Ein unmoralisches Angebot

28.09.2020

Verfolgt man in den letzten Wochen und Monaten das Geschehen, Werben oder Treiben im Nahbereich des österreichischen Fußballspielers David Alaba, die Berichterstattung darüber, dann fühlt man sich mittlerweile an einen kitschigen amerikanischen Spielfilm aus dem Jahr 1993 erinnert, der von der Filmkritik als "klischeehaftes Pseudo-Drama, das die Macht des Geldes und seinen Einfluss auf jeden menschlichen Lebensbereich nur als Folie für eine letztlich verlogene Love-Story benutzt" beschrieben wurde.

Regie spielt dabei nicht (wie im Film) ein Regisseur, sondern vielmehr ein Faktor, der die "Fußballbühne" in den letzten Jahrzehnten zum weiß umrandeten Rasen - "Strich" verkommen ließ: Die Geldgier der Protagonisten, die meist zu elft einem einzigen Ball nachlaufen, sich dadurch der Öffentlichkeit preisgeben und anbiedern. Da kann es durchaus vorkommen, dass Spieler den frivolen Versuch unternehmen, ihre Haut zu Markte zu tragen um dort den besten Preis (für sich) zu erzielen.

Umso wahrscheinlicher ist das der Fall, je kürzer das (meist befristete) Beschäftigungsverhältnis mit dem "Stammkunden" - Verein noch andauert.

Zu verdanken ist dieser anstoßerregende Handel dem sog. "Bosman - Urteil" des Europäischen Gerichtshofes vom 15.12.1995 (Rechtssache C-415/93). Demnach können fußballspielende Profis nach Ablauf des Vertrages mit einem Verein ablösefrei zu einem anderen Verein ihrer Wahl wechseln.

Im Anlassfall endet der Vertrag von David Alaba mit dem FC Bayern München am 30.06.2021; kommt es bis dorthin zu keiner Vertragsverlängerung, darf der Spieler den Verein ablösefrei verlassen.

Dieses "Recht" bzw. das Bosman - Urteil an sich haben die Verhandlungspositionen der Ballstrategen erheblich verbessert; bezahlst du mir nicht dieses oder jenes, suche ich mir einen neuen "Freier", einen mich ohnedies bereits seit Längerem umwerbenden Galan, der mein Talent mehr schätzt, mein "Service" besser bezahlt und mir in Summe mehr bietet, als du das tust oder kannst; kurzum: Wenn du auf die meine oder meiner (das Wort Zuhälter möchte ich an dieser Stelle vermeiden) zu mir Haltenden Forderungen nicht eingehst, bin ich weg. Dieses Spiel könnte man auch Erpressung nennen, liederlich-verwerfliches unter Druck setzen oder einfach ein obszönes Machtspiel.

Natürlich wird der Preis, wie fast überall, von der Qualität der "Ware" bestimmt; je besser man verteidigt, stürmt oder strategisch zu denken vermag, desto mehr kann man verlangen. Prallelen zum horizontalen Gewerbe drängen sich gleichsam auf; je mehr man (an-) bietet, je besser man serviciert, je länger man bereit ist, seinen "luxury body" uneigennützig-devot oder schmutzig-verdorben anzubieten, desto mehr kann man dafür auch verlangen.

Diesen "Parallelwelten" ist in jedem Fall gemeinsam, dass es sich um eine vollkommen surreale Szenerie handelt, die mit dem (gemeinen) Leben an sich nichts zu tun hat. Verdient ein Fußballspieler € 15.000.000,00 jährlich, beträgt sein Stundenlohn (auf Basis einer "normalen" 40 Stunden Woche samt 5 Wochen Erholungsurlaub) ca. € 8.000,00; dafür müsste das bezaubernde "independent Escort-Girl" Lena May aus und in München schon 96 Stunden (durchgehend!) "all (in-) clusive" oder "cum in, cum on" gehen, sich gleichsam (auch in der Gruppe) voll ins "Zeug", zumindest aber ins Bett legen, um annähernd gleich gut zu verdienen; in jedem Fall aber "Rollenspiele" der ganz besonderen Art.

Dieser Vergleich mag zwar durchaus, zumindest was Lena May betrifft, geschmacklos sein, wie ein angeschlagener Fußballprofi, hinken; dennoch verdeutlicht er das Absurde an beiderlei Welt: Für Geld sind beide zu haben; die größte Unterschied: Ein "nice shot" ist bei den einen Lob, bei den anderen Selbstlob.

Genau in einem solchen "role-play" - Striptease übt sich momentan der Österreicher Alaba, einem "dirty talk" der ganz uneigennützigen Art; ein "golden shower" möge sich ob seiner "dominant position" über ihn ergießen.

Unabhängig davon, ob dieses "toy-game" von Erfolg gekrönt sein wird, kann man sich eben dasselbe erste Reihe fußfrei in diversen Medien ansehen; es verdeutlich aber in jedem Fall eines ganz klar: Manchen Menschen verlieren auch in der heutigen Zeit immer dann, wenn es um ihren eigenen Vorteil geht, den Blick für jedwede Relation und das Wesentliche an sich, überschätzen ihr eigenes Können, dabei vollkommen hilflos das, was sie tatsächlich tun. Fußball ist, nüchtern betrachtet, ein sportliches Spiel, absolut unbedeutend und ebenso nebensächlich. Dazu kommt (im Falle Alabas), dass er zwar im Vereinsgefüge seines derzeitigen Arbeitgebers eine Rolle (aber eben nicht die Hauptrolle) spielt, die jederzeit auch von anderen übernommen werden kann.

Das Feilschen um den "Preis des Fleisches" passt auch so gar nicht in das von Alaba selbst geprägte und öffentlich zur Schau gestellte christliche Image ("Meine Kraft liegt in Jesus"). Das eine hat mit dem anderen recht wenig zu tun. Geldforderungen sind mit dem christlichen Armutsgebot ebenso unvereinbar wie seine Heuchlerei um einen neuen Arbeitsvertrag.

Es bleibt nur zu hoffen, dass dem jungen Österreicher das anhaltend spitzbübische Lächeln bald vergehen wird; nämlich dann, wenn er das Pokerspiel verloren haben wird und die Spiele des FC Bayern München bestenfalls noch von der Tribüne aus beobachten kann. Dann hätte er zumindest ausreichend Zeit über sein abstruses, einzig auf pekuniäre Gesichtspunkte zurückzuführendes, Handeln nachzudenken.

Chr. Brugger

28.09.2020