Die ÖVP setzt alles auf eine Karte

10.02.2024

Die Verzweiflung bei den Schwarztürkisen muss groß sein, die Furcht vor dem politischen Totalabsturz noch größer; wer bereit ist, alles auf eine Karte zu setzen, wie das bei der ÖVP seit ein paar Tagen der Fall ist, dem steht das Wasser nicht nur bis zum Hals; vertraut man den Aussagen mitteilungsbedürftiger Insider der ehemaligen "Partei des Volkes", hat man sich mit Tatsache, bei der bevorstehenden Wahl zum Nationalrat mehr als ein Drittel des bisherigen Zuspruchs zu verlieren, längst abgefunden; man beschäftige sich nur noch mit der Begrenzung des Schadens – wie ein Ertrinkender strample man im Sud der eigenen Unfähigkeit; und – das ist das Beste: Nehammer sei nur noch deswegen einigermaßen "safe", weil man sich parteiintern eingestehen musste, die personellen Alternativen wären (was aber ohnedies kaum möglich wäre) noch schlechter als der Kurznachnachfolger.

Quelle: https://www.watson.ch/schweiz/gesellschaft%20&%20politik/459329517-der-strassenstrich-am-sihlquai-war-gefaehrlicher-aber-besser

Nun hat selbst die ÖVP zur Kenntnis nehmen müssen, dass alle bisherigen Bemühungen, die Stimmung im Land zu ihren Gunsten zu "drehen", kläglich gescheitert sind; all das, was Nehammer initiiert bzw. was ihm vorgeschrieben wird, ist zum Scheitern verurteilt; die Rede im März 2023 – eine Farce; die "Exhumierung" von Figl – ein Flop der Extraklasse; "Bargeld in die Verfassung" – ein Rohrkrepierer; Karlis "Normal"-Video – eine Lachnummer; die Rede in Wels – eine einzige Bankrotterklärung bzw. ein Insolvenzantrag in eigene Sache.

Quelle: https://www.hagerhard.at/blog/2022/07/alkohol-oder-psychopharmaka/

Dazu gesellen sich einerseits die verbalen Entgleisungen Nehammers: "Alkohol & Psychopharmaka"; "So viele Viren – aber jetzt kümmert es uns nicht mehr; McDonalds-Video – "Wonn i zwenig göd hob, donn geh i mehr orbeitn" … andererseits sollte man aber auch nicht darauf vergessen, was sich in der "Ära Kurz" so alles zugetragen hat und was ihm und seiner verkommenen Clique (Blümel, Köstinger & Co) letztlich zum Verhängnis geworden ist: Korrupter Größenwahn gepaart mit gewissenloser Rücksichtslosigkeit, Verkommenheit in allen Belangen, amoralischen Anmaßungen samt obszöner Lasterhaftigkeit – und das alles auf Sonderschulniveau bzw. einer Ebene des recht bescheidenen Intellekts.

Quelle: https://neuezeit.at/lieber-rotes-gsindl-als-hure-der-reichen-spoe-noe/

Vor dem Hintergrund dieser umfänglichen Inkompetenz sieht die ÖVP offenbar einen einzigen Ausweg: Sie setzt alles auf eine Karte und hat sozusagen die "Bezahlkarte für Asylwerber" zur Parteidoktrin erhoben; mit diesem billigen Schmäh betreiben die Schwarztürkisen Werbung in eigener Sache: "Die Hure der Reichen" geht auf den Strich – der Wahlkampf hat begonnen.

Gut, die Zeiten sind vorbei, in denen Kurz "Geld scheißen" oder der "Arsch" "ein Bundesland aufhetzen" konnte; ob allerdings eine einfache Bezahlkarte die ÖVP retten bzw. Nehammer politisch reanimieren kann, bleibt offen; klar ist aber zumindest, dass die von der ÖVP propagierte Bezahlkarte nicht einmal den Kunststoff derselben wert ist.

Quelle: https://www.krone.at/2574443#fb-10555-5d1be7e9

Stocker, Karner & Sachslehner(!) nehmen zwar den Mund recht voll und behaupten, naturgemäß frei von jedweder Evidenz, Bezahlkarten würden Asylsuchende abschrecken und diese vom Futtertrog der heimischen Sozialleistungen fernhalten; zudem könnten dadurch Auslandsüberweisungen verhindert sowie die Finanzierung von Schleppern verhindert werden.

Einen Nachweis dafür, die großspurig beworbene Karte zeitigte die gewünschten Folgen, gibt es nicht; insofern sind die Aussagen der Bezahlkartenfetischisten reine Mutmaßungen; bloße Wünsche sind folglich die Väter ihres fragwürdigen Gedankenguts.

Nachgewiesen ist hingegen, dass die "Wohlfahrtsmagnet-Hypothese" empirisch nicht hält und es sich bei der Märe vom Sozialtourismus eventuell nur um einen politisch motivierten "Kalkulationsirrtum" handelt (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/ajps.12766).

Für namhafte Überweisungen ins Ausland gibt es bislang ebenso wenig einen Nachweis wie für die Annahme, Asylsuchende würden durch die Einführung von Bezahlkarten "abgeschreckt" werden; zudem beschäftigt sich die ÖVP bislang nicht damit, ob denn der gänzliche Entzug von Bargeld für Asylsuchende nicht menschenrechtswidrig, diskriminierend und zudem zutiefst asozial wäre.

Obwohl: Zu den Grund- und Menschenrechten hat die ÖVP nicht erst seit Corona ein recht eigenartiges Verhältnis … und sonderlich sozial war sie, die "Familie" bzw. "Hure der Reichen", ohnedies noch nie.

Chr. Brugger

10/01/2024