Jux-Bewerbe, ein Skandal und viel Neues
Olympia ist in vollem Gang, spannende Wettkämpfe, teilweise hohes Niveau, glanzvolle Vorstellungen aber auch Bewerbe, die - warum auch immer - ebenfalls ein Plätzchen im Veranstaltungskalender ergattert haben. Manche meinen, dass Monobob & Co nur deshalb olympisch sind, damit sich diverse TV-Stationen nicht mit "Sendelücken" beschäftigen müssen und, mit Dauerwerbesendungen als Vorbild, beinahe rund um die Uhr berichten können.
Sieht man sich allerdings manche Sportarten etwas näher an, betrachtet die Masse in Relation zur tatsächlichen Klasse kritisch, ist leicht erkennbar, dass manche Disziplinen nicht nur sportlich völlig wertlos sind, sondern Medaillen inflationär unter den Teilnehmerinnen verteilt werden, als gäbe es sie von der Stange geschenkt.
Meine Lieblings-Jux-Veranstaltung ist sicherlich der Einzelrennschlitten Frauenwettbewerb ("Monobob"): "Bergtalereiern" auf äußerst bescheidenem Niveau - Rückstände weit jenseits der Sekundengrenze, Fahrfehler ohne Ende, Banden-Touché links, dann rechts, wieder links, das Gefährt jedenfalls nie im Griff - eine Eis-Roulette-Veranstaltung besonderer Art.
Quelle: https://d.facebook.com/bobsledkaillie/photos/a.1653814381569302/2076964872587582/?type=3&__tn__=EH-R
Aber, Siegerin Kaillie Humphries nicht nur optisch eine wahre Augenweide: Zierlich, anmutig, nahezu filigran ...
Nächste Farce: Damen-Eishockey mit zwei Mannschaften und einer Schar an Anfängerinnen zur Komplettierung einer Disziplin, bei der zweistellige Ergebnisse keinesfalls die Ausnahme sind. Kanada und die USA gegen den Rest der Welt - die restlichen Teams nur putzige Staffage, sportlich hingegen ohne jede Relevanz.
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/sport/olympische-winterspiele/ski-freestyle-big-air-bei-olympia-norweger-birk-ruud-erster-sieger-17791064/grosse-spruenge-vor-ruinen-big-17791087.html
Ski-Freestyle- und Snowboard-Wettkämpfe, bei denen Stürze die peinliche Regel sind, gestandene Sprünge zur Ausnahme verkommen; Mittelmaß soweit das Auge reicht - manchmal hat es den Anschein, als würden Teilnehmer/innen Olympia lediglich dazu verwenden, einmal im Licht der Öffentlichkeit zu stehen, obwohl das Gezeigte jeder sportlichen Ernsthaftigkeit entbehrt; es hat wenig Sinn, Sprünge oder "Tricks" zu versuchen, die nur zu komischen Verrenkungen, Stürzen, gar Verletzungen führen - es zählt aber offenbar allein der Versuch, das Ergebnis spielt keine Rolle. Sieger/innen gibt es dann, wie beim Monobob, dennoch - Qualität hingegen ist kaum zu sehen, nach Dichte an der Spitze sucht man vergebens.
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/sport/olympische-winterspiele/olympia-silvia-mittermueller-verletzt-bei-snowboard-finale-15444643.html
Nicht minder absurd war der Mixed-Bewerb im Skispringen; bei diesem "Pausenfüller" waren einige Nation nicht einmal in der Lage, sich regelkonform zu adjustieren um, nach den jeweiligen Disqualifikationen, die Kontrolleurin der Sprunganzüge dafür verantwortlich zu machen, wozu die eigene Unfähigkeit ursächlich beigetragen hat. Wenn dann vermeintliche "Exoten", sportlich verdient oder nicht sei dahingestellt, Medaillen erhalten, echauffiert sich das offizielle Olympia-Österreich auch noch darüber; gerade so, als hätten Russland und Kanada die Plätze 2 und 3 nicht verdient.
Mixed-Drama, Disqualifikations-Eklat hieß es im Machhinein, nachdem das zugrundliegende Regelwerk bloß als verbindliche Empfehlung entlarvt war; Schuld hat allein eine Polin, die dieser Interpretation wenig abgewinnen konnte: Aga Baczkowska, seit ein paar Tagen die Buhfrau von Peking.
Zu schlechter Letzt gibt es dann, gefühlt 24/7, Curling-Wettbewerbe, deren Sinnhaftigkeit zumindest hinterfragt werden kann; aus heimischer Sicht wären jedenfalls Eisstockbewerbe sowohl spannender als auch erfolgversprechender; Ziel- oder Weitschießen auf Tauben um die Ehre oder ein Abendessen im trauten Kreis der olympischen Familie - Alternativen, über die es sich nachzudenken lohnte.
Quelle: https://www.region-du-leman.ch/de/P16157/eistauchen
Naturbahnrodeln wäre, neben Eisklettern, Skibob, Eissegeln, Ski-Doo-Fahren und Eistauchen eine weitere Disziplin, mit der sich das IOC anfreunden könnte, Skibergsteigen ohnedies, von Eisspeedway, Skijöring hinter Strauß, Auto oder Kamel gar nicht zu reden; dazu noch Pferdekutschen- oder Schlittenhunderennen, die am Ende das Olympiaprogramm abrundeten; das könnte dazu führen, olympische Spiele über einen Zeitraum von ca. 4 Wochen stattfinden zu lassen; 2 Wochen sind viel zu wenig, der Sportwelt vor Augen zu führen was Stars und Sternchen zu leisten in der Lage sind, wofür sie jahrelang üben, sich vorbereiten, alles tun, am Tag X in bildschirmgerechter Bestform aufzutreten.
Chr. Brugger
15/02/2022