Die Angsthasenrepublik

10.08.2023

Der größere Teil der Bevölkerung kennt ihn nicht; den Unterschied zwischen Angst & Furcht; geht es aber nach den Psychoanalytikern, ist die "Angst" nicht auf etwas Bestimmtes bezogen, sondern ein gänzlich allgemeines "Grundgefühl", wohingegen mit Furcht etwas Bestimmtes, zumindest Bestimmbares assoziiert wird; das eine bezieht sich also auf etwas Abstraktes, sein "altera pars" auf Konkretes.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Angst#/media/Datei:The_expression_of_the_emotions_in_man_and_animals_(1872)_(14785143685).jpg

Nun käme dieser "Wortklauberei" prinzipiell keine allzu große Bedeutung zu, da bei der verständnislos-unreflektierten Verwendung von "Furcht & Angst" der beschriebene Unterschied gar nicht wahrgenommen wird oder auffällt.

Im allgemeintäglichen Sprachgebrauch wird, wie so oft – und mit gutem Grund – auf die "semantische Relation" vergessen.

Eigenartigerweise, und da fällt die begriffliche Gleichschaltung bzw. zu missbilligende Verwendung unvermittelt auf, hat sich die Parteipolitik (aus gutem Grund) dem Prinzip verschrieben, auch für ganz konkrete Furcht ("Fürchte" gibt es leider nicht, weil Furcht seinen Plural nicht kennt) einfach das Wort Angst oder Ängste zu verwenden; die Frage, warum das so ist, wartet auf eine Antwort.

Quelle: https://zackzack.at/2021/09/10/tuerkis-gruener-privatumtrunk-75-stunden-von-cobra-bewacht

Wie so oft liefert der "Verwaltungsbeamte" Karl N. den Beweis für die ihm und den seinen ans Herz gewachsene These, mit Angst ließe sich, zumindest versuchsweise, Politik machen; man muss sich dafür aber notgedrungen leider doch ein paar Sätze zu Beginn der schwachbrüstigen Rede vom 10.03.2023 anhören (den Rest sollte man sich aus gesundheitlichen Gründen ersparen):

"All diese Krisen haben eines gemeinsam: Sie sind von Angst geprägt.

Die Angst vor Infektion, genauso wie die Angst vor Inflation, die Angst, dass der Krieg tatsächlich auch zu uns kommt oder die Angst davor, dass Strom und Gas ausgehen. Die Angst, dass die Wirtschaft einbricht, die Unternehmen zusperren müssen, die Industriestandorte schließen und Arbeitsplätze gefährdet sind."

Wer immer diesen Unsinn verfasst haben mag – die hellste Kerze auf der schwarz-türkisen Torte war es mit Sicherheit nicht; eine Krise kann, mangels eigener Gefühlswelt, an sich schon nicht "von Angst geprägt" sein und "Angst" vor etwas Bestimmtem hieße ja Furcht; es ergibt also durchaus einen Sinn, wenn es gemeinhin (im Kindermund) heißt: "Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?"

Warum also bedient man sich dieser verängstigenden Ausdrucksweise bzw. suggeriert, die Mehrheit der Bevölkerung fürchtete sich vor etwas oder jemandem?

Die Antwort liegt auf der Hand bzw. liefert u.a. Maurizio Bach (https://verfassungsblog.de/angst-und-politik-in-der-pandemie/):

"In der Corona-Krise erweisen sich die Erzeugung und Aufrechterhaltung eines relativ hohen gesellschaftlichen Gefahren- und Angstniveaus von Anfang als zentrale Steuerungselemente der Pandemiepolitik. Die Furcht vor Gesundheitsgefahren wurde durch ein dramatisierendes und angsterzeugendes Regierungshandeln, wenn nicht verursacht, so doch mindestens verstärkt. Mit dem Schutz von Leben und Gesundheit der Bevölkerung als zentraler Leitidee der Pandemiepolitik wurde eine biologisch-existenzielle Grundbedingtheit menschlicher Existenz als letztentscheidendes Kriterium politischen Handelns definiert. Das mündet in eine verhängnisvolle Paradoxie: Ein prinzipiell apolitisches Element der human condition, über das, wenn überhaupt, nur in ethischen Kategorien befunden werden kann, erfährt eine verhängnisvolle Politisierung, indem es zum Fluchtpunkt staatlichen Regierungshandelns gemacht wird. Damit bürdet sich die Exekutive eine Entscheidungslast in einer ethischen Kardinalfrage auf, die sie angesichts der funktionalen Komplexität und sich vielfach kreuzender Wertbeziehungen spätmoderner Gesellschaften überfordern muss. Soll dann politische Führungskraft bewiesen werden, muss im Zweifelsfalle die öffentliche Debatte unterbrochen und die Angst vor dem Tod als Hintergrundmelodie angestimmt werden. An die Stelle von Meinungsaustausch, Interessenvermittlung und Kompromissfindung, den Grundmechanismen liberalen Demokratien, tritt dann das Postulat der fundamentalen Alternativlosigkeit, was die von Regierungsseite getroffenen Entscheidungen betrifft, sowie massiver Konformitätsdruck. Damit ist der Weg in einen autoritären Politikstil vorgezeichnet, und an die Stelle rationaler Diskurse tritt die irrationale Angst als zentrales Steuerungsmedium der Politik.

Dabei stand am Anfang der Pandemie nicht einmal die Furcht der Leute vor einer Ansteckung mit dem neuen Virus im Zentrum. Zur Verbreitung der Angst trugen unter anderem Virologen und vermutlich sachlich überforderte, aber machtpolitisch agile Politiker, wesentlich bei. Das belegt ein Strategiepapier des Bundesinnenministeriums vom April 2020, in dem ganz unverblümt das Erzielen einer "Schockwirkung" in der Bevölkerung angestrebt wurde. Dabei sollten unter anderem "Urängste", wie die Angst vor dem Erstickungstod und vor der Ohnmacht der Angehörigen, geweckt werden. Das Gefahren- und Angstlevel in der Gesellschaft wird seitdem durch alarmierende Fernsehansprachen der Bundeskanzlerin, Verlautbarungen des RKI sowie apokalyptische Visionen nicht scheuende Talkshow-Experten auf einem hohen Niveau gehalten. Das funktioniert selbst dann, wenn in den Krankenhäusern nachweisbar mehr als die Hälfte der verfügbaren Intensivbetten nicht belegt und die Zahl der "an und mit" Corona Verstorbenen deutlich rückläufig ist (Von den samt Notfallreserve in Deutschland verfügbaren ca. 40.000 Intensivbetten waren selbst am Gipfel der zweiten Pandemiewelle zu keinem Zeitpunkt mehr als 20.000 Betten belegt, unabhängig von den behandelten COVID-19-Patienten).

Mag die Furcht vor einer Erkrankung in der Bevölkerung sich auch allmählich abschwächen, weil immer deutlicher wird, dass das Erkrankungs- und Sterberisiko hauptsächlich auf die Hochbetagten begrenzt bleibt, ist längst bei vielen ein weiteres Schreckensszenario hinzugetreten: der Lockdown und die damit verbundenen weiteren Verschärfungen der Maßnahmen. Kita- und Schulkinder, Eltern, Alleinerziehende, Einzelhändler, Gastronomen, Kulturschaffende so gut wie aller Sparten, Studierende und viele gesellschaftliche Gruppen mehr erleben die Lockdownzyklen mittlerweile als einen nicht enden wollenden Albtraum."

Dieses parteipolitisch perfide inszenierte bzw. instrumentalisierte Schreckensszenario lässt sich nicht bloß "eins zu eins" auf Österreich übertragen; hierzulande hat es sich die ach so hoheitliche Verwaltung mittlerweile zur Angewohnheit gemacht, mit diffusem Ängste- und Krisen-Klamauk "regieren" zu wollen; Angst vor steigenden Asylzahlen, Angst vor der Abschaffung des Bargeldes, Angst vor den nicht normalen Rechten & Linken, Angst vor dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems, Angst vor dem Sicherheitsrisiko Kickl, Angst vor weiteren Umweltkatastrophen, Angst vor diesem und Angst vor jenem … jeden Tag eine neue Angst …

Es hat den Anschein, als wären Karl N. & Konsorten der wahnwitzigen Idee verfallen, sie müssten nur Politik für uns Angsthasen machen ("Angsthasenpolitik"), damit wir ihnen glaubten, nur sie wären in der Lage, uns von unseren "multiplen Ängsten" zu befreien.

Quelle: https://www.facebook.com/photo/?fbid=836030847887599&set=a.478688913621796&locale=de_DE

Man muss schon reichlich verkommen sein, selbst an diesen 24/7-Angstschwachsinn zu glauben, degeneriert genug, um sich täglich in die eigene Tasche zu lügen; allein, ein Krug geht immer nur so lange zum Brunnen, bis er bricht – er wird brechen, spätestens im Herbst 2024; bis dorthin sind Ausdauer und reichlich "Furcht vor dem schwarzen Mann" geboten – Angsthasen mögen wir dann allenfalls sein, dümmer als die, die uns momentan verwalten, aber mit Sicherheit nicht; das ist nämlich denkunmöglich und damit ausgeschlossen; denn spätestens dann wir jeder jemanden kennen, der den wahren Angsthasen dieser Republik seine Stimme verweigert – und die "Angst" davor, mit einem nassen Fetzen aus den Ämtern gejagt zu werden, wird groß und noch dazu sehr real sein …

Chr. Brugger

10/08/2023