Darwin, die Zugvögel und GECKO – eine winterliche Reise
In seinem Hauptwerk "On the Origin of Species" (dt: "Über die Entstehung der Arten") muss Charles Darwin zur Einsicht gelangen, dass man über das Flugverhalten der Zugvögel nichts wisse.
Knapp hundert Jahre später war hingegen klar, dass Zugvögel ihr Flug- und Wanderverhalten u.a. ihrem Magnetsinn verdanken, der Fähigkeit, sich am Erdmagnetfeld zu orientieren.
Quelle: https://www.deutschland-lese.de/streifzuege/balladen/die-kraniche-des-ibykus/
Das wäre insofern nicht von besonders erwähnenswerter Bedeutung, als das Reiseverhalten von Vögeln, zumindest dem ersten Anschein nach, mit der Bewältigung der Covid-19 - Pandemie äußerst wenig zu tun hat. Das dem jedoch nicht so ist, steht spätestens seit 2010 fest; in diesem Jahr wurde im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie (Spatial orientation oft he Philippine bent-toed gecko (Crytodactylus phillippinicus) in relation to ist home range) nachgewiesen, dass auch Geckos über diesen (Magnet-) Sinn verfügen.
Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Geckos#/media/Datei:Gekko_gecko_(rock)_by_Robert_Michniewicz.jpg
Selbst diese wissenschaftlich bedeutsame Erkenntnis würde vermutlich nicht sonderlich in Erscheinung treten oder auffallen, gäbe es hierzulande nicht neuerdings einen Pandemiekrisenstab namens "GECKO", der - gesamtstaatlich - das Pandemiekrisenmanagement übernommen haben soll. Einem zur Veröffentlichung bestimmten Umflaufbeschluss des Bundeskanzleramtes ist zumindest ein solches Ansinnen zu entnehmen (Geschäftszahl: BKA: 2021-0.042.298 u.a.).
Damit schließt sich hier der Kreis von Darwin hin bis zur Pandemie, zumal man davon ausgehen kann, dass die GECKO vergleichsweise, bzw. zumindest ansatzweise, über ähnliche Fähigkeiten verfügen muss wie das gemeinhin unter diesem Namen herumlaufende Schuppentier.
Nun wäre es utopisch wie vermessen zugleich, von der GECKO zu verlangen, auf die ihren Namensvettern zugeschriebenen Fähigkeiten (Magnetsinn, sogar kopfüber an Glasscheiben laufen zu können) verweisen, daran lückenlos anschließen zu können. Nicht zu erwarten ist auch ein, Jesus ähnliches, über das Wasser gehen Können.
Man darf aber zumindest verlangen, dass die GECKO nicht völlig orientierungslos umherirrt und nicht über evidenzbasierte Gegebenheiten stolpert.
Traut man jedoch Berichten aus der Konferenz vom Montag dieser Woche (27.12.2021), dann wird schnell klar, dass die GECKO nicht einmal den Anforderungen aus dem letzten Absatz dieser "winterlichen Reise" zu entsprechen in der Lage ist.
Wenn es also um die österreichischen PCR-Testungen geht, hat die GECKO scheinbar ein ziemlich nachhaltig gestörtes Verhältnis zum Offensichtlichen und zu nachweislich Vorhandenem.
Während die PCR-Testungen in 8 Bundesländern dem (strengen) Regulativ des Bundesvergabegesetzes 2018 unterliegen, hat ein einziges Bundesland dieses "Problem" im Weg einer nicht öffentlich ausgeschriebenen Direktvergabe gelöst. Dass es damit zu einer gravierenden Wettbewerbsverzerrung und Ungleichbehandlung kommt, nimmt auch die GECKO billigend in Kauf, ignoriert diesbezüglich geäußerte Bedenken bzw. bewertet sie abschlägig als "nicht existent".
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, warum man erst nach 21 Monaten in einer Pandemie auf die Idee kommt, Vertreter derjenigen Branche zu befragen bzw. einzubeziehen, die für das gesamte, allenthalten parteipolitisch hochgelobte, Testsystem verantwortlich zeichnet, deren Expertise und "Systemkritik" dann aber geflissentlich ignoriert und zur Tagesordnung übergeht.
Wenn man bereits dem bisherigen Pandemiekrisenmanagement eine nicht übersehbare Unfähigkeit attestieren musste (warum würde man sonst ein neues Krisenmanagement installieren?), dann sollte damit auch die Erkenntnis einhergehen, dass die nunmehrigen GECKO-Protagonisten schon bislang systemimmanent-unselig tätig gewesen sind und Teil desselben waren.
Quelle: https://story.heute.at/christian-nusser-kopfnuesse-im-echsenreich/index.html
Wie sollen also diejenigen, die schon bislang nichts zustande gebracht haben, mit dem Umhang GECKO versehen, plötzlich etwas können, anders machen, gar zum Positiven hin verändern? Außer Worthülsen und stumpfsinnigen Parolen war bislang wenig zu hören; wiewohl es sich, so zumindest Nehammer & Mückstein, um die besten Köpfe handeln soll, die man geholt hätte. Schenkt man den Wortspenden anlässlich der Auftaktpressekonferenz, insbesondere jener von Hr. Striedinger, Glauben, dann ist zumindest klar, worum es sich bei der GECKO handelt: Um ein Informationssammelzentrum zur Beurteilung des Gegners mit einem absoluten "Joker" namens Starlinger im Talon, der mit seiner Denkweise in die Zukunft schauen könne.
Quelle: https://orf.at/stories/3240644/
Nun sorgt zwar der Zufall "im Drehbuch der Wahrscheinlichkeiten" manches Mal für die Knalleffekte; dass jemand, mag er auch Generalmajor sein, in die Zukunft schauen kann, hieße ja im Umkehrschluss, dass man die GECKO in ihrer Gesamtheit problemlos durch eine Gerda Rogers ersetzen könnte; das wäre einerseits sicher günstiger, andererseits mindestens gleich treffsicher.
Traut man nämlich Fr. Rogers, muss man nur abwarten, bis sich Neptun aus den Zwillingen (Ende 2023) verabschiedet hat und hoffen, dass sich Mars Ende Jänner/Anfang Februar 2022 nicht allzu sehr austobt. Diese Strategie gäbe es sogar zum Nulltarif, zumal sich Fr. Rogers diesbezüglich ohnedies bereits im öffentlich zugänglichen TV geäußert und festgelegt hat.
Ich gehe jede Wette ein, dass die Prognose von Fr. Rogers mehr an Wahrscheinlichkeit für sich hat als die angekündigt-mögliche Hellseherei aus einem grünen Tarn- oder Kampfanzug. Um ein solche Wette problemlos eingehen zu können, muss ich nicht einmal an einer imaginären Glasplatte mit dem Rücken nach unten und mit traumwandlerischer Sicherheit über den See Genezareth gehen können; eine solche Voraussage ermöglicht mir mein bescheidener Hausverstand.
Bild: See Genezareth
Anders formuliert: Eher findet am See Genezareth der Weitenwettbewerb einer Eisstock WM statt als dass Striedinger & Starlinger den Feind besiegen; ersteres ist unwahrscheinlich, jedoch nicht gänzlich undenkbar; zweiteres hingegen ist definitiv ausgeschlossen - mag der Zufall die Arroganz der Wahrscheinlichkeit konterkarieren oder auch nicht. Aber das wäre wohl eine ganz andere Geschichte (wert).
Chr. Brugger
29.12.2021