Geldprobleme?

01.01.2025

Traut man den auf der Homepage des Rechnungshofes veröffentlichten Rechenschaftsberichten der politischen Parteien für das Jahr 2023, kann man daraus lernen, dass ÖVP & SPÖ nicht nur politisch, sondern auch finanziell, wie Günter Grass das in seinem Gedicht "Europas Schande" beschrieb, "unter Schrottwert taxiert" werden müssen – der Umgang mit Geld kann, wenn man, parallel zu den Parteifinanzen, die wirtschaftliche Situation des Landes betrachtet, also nicht zu den Hauptkompetenzen der beiden ehemaligen "Großparteien" gehören; mit einer schier nicht zu überbietenden Hartnäckigkeit ist es vor allem der ÖVP in ihrer nahezu 4 Jahrzehnte andauernden Regierungstätigkeit gelungen, nicht nur den Staat an den Rand des Bankrottes zu geleiten; um die Finanzen der Partei ist es nicht minder schlecht bestellt.

Quelle: https://www.msn.com/de-at/nachrichten/politik/vermögen-der-parteien-övp-und-spö-sind-hoch-verschuldet/ar

Im veröffentlichten Schuldenstand der Parteien sind, zumal nur bis 31.12.2023 bilanziert wurde, die Kosten für diverse Wahlkämpfe im Jahr 2024 (Landtagswahlen, Europawahlen, Nationalratswahl) naturgemäß noch nicht berücksichtigt oder "eingepreist"; es dürfte sohin um die finanzielle Situation von ÖVP & SPÖ noch weit schlechter bestellt sein, als das heute abzusehen ist.

Das Groteske daran bzw. bemerkenswert ist aber, dass just diese beiden Parteien, die offensichtlich weder mit fremdem noch eigenem Geld umgehen können, für die Sanierung des Staatshaushaltes verantwortlich sein möchten; das wäre in etwas so, als beförderte man den Bankräuber zum Bankdirektor der von ihm selbst ausgeraubten Bank oder einen Kleptomanen mit der Bewachung der heimischen Goldreserven.

Wie auch immer – in Österreich ist scheinbar nichts unmöglich; das dürfte auch der Grund dafür sein, dass der Staat aus dem letzten Loch pfeift, alle Bundesländer und Gemeinden hoch verschuldet sind und bislang niemand plausibel erklären kann, wie man den dringend erforderlichen Turnaround zustande bringen will - es sei denn, man würde den Kuchen jährlich einfach etwas größer backen, wie das der "Wirtschaftsvollwaise" Karl N. vorhat ...

Quelle: https://x.com/karlnehammer/status/1874434228072640820/photo/1

Wenn ein Unternehmen seiner finanziellen Schwierigkeiten nicht mehr Herr ist, schreiten Konkursrichter und Masseverwalter ein, damit die Gläubiger nicht noch mehr Schaden erleiden müssen; in der Politik ist das anders: Wenn unfähige Politiker hunderte Milliarden an Schulden anhäufen passiert gar nichts; sie können ungeniert und ungehindert weitermachen wie bisher; niemand hindert sie daran und alle sehen zu; der Grund dafür ist einfach: Die anonyme Masse der Gläubiger hört auf den Namen "Staatsvolk", stellt keine Forderungen und verfiele auch nicht der absurden Idee, die Verantwortlichen straf- oder zivilrechtlich zu verfolgen; die verantwortlichen Politiker haben demnach Narrenfreiheit, sind für nichts verantwortlich und müssen sich auch niemals rechtfertigen; sie müssen am 01.01. eines neuen Jahres nicht darüber nachdenken, wie es am 02.01. weitergehen soll – sie sitzen an diesem Tag vielmehr auf den obersten Rängen bzw. besten Plätzen des "großen Saales" im Wiener Musikvereinshaus, lauschen den harmonischen Klängen von Strauss-Melodien und sind sich nicht zu blöd, das auch noch auf X oder Threads zu posten; viele Menschen können sich die Kosten für ihre Heizungen nicht mehr leisten, sind nicht länger in der Lage ihre Mieten pünktlich zu bezahlen oder müssen sich bei Lebensmitteln auf das Nötigste beschränken – die obersten Staatsverwalter hingegen grinsen dämlich und dummdreist in Kameras, posieren für Selfies und verkaufen die "normalen" Menschen gleich zu Beginn des neuen Jahres wieder für blöd – auch daran hat sich 2025 offenbar nichts geändert.

Quelle: https://www.threads.net/tag/Neujahrskonzert

Kein vernunftbegabter "Sanierer", der noch über einen Funken an Anstand verfügte, würde sich in einer vergleichbaren Situation erdreisten, öffentlich oder gar (samt seiner Ehegattin(!)) bei einem Konzert aufzutauchen, das von diversen Fernsehanstalten auch noch live übertragen wird; jeder Pleitier, der das tun würde, könnte am nächsten Tag sein Unternehmen nicht mehr betreten, ohne "Schaden" zu nehmen - die Mitarbeiter würden sich das ganz einfach nicht gefallen lassen; Karl Nehammer ist selbst das egal und nicht peinlich genug, um sich davon abhalten zu lassen, das Volk bereits am ersten Tag des neuen Jahres zu verhöhnen. Hungernde Kinder können ja bekanntermaßen  billige Burger fressen und sich in den McDonalds-Filialen kostenlos aufwärmen, die armen Mütter hingegen sollten Alkohol konsumieren - auch der wärmt je bekanntlich und hat ausreichend Kalorien.

Vielleicht sieht Nehammer den "Staatsbesuch" beim heurigen Neujahrskonzert als ihm zu recht  zustehenden  Bonus für jene  Bilanzen, die er für Österreich und die ÖVP am 31.12.2024 abgeliefert  hat; wenn es aber tatsächlich nach den "Bilanzgewinnen" und den damit korrespondierenden Fähigkeiten gegangen wäre, hätte Nehammer gestern im bestenfalls als Türsteher oder Platzanweiser in Erscheinung treten dürfen - bekanntlich würde (im Sinne des preußischen Königs Friedrich II.) jeder ohnedies nur nach seiner eigenen Façon selig.

Aber, das ist zumindest ein, wenn auch recht kleiner, Trost: Wir können jedenfalls davon ausgehen, dass Hr. Nehammer die Eintrittskarten für das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker für sich, seine Gattin sowie das Ehepaar Kristersson/Ed selbst bezahlt hat - immerhin.

Chr. Brugger

01/01/2025