Derby-Time
Wenn Rapid & Austria sportlich die "Klingen" kreuzen ist üblicherweise Derby-Time; zwischen den beiden Wiener "Fußballurgesteinen" herrscht seit jeher eine Rivalität, deren Ursprung sich mit einem klassischen "Klassenkampf" begründen lässt; Arbeiterverein (Rapid) gegen bürgerlich Intellektuelle (Austria) bzw. (sportlich betrachtet) Kampfkraft gegen Technik.
Seit dem 08.09.1911 gibt es also diese sportliche Auseinandersetzung; am vergangenen Wochenende (22.09.2024) fand demnach bereits das 343. Derby statt – es sollte ein ganz besonders werden.
Quelle: https://www.sport1.de/news/fussball/2024/09/uble-ausschreitungen-nach-wiener-derby
Während das 297. Derby (22.05.2011) nach rund einer halben Stunde abgebrochen werden musste, weil hunderte Rapid-Anhänger das Spielfeld stürmten und die Sicherheit nicht länger zu gewährleisten war, kam es am 25.02.2024 nach einem 3:0 Sieg über den "Klassenfeind" Austria zu einer "homophoben Kundgebung" durch Rapid-Spieler (u.a. Guido Burgstaller und Marco Grüll); die Süddeutsche Zeitung (08.03.2024) schrieb damals von einem "altväterischen Mikrokosmos" und "Ressentiments gegen Vielfalt"; die Hetzer gaben sich reumütig, gelobten Besserung und mussten sich (wohl oder übel) entschuldigen.
Nur rund 7 Monate später, eben am letzten Sonntag, konnte sich scheinbar niemand mehr an die Derbys vom 22.05.2011 sowie 25.02.2024 erinnern; nach dem 2:1 Sieg der Rapidler waren aber nicht nur homophobe Schlachtgesänge zu hören; die beiden "Fanlager" beschossen sich gegenseitig mit zahllosen Feuerwerkskörpern, am Spielfeld fand eine Massenschlägerei statt und die Polizei sah dem ganzen Treiben anfangs mehr oder minder tatenlos zu (https://www.falter.at/zeitung/20240925/rapid-austria-derby-video-zeigt-wie-polizisten-tor-zum-spielfeld-fuer-randalierer-oeffnen).
Tags darauf geloben beide Vereine "Besserung": Ausforschung der in die Malversationen involvierten Personen, Stadionverbote für alle Beteiligten, wechselseitiger Verzicht auf die Nutzung der "Auswärtssektoren" bei den nächsten Derbys …
Quelle: https://www.fr.de/sport/fussball/tumulte-beim-derby-in-oesterreich-feldinvasion-und-feuerattacken-zr-93316213.html
Allein: Diese Maßnahmen vermögen am grundsätzlichen Problem nichts zu ändern; solange es problemlos möglich ist (mit Wissen und Zustimmung der Vereinsverantwortlichen) Feuerwerkskörper bereits am Tag vor den Spielen im jeweiligen Stadion zu deponieren, darf man sich nicht wundern, dass laufend Pyrotechnikfestspiele veranstaltet werden; solange es möglich ist, dass sich "Arbeiter" und "Bürgerliche" vor, während und nach den Spielen sinnlos besaufen können, ist jedenfalls auch weiterhin mit homophoben Gesängen zu rechnen; solange die beiden "Fanlager" von Leuten befehligt werden, deren Intelligenzquotient es gerade noch ermöglicht, die Farben grün und violett zu unterscheiden, darf sich niemand darüber beschweren, dass die sportliche Auseinandersetzung zur Nebensache verkommt; den Ultras geht es nicht um Sieg oder Niederlage sondern einzig um möglichst viele "blutige schwule Nasen".
Wenn aber die Vereinsverantwortlichen ganz offensichtlich nicht in der Lage sind, Fußballspiele entsprechend "abzuwickeln" bzw. zu organisieren und die erforderliche Sicherheit zu gewährleisten, muss man die Vereine von der "Last" der Teilnahme am sportlichen Wettbewerb dergestalt befreien, dass sie am "Kampf" um die Meisterschaft ganz einfach nicht mehr teilnehmen dürfen; sobald durch den Ausschluss von Rapid & Austria in der Tabelle der heimischen Bundeliga nur noch 10 Vereine aufscheinen, werden selbst die dümmsten Funktionäre, Spieler und Fans verstanden haben, dass es Zeit ist, sich Gedanken darüber zu machen, wie man vereinsintern einen Spielbetrieb organisiert, der als bundesligatauglich betrachtet werden kann; Alexander Wrabetz und Kurt Gollowitzer hätten Zeit in sich zu gehen und darüber nachzudenken, ob sie als Präsidenten tatsächlich in der Lage sind, ihre Vereine zur Räson zu bringen; bisher zumindest hat es nicht den Anschein, als hätten die beiden irgendetwas im Griff.
Chr. Brugger
27/09/2024