Der kluge Mann baut vor
Noch ehe das Ergebnis des ersten Skiweltcuprennens der heurigen Saison offiziell vorliegt, stellt man sich hierzulande, medial untermalt, längst die Frage, was denn – speziell von unserer holden Weiblichkeit – zu erwarten wäre.
Quelle: https://a-ware.at/interview-julia-scheib/
Der neue Cheftrainer aller ÖSV-Damen stapelt ebenso tief wie er präventiv vorbaut: "Bei den Speed-Fahrerinnen haben wir mit Conny Hütter und Nina Ortlieb zwei Siegfahrerinnen des Vorwinters. Da mischen wir vorne mit. Podiumsplätze und der eine oder andere Sieg sollten schon möglich sein. Bei den Technikerinnen hingegen müssen wir erst wieder den Anschluss an die Weltspitze finden. Näher ran an Shiffrin, Vlhova, Brignone etc." wird Hr. Assinger zitiert – und weiter: "Ich bin Realist. Im Riesentorlauf derzeit vom Sieg zu reden wäre vermessen. Auch das Podium ist kein Thema. Bei der Platzierung einstellig zu sein - das wäre schon gut".
Morgen, in Sölden, wird traditionell ein solcher RTL ausgetragen, bei dem lt. Assinger bereits ein Top-Ten-Ergebnis topp wäre.
Ganz anders sieht das beispielsweise eine Julia Scheib: "Das Ziel ist ganz klar, heuer Rennen zu gewinnen. Sonst tust du dir die Mühe im Sommer nicht an. Vielmehr habe ich aber im Kopf, dass ich stark Skifahren will"; die 25-Jährige aus dem Bezirk Deutschlandsberg will der mehr als 7 Jahre andauernden Sieglosigkeit im Damen RTL-Weltcup endlich ein Ende bereiten; der letzte Sieg in dieser Disziplin datiert vom 07.03.2016 (Eva-Maria Brem im slowakischen Jasná), der letzte "Stockerlplatz" vom 28.12.2019 (Katharina Liensberger in Lienz).
Weniger hoch sind die Erwartungen bei Liensberger: "Ich weiß, dass alle darauf gespannt sind, was ich nach einer schwierigen Saison heuer abliefern kann"; ich will die Vergangenheit einfach vergangen sein lassen und positiv in die Zukunft blicken", sagt die Vorarlbergerin unmittelbar vor dem Start in die neue Saison – und "schön wär's, wenn ich gleich bei den ersten Rennen zeigen kann, was ich mir für die neue Saison alles vorgenommen habe."
Quelle: https://www.extremnews.com/nachrichten/sport/354018678f8d37d?source=feed
Die desaströsen RTL-Ergebnisse der Vorsaisonen haben zumindest einen positiven Aspekt: Bei diversen Wettanbietern befinden sich die Österreicherinnen hoch im Kurs: Franziska Gritsch ist mit einer Außenseiterinnenquote von 1:67 die Beste ihrer Zunft; es folgen Liensberger (1:101) sowie Scheib und Stephanie Brunner (mit je 1:151); Mut & Patriotismus vorausgesetzt, ließe sich mit unseren Rennläuferinnen ganz gutes Geld verdienen; allein: Da der kluge Mann ja vorbaut fragt er sich, gleich wie Werner Stauffacher seine Gattin Gertrude in Friedrich Schillers Wilhelm Tell (1. Aufzug, 2. Szene): "Was soll ich tun"? Die kluge Gertrude würde ihm antworten: "So höre meinen Rat": "Dem Mutigen hilft Gott" und "ertragen muss man, was der Himmel sendet" – wetten würde ich aber, just deshalb, selbst darauf nicht.
Chr. Brugger
27/10/2023