Das Ende der neuen Ära?
Wer nach dem Dienstantritt von Ralf Rangnick den Beginn einer neuen Ära im heimischen Fußball eingeläutet sah, sieht sich spätestens seit dem gestrigen Abend bereits wieder desillusioniert. Die peinlich schwache Leistung der österreichischen Fußballnationalmannschaft im Parken von Kopenhagen gegen einen Gegner, der uns in allen Belangen bei weitem überlegen war, erinnert an die desaströse Performance unter Ex-Teamchef Franco Foda, der neuerdings in Zürich sein "Unwesen" treibt und dort das zu zerstören sucht, was der nach Sinsheim abgewanderte André Breitenreiter aufgebaut hat.
Quelle: https://www.laola1.at/de/red/fussball/oefb-nationalteam/a-team/spiele/noten--einzelkritik-zum-nations-league-spiel-daenemark-oesterreich/
Wie auch immer: Die gestrigen 90 Minuten in der dänischen Hauptstadt waren der schlagende Beweis dafür, dass aus einer schwachen Truppe nicht binnen weniger Woche ein Starensemble wird und auch ein Trainer vom Format eines Ralf Rangnick eine lahme Ente nicht zu einem Ferrari tunen kann.
Dafür fehlt es den Mannen rund um den rekonvaleszenten Kapitän Alaba an Klasse, der Bereitschaft sich zu überwinden, an spielerischem Potenzial und letztlich auch an Konstanz.
Ein solides Spiel gegen den "zweiten Anzug" des schwächelnden Vizeweltmeisters Kroatien, eine unnötige, weil selbstverschuldete, Niederlage im Heimspiel gegen den gestrigen Gegner aus Dänemark und ein glückliches Remis gegen Weltmeister Frankreich sind scheinbar dem Nationalteam nicht gut bekommen; anders ist die gestrige Leistung kaum erklärbar.
Quelle: https://sport.orf.at/stories/3096859/
Angeheizt vom üblichen medialen Begleitgetöse und angesichts unnötig-sinnentleerter und teilweise vertrottelter Wortspenden der ORF-Kommentatoren Pariasek, Prohaska, Felber und Mählich konnte man den Eindruck gewinnen, nicht die Franzosen seien der amtierende Weltmeister, sondern wir führen als haushoher Favorit bzw. Titelverteidiger zur bevorstehenden WM in Katar.
Weit gefehlt: Unsere letzte WM-Teilnahme datiert aus dem Jahr 1998; seitdem ist knapp ein Vierteljahrhundert vergangen; Besserung ist nicht in Sicht - es hat sich seit damals offenbar wenig bis gar nichts verändert.
Quelle: https://www.90minuten.at/de/red/magazin/reportage/2017/oktober/mit-oder-ohne-hintergedanken--98er-generation-haelt-herzog-die-stange/
Allerdings muss man Rangnick, einem ausgewiesenen Fachmann, insofern in Schutz nehmen, als er mit Spielern wie einem Saša Kalajdžić oder Valentino Lazaro das Auslangen finden muss, beide Exponenten der "Sonderklasse" Schönwetterfußballer bzw. "auch ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn". Trimmel, Wimmer & Onisiwo ebenso schwach wie Reservekapitän Sabitzer, der in der Nachbarrepublik vermutlich nicht umsonst und mit großem Vorsprung zum "enttäuschendsten Spieler der Saison" gekürt wurde.
Laimer und Arnautovic sind alles, nur keine Spieler, die von der Reservebank aus etwas bewegen können, sondern einem Spiel lediglich von Anfang an die richtige "Prägung" geben können; Lainer ist weit von seiner Form der Vorjahre entfernt, Seiwald bemüht, aber harmlos; Weimann und Gregoritsch fehlt es neben der nötigen Klasse jedenfalls auch an Beständigkeit; der Rest (Lindner, Trauner, Danso & Schlager) bot zumindest Solides.
Wären wir (Österreicher) realistisch genug, müssten wir feststellen, dass wir mit David Alaba über einen einzigen Spieler auf höchstem Niveau verfügen, der allerdings in der Nationalmannschaft meist den Ansprüchen, die man an ihn stellt, nicht gerecht wird; "dahinter" finden sich mit Laimer und Seiwald zwei Spieler, die das Zeug zu "Höherem" haben; doch dann weitet sich das Team in einem breiten Feld aus, das bestenfalls mit "Mittelmaß" zu beschreiben wäre; einzige positive Ausnahme: Ein 33-jähriger Arnautovic mit sporadischen Geniestreichen und Tormann Pentz mit ansprechenden Leistungen.
In Summe aber ist all das viel zu wenig, um international bzw. dauerhaft zu reüssieren; es wird Zeit zu erkennen, dass wir eben nicht besser sind, im internationalen Fußball auf Jahre hinaus keine Rollen spielen werden und uns für Weltmeisterschaften nur dann qualifizieren können, wenn uns bei den jeweiligen Gruppenauslosungen das Glück hold ist; zudem sollten wir einsehen, dass die ach so hoch gelobten Darbietungen zu Beginn der "Nations League" nicht mehr waren als ein Strohfeuer und wir uns seit gestern am Abend wieder dort befinden, wo wir eigentlich hingehören: Auf den Boden Realität, des Mittelmaßes, des darauf Hoffens, dass wir mit viel Glück irgendwann etwas erreichen können.
Chr. Brugger
14.06.2022