Ein großes Fest für schnelle Fahrer und hübsche Frauen
Der Große Preis im "Principauté de Monaco" ist seit 1955 fixer Bestandteil der Formel-1-Weltmeisterschaft, unterscheidet sich von allen anderen Formel-1 Rennstrecken bzw. Formel-1 Rennen in mehrfacher Hinsicht.
So findet das erste Training nicht, wie überall andernorts,
am Freitag, sondern bereits am Donnerstag (vor dem sonntäglichen Renntag)
statt - Fürst Rainier III. (verstorben 2005) wollte sich freitags bei der Arbeit nicht vom heulenden Motoren stören lassen; folglich ist am Freitag trainingsfrei); für die Piloten ist es die kürzeste Rennstrecke (260km), dafür aber die mit den
meisten zu absolvierenden Runden (78), mit der geringsten
Durchschnittsgeschwindigkeit (ca. 150km/h), die, noch dazu, auch die langsamste
Kurve beim der gesamten WM beherbergt. In "Fairmont F1 Hairpin"
erreichen Hamilton & Co maximal 50km/h; das Passieren dieser "Haarnadel"
bedingt sogar eine spezielle Lenkungsübersetzung.
(Bild: Fairmont F1 Harpin, Quelle: https:www.reddit.com)
Auch der Rest des Stadtkurses, auf dem sich ansonsten der übliche Straßenverkehr in Monaco abspielt, unterscheidet sich ob seiner Lage, seinem Layout, erheblich von allen anderen Rennstrecken. Die Höchstgeschwindigkeit wird in einem Tunnel erreicht, danach verzögern die Boliden von ca. 300 auf 70km/h; mit ca. 20% der Rundenzeit stehen die Fahrer in Monaco überdurchschnittlich lange auf der Bremse. Monte Carlo hat auch den niedrigsten Vollgas-Anteil aller GP-Strecken (30%), wodurch der Motorleistung weniger Bedeutung beizumessen ist. Eine F1-Runde in Monaco sei mit einem "Hubschrauberflug im Wohnzimmer" zu vergleichen, meinte der 3-fache F1-Weltmeister Nelson Piquet, der allerdings das prestigeträchtigste Rennen der Saison nie gewinnen konnte.
Kein F1-Kurs ist populärer, nirgendwo anders herrscht mehr Betriebsam- und Aufmerksamkeit; viele Prominente, überdimensionale Yachten im Hafengelände, unzählige Partys, hektisches Treiben beim Geschlängel durch das hügelige Fürstentum. Auslaufzonen gibt es in Monaco nicht, dafür flankierende Leitplanken; Überholen ist beinahe unmöglich. Betrachtet man die Rennstrecke von oben, kann man sich kaum vorstellen, dass man in dieser äußerst dicht verbauten Stadt, zwischen Casinos, Yachthäfen, Luxushotels, mondänen Appartementanlagen, Boutiquen, Nachtclubs, Restaurants und sonstigen Prunkbauten mit Geschwindigkeiten weit jenseits der 200km/h-Grenze unterwegs sein kann.
(Quelle: https://medium.com/planet-stories/a-grand-prix-world-tour-86b08d45ae46; Urheber: Planet Labs, Inc.)
Auch spektakuläre Unfälle sind keine Seltenheit; im Jahr 1955 hatte der in Führung liegende Italiener Alberto Ascari die Kontrolle über seinen Lancia verloren und ist in das Hafenbecken gestürzt; ein Matrose des griechischen Reeders Onassis hat Ascari, der sich nur leicht verletzt hatte, geborgen. 1965 ereilte dasselbe Schicksal den Australier Paul Hawkins; dieser rettete sich, ohne Verletzungen, selbst.
(Quelle: https://www.carthrottle.com/post/ajzrzld/)
Weitere Besonderheiten sind das Ambiente, die
Szenerie rund um die Rennstrecke an der Côte d'Azur sowie die Tatsache, dass die Siegerehrung, im Unterschied zu
allen anderen F1-Rennen nicht auf einem Podium, sondern traditionell in Monacos
Fürstenloge stattfindet. Von Fürst Rainier ist dabei überliefert, dass er
angeblich jedem Sieger mit dem gleichlautenden Satz gratulierte: "Ich freue
mich besonders, dass ausgerechnet Sie gewonnen haben".
Rein sportlich betrachtet ist, bis heute, Ayrton Senna der eigentliche Fürst von Monaco; er hat dieses Rennen insgesamt sechsmal gewonnen, startete viermal aus der Pole-Position und dreht ebenso oft die schnellste Rennrunde; fünfmal gewannen Graham Hill und Michael Schuhmacher.
Österreichische Sieger gab es 1970 (Jochen Rindt) sowie 1975 & 1976 (jeweils Niki Lauda); dazu kommen noch fünf weitere Podestplätze (Lauda 2, Gerhard Berger 3), drei Pole-Positions (Lauda) sowie zwei schnellste Runden (Rindt, Lauda).
Obwohl man die sog. "Grid-Girls" im
Dunstkreis der "#Metoo-Debatten" seit Beginn der Saison 2018 aus der
Formel 1 verbannt hat, sind, vor allem am Rennwochenende, trotzdem unzählige hübsche
Frauen anzutreffen. Es gehört immer noch und irgendwie "zum guten Ton", dass
sich, neben zigtausenden Rennsportinteressierten und just zu diesem Zeitpunkt
auch junge, attraktive Frauen an der französischen Riviera einfinden.
Jean Todt jedenfalls nannte die "Grid-Girl"-Kontroverse einen Unsinn, Nico Hülkenberg einen Rückschritt, Niki Lauda wiederum stellte sich angesichts deren "Streichung" gar die Frage "Haben die einen Vogel?"
(Bild: AFP)
Es bleibt daher abzuwarten, ob sich auch im heurigen Jahr die Veranstalter des Formel 1-GP von Monaco an die internationalen Vorgaben halten, keine "Grid-Girls" mehr zum Einsatz zu bringen. Unabhängig vom Ergebnis dieses vieldiskutierten Themas wird der gesamte F1-Tross auch am kommenden Rennwochenende keine Not an schönen Frauen leiden müssen. Zu stark scheint, heute wie damals, die Anziehungskraft von starken Motoren, reichen Gönnern und schnellen Piloten zu sein. Dem Charme der Formel 1 wird auch die COVID-19 Pandemie nichts anhaben können. Neben einem sportlichen haben wir daher auch einen durchaus ästhetischen Genuss zu erwarten.
(Bild: Imago/Crash Media Group)
Im heutigen zweiten freien Training war jedenfalls Charles Leclerc (Ferrari) der Schnellste; dahinter folgten Carlos Sainz (+ 0,012), Lewis Hamilton (+ 0,390), Max Verstappen (+ 0,397) sowie Valtteri Bottas (+0.423). Für Ferrari war es die erste Trainingsbestzeit seit Sebastian Vettel in Ungarn 2020.
Chr. Brugger
20.05.2021