, dass er (mit seiner Marionettenregierung) Krisen gar bewältigen, Wege finden und Lösungen suchen könne, weil nur er in der Lage sei, auf komplexe Fragen keine einfachen Antworten zu finden, da wir seiner sonst ohnedies nicht bedürften; sein "richtig" und "wichtig" wird uns auch nicht erspart bleiben, wie das verquer absurde Übermaß seines eigenen "Ursache & Wirkung" Prinzips, das er seinerseits noch nie verstanden zu haben scheint – anders ist es nämlich nicht zu erklären, dass unser Karli samt seinen Ministranten höchstpersönlich für die weitaus größte Volksvermögensvernichtungsaktion der zweiten Republik verantwortlich zeichnet; es besteht nämlich kein Zweifel daran, dass Androsch Recht hat und ein Drittel der heimischen Inflation, also 3 – 4%(!), hausinterner Schwachsinnpolitik zu verdanken ist, womit ein jährlicher Verlust des heimischen Brutto-Geldvermögens in Höhe von ca. 30 Milliarden(!) Euro einhergeht; und dann stellt sich der Karli hin und palavert von den Pionierleistungen der Nachkriegsgeneration, deren gespartes Vermögen, dessen ungeachtet, absichtlich und unbeirrbar vernichtet wird – das lässt Rückschlüsse auf die wahre Gesinnung bzw. den tatsächlichen Charakter, also "Karlis Haltung" zu.

Wollte er also uns, dem Volk, und letztlich auch sich selbst noch einen einzigen, letzten Gefallen tun, sollte Karli auf diese Rede verzichten und mit einem Zweizeiler seinen Rücktritt erklären:


"Weil ich ein Kanzler war, mitnichten,

dürft ihr ab jetzt auf mich verzichten."


"Weltschmerz" war für Jean Paul ein Gefühl "schmerzhaft empfundener Melancholie", das davon Betroffene, ihrer "eigenen Unzulänglichkeit" bewusst werdend, heimsucht – wahre "Haltung" zeigte der Karli, ergriffe ihn endlich die Einsicht in seine eigene, wie Androsch es vermutlich ausdrückte, "hausgemachte" Unzulänglichkeit, einem Synonym für Dilemma, Schwäche & Unvermögen.

An dieser Stelle ist zu enden; sonst bestünde durchaus die Möglichkeit, mich auch noch näher mit den "Mitleidsthesen" des Franzosen La Rochefoucauld zu befassen bzw. diese mit dem Karli in Verbindung bringen zu wollen; das Ergebnis wäre vermutlich nachvollziehbar, dafür aber allenfalls sogar etwas zu ernüchternd …

Chr. Brugger

28/02/2023