Im Schatten des Hahnenkamms

25.01.2025

Alljährlich finden an den Hängen des Kitzbüheler Hahnenkamms Skirennen statt, seit 1967 auch Weltcuprennen der Fédération Internationale der Ski ("FIS"), dem internationalen Skiverband.

Bis 1961 gab es am Hahnenkamm auch Damen-Rennen; seit 1962 sind Weltcup-Rennen auf der "Streif" bzw. dem "Ganslernhang" den Herren vorbehalten.

Die Rennen in Kitzbühel gehören neben jenen im schweizerischen Wengen zu den traditionsreichsten Skisportveranstaltungen; die meisten Rennsiege (9) am Hahnenkamm kann Andreas "Anderl" Molterer, der "weiße Blitz aus Kitz", für sich beanspruchen; in der "Weltcup-Ära" wird diese Rangliste von Marc Girardelli (7), dem für Luxemburg gestarteten Vorarlberger angeführt. Sowohl Molterer als auch Girardelli haben, was heutzutage undenkbar wäre, sowohl Abfahrten als auch Slaloms und die ehemals prestigeträchtige "Hahnenkamm-Kombination" gewonnen und sind solcherart die wahren "Könige von Kitz".

Quelle: https://www.magazin-forum.de/de/node/21288

Während früher der Sport bzw. die sportliche Auseinandersetzung zwischen den besten Skirennfahrern im Vordergrund stand, sind es heute zahlreiche "Events" sowie, medial zu solchen hochstilisierte, zahllose VIPS, die das alljährlich Mitte Jänner stattfindende Weltcup-Wochenende prägen; wochenlang wird, quasi prologhaft sowie retrospektiv, darüber berichtet, wer wann und wo bzw. mit wem in welchen Lokalitäten gesichtet wurde, um sich, froh gelaunt, feiernd und entsprechend gestylt in Szene zu setzen bzw. gesehen zu werden.

Was bzw. wer allerdings als "Very Important Person" gilt, definiert sich die Schickeria der Einfachheit halber gleich selbst; Boulevardjournalisten verständigen sich darüber, wer denn nun wichtig sei oder wäre; es stellt sich allerdings die Frage, ob das außerhalb der heilen High-Society-Blase auch so gesehen wird; es hat vielmehr den Anschein, als würde das illustre, partiell gar "inzestuös" anmutende Grüppchen, dem Promi-Status attestiert wird, nichts anderes sein, als eine Zusammenrottung derer, die sich einmal jährlich in aller Öffentlichkeit gemeinsam präsentieren bzw. prostituieren wollen; prostituieren in dem Sinn, sich für abartige Zwecke selbst noch viel weiter herabzuwürdigen, als es ihrem eigentlichen Dasein ohnedies entspräche.

An der Spitze der illuminierten Gesellschaft rangiert, dem Vernehmen nach, der ehemalige Bodybuilder und Actionfilmcharge Arnold S., der als oberster Beamter Kaliforniens vor allem dadurch in Erinnerung geblieben ist, dass er zahlreiche Todesurteile vollstrecken ließ bzw. die zwangsweisen Tötungen nicht verhindert hat.

Quelle: https://www.kleinezeitung.at/leute/19290568/kitzbuehel-arnie-tanzte-solo-mit-der-weisswurst

Im Kitzbüheler Party-Marathon wirkt die in die Jahre gekommene "steirische Eiche" wie ein überdimensionaler Kronleuchter; "Arnie" überstrahlt die anderen C-Promis medial um Längen; bei näherem Hinsehen wird hingegen recht schnell klar, dass dem Luster die Kerzen bzw. Glühbirnen fehlen; eine Leuchte war der "Steirer-Bua" aber ohnedies noch nie; es bedarf also schon reichlich künstlichen Lichts, um den gebürtigen Steirer möglichst glamourös erscheinen zu lassen.

Naturgemäß lässt sich Gossip umso besser an den Mann bzw. die Frau bringen, als dabei jemand mit Hollywood-Vergangenheit mitspielt; nicht umsonst ist der US-amerikanische Staatsbürger am Hollywood-Boulevard verewigt; wem es schier mühelos gelungen ist, in Filmen wie "Conan der Barbar", "Predator" oder der "Terminator-Trilogie" die niedrigsten Instinkte von Zusehern anzusprechen, dem wird es nicht minder leicht fallen, auf tirolerischem Parkett zu reüssieren; das für einen solchen Schwachsinn empfängliche Publikum ist am Hahnenkamm ja scheinbar recht zahlreich vorhanden.

Quelle: https://www.schneehoehen.de/artikel/stanglwirt-weisswurstparty-496

Im Schatten Schwarzeneggers können sich also "lauwarme Würstchen" wie Andreas Gabalier, Michaela Kirchgasser, Johann Knauß, Melissa Naschenweng, Michaela Dorfmeister, Gerhard Friedle, Alexandra Meissnitzer oder Oliver Pocher samt Namenskollegen Polzer sonnen und am heiteren Gesellschaftsspiel "Mehr Schein als Sein" teilnehmen; alles äußerst Prominente also und sehr, sehr wichtige Personen – die Frage ist nur für wen und warum?

Von den eigentlichen Stars ist hingegen wenig zu hören und noch weniger zu sehen; von Marco Odermatt und Loïc Meillard beispielsweise oder Franjo von Allmen, Henrik Kristoffersen sowie Clement Noel – sie alle sind für die jeweiligen Skirennen angereist und nicht aus Jux & Tollerei bzw. für eine möglichst glamouröse, medial begleitete Selbstinszenierung; sie sind es gewohnt Siege zu feiern und nicht bloß sich selbst bzw. ein schlechtes Abbild davon; ihnen allen sind die C-Promis einerlei und deren dubiose Wichtigmacherei zuwider.

Ein recht erhellenden Blick auf die krude Divergenz zwischen Sport und Jet-Set kam 2019 just von einem, der es wissen muss; aus dem Magazin "Spiegel" darf daher stellvertretend  die Passage aus einem Interview mit Hubertus zu Hohenlohe zitiert werden: "Richtig sauer war er auch am Freitag bei der Abfahrt in Kitzbühel. Als Otmar Striedinger mit Startnummer 27 auf den dritten Platz raste, war die VIP-Tribüne schon fast komplett geleert. Da waren alle schon im VIP-Zelt und haben ihre Langusten und ihr Steak gefressen, ereifert er sich, eine Frechheit, respektlos."

Chr. Brugger

24/01/2025