Des Parteipolitikers Denken
Seit rund einem Monat erwecken türkise & grüne Parteipolitiker den Eindruck, sie wären in der Lage auch Sinnvolles zu denken bzw. sinnstiftend (für uns, das Volk) nachzudenken; was bislang als nahezu ausgeschlossen galt, wurde, wenn auch nicht widerlegt, zumindest doch etwas relativiert; gleich zu Beginn des sog. "Sommerloches", die Zeit der parteipolitischen Tristesse, in der National- und Bundesräte endlich den wohlverdienten Urlaub genießen oder sich ihren sonstigen, meist recht umfangreichen "Nebenbeschäftigungen" widmen können und die MinistrantInnen & SekretärInnen meist von der Bildfläche verschwinden, hat, bewusst oder unbewusst, eine Domina ("Herrin im Haus") in Lower Austria eine "Diskussion" initiiert, an der seit ein paar Wochen u.a. alles teilnimmt, was parteipolitisch Rang & Namen hat.
Quelle: https://www.kismetonline.at/von-der-verjudung-zur-islamisierung/
Die vom Koalitionspartner als "Moslem-Mama" Titulierte will für alle "normaldenkenden Menschen" da sein: "Wer die Anliegen der normaldenkenden breiten Mitte der Bevölkerung vertritt, der vertritt naturgemäß den Ausgleich und die Ausgewogenheit in der Gesellschaft und genau dafür steht die Volkspartei. Wer für Normaldenkende eintritt, der grenzt nicht andere aus, genau so wenig, wie familien- und kinderfreundliche Politik Menschen ohne Kinder ausgrenzt. Das ist absurd" ließ die türkise Niederösterreicherin verlauten.
Die Antwort der Grünen hat nicht lange auf sich warten lassen: "Ich finde diese Ausdrucksweise eben deshalb brandgefährlich und darüber hinaus präfaschistoid" richtet Bundesministrant Kogler aus; "gute PolitikerInnen werben dafür, wovon sie überzeugt sind, und verstecken sich nicht hinter dem, was sie zur Norm erklären".
Quelle: https://www.nachrichten.at/politik/innenpolitik/koalition-mit-kellernazis-kogler-haelt-mikl-leitner-fuer-verantwortungslos;art385,3808637,B::pic11176,2837038
Das Match "Normaldenkende" versus "Faschistoide" hat begonnen, das "Sommerloch" sein erstes "Thema":
Wer oder was also ist ein "Normaldenkender"?
Ginge es nach Mikl-Leitner wären "Normaldenkende" jene, "die in der Früh aufstehen und zur Arbeit wollen; diejenigen, die sich und ihrer Familie durch Arbeit ein lebenswertes Leben schaffen wollen; diejenigen, die sich in der Pandemie an den Empfehlungen der Wissenschaftler orientieren; diejenigen, die auf Andersdenkende und "Querdenkende" dennoch zugehen und den Ausgleich suchen; das ist die sehr oft schweigende Mehrheit; diejenigen, die vom ganz rechten Rand als links und vom ganz linken Rand als rechts beschimpft werden; eben die, die in der Mitte der Gesellschaft stehen".
"Normaldenkende sind die Mitte, vor der sich keiner fürchten muss".
Dieser absolute untaugliche mikl-leitnerische Erklärungsversuch, das sei schon hier gesagt, könnte ja nur dann und allenfalls die Wahrheit für sich beanspruchen, sofern ihr, der Landeshauptfrau, das exklusive Recht zustünde, darüber zu befinden, was denn rechts, links oder eben die "Mitte" wäre; allein, weder sie noch jemand anderer kann jene "Deutungshoheit" für sich beanspruchen, Menschen, gleichsam "geographisch" vermessend, irgendwo zu vertäuen, rechts oder links zu verorten, um gleichzeitig die Mitte für sich zu beanspruchen; denn, was ist (politisch) schon links, rechts oder mittig?
Ob es sich bei diesem ganzen "Zinnober" allerdings um "präfaschistoides" Gedankengut im Sinne eines radikalisierten Konservatismus handelt oder doch nur um die "kopflosen" Äußerungen einer scheinbar "Normaldenkenden", mögen andere beurteilen; sollte allerdings Kogler recht haben, müsste man sich zumindest fragen, ob Mikl-Leitner gar dem Antiintellektualismus frönt, der dem Faschistoiden gewissermaßen innewohnt.
Nun wäre dieser landeshauptfrauliche Fauxpas nicht weiter beachtenswert; jedem sei seine eigene Meinung zugestanden, mag sie auch noch so dämlich, anmaßend, "kopflos", bauernschlau oder klug sein; überdies ist parteipolitisch infiltrierte Phrasenfaselei, selbst wenn sie schwachsinnig wäre, nicht strafbar.
Blöd ist nur, dass dieses niveaulose, scheinintellektuelle "Witzduell" (Türkis gegen Schwarz) umfassend kommentiert, von den Medien hochgespielt, wie von anderen Parteipolitikern mit Wortspenden befeuert wird; dadurch war es, wie allzu oft und in unserem Land, erst möglich, dass wieder einmal einem völlige "Schwachsinn" die Ehre zuteilwird, im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses aufzutreten.
"Normaldenken" setzt nicht nur begrifflich ein "Denken" voraus, also die intellektuelle Anstrengung, eine Antwort auf eine Frage bzw. die Lösung eines Problems zu finden; nun ist, leider oder Gott sei Dank, die kognitive Leistungsfähigkeit nicht nur unter den ÖsterreicherInnen recht unterschiedlich verteilt bzw. äußerst different ausgeprägt; dazu gesellt sich das omnipräsente Problem, dass Menschen, ehe sie ihren vorhandenen "Geist" bemühen konnten, sprechen bzw. schreiben; hätte sich Mikl-Leitner daher an ihrer "schweigenden Mitte" orientiert, wäre nichts geschehen; so aber darf sich das Land seit Wochen mit einem Thema beschäftigen, das in Wirklichkeit keinen Satz und kein Wort wert wäre – danke dafür, Hanni!
Quelle: https://www.vol.at/nehammer-will-grenzzaun-in-bulgarien/7800436
Nicht unerwartet liefern folglich auch in dieser "Causa" just jene die eloquentesten Beiträge, die sich zum höchsten Verwaltungspersonal des Landes zählen; wie schwierig es aber sein kann, selbst eine primitive Frage ("Was sind normal denkende Menschen?") zu beantworten, bewiesen (wieder einmal) zwei von denen, die bei der Verteilung der Verteilung des Denkvermögens möglicherweise übervorteilt wurden:
Karl N., ZIB 2, 12.07.2023, auf die Frage: "Wer ist ein normaldenkender Mensch"? "Nein, ich kann Ihnen sagen, wer nicht normaldenkend ist; das sind die Extreme; das sind die Linksextremisten, die Rechtsextremisten, die unsere Demokratie gefährden; wir haben die Aufgabe, für die Menschen, die ihre Sorgen äußern, da zu sein; und es ist völlig surreal, nochmals, in einer der wichtigsten Hauptabendsendungen des ORFs, wo es um Aufklärung geht und Berichterstattung, den Begriff Normalität zerreden gerade, wo es darum geht, und das ist meine ehrliche Überzeugung als Bundeskanzler dieser Republik; meine Aufgabe ist es, für die Menschen da zu sein; und es ist auch unsere demokratische Verfassung so ausgerichtet, Mehrheitsentscheidungen herbeizuführen; und wissen sie, warum ich´s nur betone, da haben Sie mich nicht ausreden lassen und das halte ich jetzt für wesentlich: Mehrheitsentscheidungen bedeuten immer, dass eine Mehrheit entscheidet und der andere Teil, der sich sozusagen nicht durchgesetzt hat in der Entscheidung, mit dieser Entscheidung leben muss; und das nennt man Toleranz; und ich akzeptiere nicht, wenn wir plötzlich anfangen, sozusagen hier eine Scheindiskussion zu führen, wenn es aber in Wirklichkeit darum geht, für die Menschen da zu sein, Politik zu machen; wir sehen gerade eine Entwicklung, dass die Ränder immer extremer werden, wir sehen, dass die Spaltung in der Gesellschaft noch nicht weg ist, und wir zwei, Sie in der wichtigsten Sendung des ORFs, wenn´s um Politik geht, wollen mit mir darüber diskutieren, was tatsächlich dann Normalität bedeutet; das ist Ihr gutes Recht, diese Frage zu stellen, aber ich sage Ihnen ehrlich, ich finde es etwas surreal, weil es geht an den Problemen der Menschen total vorbei".
Quelle: https://jvp.or.at/team/landesobfrau/</p>
Claudia P., Puls 24, 04.07.2023 (auf die Frage: "Was sind denn Normaldenkende; hat man da in der ÖVP ein Wording dafür"? "Na, ich bin der Überzeugung, dass sich gerade die Politik generell um die Breite der Bevölkerung auch bemühen und kümmern muss; das sind die Menschen, die tagtäglich in der Früh aufstehen, die arbeiten gehen, die ihre Familie damit auch versorgen und in der Freizeit ehrenamtlich engagiert sind; es ist oft die leise, der leise Großteil der Bevölkerung und ich denke, dass wir viel viel mehr auf diese Menschen auch hören müssen, hineinhören müssen, wie geht es ihnen und wie können wir gerade da auch wieder Anreize setzen, dass es sich wirklich überhaupt erst auszahlt arbeiten zu gehen, dass es einen Unterschied macht, ob ich mich ehrenamtlich engagiere oder nicht, weil genau dieses Miteinander in der Gesellschaft das brauchen wir dringender denn je und deswegen bin ich der Überzeugung wir müssen uns der Mitte der Gesellschaft mehr bemühen".
Zusatzfrage(!): "Aber Normaldenkende, können Sie mir erklären, was Normaldenkende sind"? "Ich denke, damit ist gemeint, dass wir einfach die Breite der Bevölkerung, Männer wie Frauen, vertreten müssen, die tagtäglich in der Früh für dieses Land arbeiten, für diesen Wirtschaftsstandort arbeiten, die einer Arbeit nachgehen um ihre Familien zu versorgen und die nebenbei auch noch Zeit finden, sich ehrenamtlich zu engagieren, das halte ich für ganz ganz wichtig; es sind oft nicht die Menschen, die laut aufschreien mit ihren Anliegen, es ist der stille und manchmal auch schweigende Teil der Bevölkerung, aber es ist der Großteil der Bevölkerung; genau für diese Menschen müssen wir auch die passenden Lösungen, die passenden Anreize parat haben".
Quelle: https://exxpress.at/nehammer-einmal-ganz-anders-der-kanzler-feiert-als-dj-im-zillertal/
Darüber, wie es, ob dieser "Antworten", um die geistige Leistungsfähigkeit, die kognitiven Kapazitäten der zwei "Antwortenden" bestellt ist, will und werde ich nicht nachdenken und mich dazu auch nicht äußern; die Leser bzw. Zuhörer können sich selbst einen Reim darauf machen oder ein Bild davon malen; es bleibt mir, hilfsbereit & sozial wie ich nun einmal bin, nur übrig, die derzeitige "Frage aller Fragen" ("Wer sind normaldenkende Menschen?") selbst zu beantworten: Alle!
Weil ja, nicht nur im ursprünglichen Sinn der Gedankenfreiheit, das Denken ausschließlich einer subjektiven Bewertung derjenigen unterliegen kann, die denken, daher einer öffentlichen Beurteilung entzogen ist, ehe es nicht nach außen hin (wortgeworden) in Erscheinung tritt; und selbst das wortgewordene Denken unterliegt, zumindest in Österreich, bloß den Normen des positiven Rechts; solange also jemand nicht gegen das gesatzte Recht verstößt, ist er normaldenkend – ob das jemandem passt oder nicht, ist dabei unerheblich.
So, wie es nämlich im Sinne von Paul Watzlawick ("Menschliche Kommunikation") unmöglich ist, nicht nicht zu kommunizieren ("One cannot not communicate"), ist es ebenso unmöglich, nicht nicht zu denken – darauf, wie und was jemand denkt, hat aber denknotwendigerweise nur derjenige Einfluss, der denkt – und niemand anderer.
Wie schreiben Achim von Arnim & Clemens Brentano in ihrer Volksliedsammlung "Des Knaben Wunderhorn"?
"Die Gedanken sind frei
Wer kann sie erraten?
Sie rauschen vorbei
Wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
Kein Jäger sie schießen;
Es bleibet dabei,
Die Gedanken sind frei".
Chr. Brugger, 14.07.2023