das kleine o als letzte Chance
Nichts hat in den letzten Stunden die Schlagzeilen so dominiert, wie das kleine o; Omikron (wörtlich übersetzt das kleine o), wie man beinahe liebevoll die nächste Abart, eine weitere Mutation von SARS-CoV-2, die B.1.1.529 Variante, nennt, verbreitet Angst und Schrecken. Im südlichen Teil des afrikanischen Kontinents soll sie aufgetaucht sein, längst den Weg nach Europa gefunden haben.

Quelle: https://www.ogm.at/2021/11/28/ogm-kurier-wahlumfrage-november-2021/
"Im Variantenschock" titelt die Frankfurter Allgemeine, "Diese neue Variante zeigt einen großen Evolutionssprung. Sie beinhaltet deutlich mehr Mutationen, als wir erwartet hätten, und scheint sich extrem schnell auszubreiten" schreibt die Zeit.
"Die Berichte aus einer Reihe europäischer Staaten lassen keinen Zweifel daran, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Omikron-Variante auch in Österreich nachgewiesen werden wird" lässt unser Kanzler verlauten.
Ja, es besteht kein Zweifel daran, dass sich Omikron auch in Österreich verbreiten, heimisch machen wird.

Quelle: https://www.swp.de
Das heißt für unser "Krisenmanagement", bestehend aus Schallenberg, Mückstein und sonstigen "Experten": Neues Unglück, neue Chance.
Es wird allenfalls, wenn es blöd läuft, nicht das letzte Unglück, die letzte SARS-CoV-2 Variante sein; für den "Krisenstab" aber ultimativ die letzte Chance, endlich etwas Sinnvolles zustande zu bringen.
Omikron sei Dank: Schallenberg & Co können nun beginnen, ihre eigene, äußerst dubiose Reputation zu reparieren, an der bislang äußerst schwachen Performance etwas zum Besseren zu verändern. Die Messlatte dafür liegt jedenfalls, wenn man deren eigene Maßstäbe anlegt, in durchaus erreichbarer Höhe.
Anders formuliert: Schlechter als bisher kann es nicht werden, bzw. können Schallenberg & Co das eigentlich nicht machen. Dazu werden selbst unsere "Krisenmanager" nicht in der Lage sein.
Bis dahin (Fertigstellung eines tragbaren Konzepts) dürfen sich Xandl & Charly noch mit einer Bedrohung anderer Art beschäftigen, der Drohung eines bislang anonym Gebliebenen gegen den Kanzler höchstpersönlich.

Quelle: https://www.krone.at/2566274 - Bild: Krone KREATIV; Andi Schiel, APA/Herbert Neubauer
Dem Kanzler drohen? Eine Frechheit, ein Affront, quasi eine Beleidigung seiner Majestät; mich wundert es, ganz ehrlich, dass so etwas, ob der von Schallenberg & Co verfolgten Politik des Nichtstuns, des bloß blöd Daherredens, nicht schon viel früher passiert ist.
Wer den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als durch Arroganz, Unbelehrbarkeit und Häme auffällig zu werden, darf sich am Ende desselben nicht wundern, wenn der Zorn des Volkes anschwillt, sich Widerstand formiert, letzten Endes auszuarten beginnt.
Es wird einen Grund haben, warum zehntausende Menschen während aufrechten Lockdowns in den Straßen der Städte demonstrieren, die türkis eingefärbten Schwarzen an der, wenn überhaupt noch, 20%-Marke herumtingeln und Schallenberg als Kanzler von knapp 90% des Wahlvolkes unumwunden abgelehnt wird.
Zuspruch und Wohlwollen sähen jedenfalls anders aus, möchte man meinen. Das gilt aber scheinbar nicht für unseren Kanzler, der keine Möglichkeit auslässt, peinlich zu sein.
Ob dieses Auftretens, gepaart mit einem kaum überbietbaren Maß an Überheblichkeit, Ahnungslosigkeit, Antipathie und Skrupellosigkeit (im Sinne von fehlender Empathie), bleibt abzuwarten, wie Kanzler Schallenberg die nächsten Wochen politisch überstehen wird.
Insofern kommt ihm das kleine o vielleicht sogar gelegen; er kann unter Beweis stellen, dass er aus den letzten Wochen und Monaten etwas gelernt hat, gewillt ist, es besser zu machen.

Quelle: https://zur-sache.at/innenpolitik/tuerkise-minister-stellen-klar-oevp-regierungsbeteiligung-nur-mit-kanzler-kurz/
Wenn es sich, so Schallenberg, nur noch um eine Pandemie der Zauderer und Zögerer handelt, dann hat er jetzt die Möglichkeit, eben dieselben entsprechend zu überzeugen, umzustimmen, auf den Pfad der von ihm vertretenen Tugend umzuleiten. Omikron könnte ihm dabei in seine schlechten Karten spielen. Gelingt ihm das nicht, ist es eine Frage der Zeit, bis man ihn, mit oder ohne Drohung, mit dem nassen Fetzen aus dem Kanzleramt verjagen wird. Unangekündigt, gnadenlos, zeitnah, letztlich aber effektiv und völlig zu Recht. Solche wie Schallenberg gibt es leider mehr als genug - ein Blick in die türkis-schwarze Reihe Gleichgesinnter genügt; Schallenberger, wohin man sieht; auch deren "Halbwertszeit" in der Politik neigt sich dann hoffentlich dem Ende zu. Türkis Schwarze als Auslaufmodelle also - zum Schrottwert taxiert, unbrauchbar, wertlos ...
Insofern könnte man selbst der Pandemie etwas Positives abgewinnen - auch wenn das, summa summarum, bereits sehr viele (Todes-) Opfer gefordert hat, sündteuer und zermürbend war.
Chr. Brugger
28.11.2021