Chronische Erfolglosigkeit

15.11.2021

Dort, wo unser neuer Außenminister am 27.10.2021 war, will unsere Herrenfußballnationalmannschaft auch hin: Nach Katar. Dort findet im nächsten Jahr zur Spätherbstzeit, der FIFA World Cup Qatar 2022 statt.

Quelle: https:// www.krone.at/2541794 - Bild: BMEIA/Michael Gruber

Betrachtet man die Ergebnisse, vor allem aber die bisherigen spielerischen Leistungen unserer fußballerischen Hautevolee, dem, was Österreich in dieser Sportart vorzuweisen hat, dann hat es den Anschein, als würden Alaba & Co nächstes Jahr lieber auf Urlaub fahren, mit ihren Liebsten die traute Zweisamkeit genießen oder ganz einfach vorweihnachtlich nichts tun.

Wenn man in der sportlich schwächsten, europäischen Qualifikationsgruppe nicht einmal ansatzweise eine Chance hat, sich für die WM im arabischen Raum zu qualifizieren, dann muss man das einerseits zur Kenntnis nehmen, andererseits darf man aber auch feststellen, dass Alaba & Co viel zu schwach sind, um sich in ihrer WM-Qualifikations-Gruppe vor Fußballgrößen wie Schottland und Israel zu befinden; immerhin sind das die Nummern 42 und 80 der aktuellen FIFA-Weltrangliste, in der wir momentan noch Platz 32 einnehmen - Tendenz steigend.

Da man, das ist eines der vielen ungeschriebenen Gesetze in dieser internationalen Rasenballsportdisziplin, üblicherweise nicht die Mannschaft, sondern deren Trainer, als schwächstem Glied sozusagen, austauscht, müsste denklogisch Franco Foda seit längerer Zeit davon ausgehen, dass er spätestens heute am Abend, nach dem letzten Qualifikationsspiel gegen Moldawien, nicht länger benötigt zu werden.

Wenn das von Foda betreute Team, noch dazu in einer solchen Qualifikationsgruppe, nichts zustande bringt, haben sich weder Mannschaft noch Trainer eine Reise an den arabischen Golf verdient.

Quelle: https://www.nussli.com/de/news-pr-und-medien/news-und-medienmitteilungen/fifa-fussball-weltmeisterschaften-2022-in-katar/

Dass man über den Umweg der absurden "Nations League-Variante" die Teilnahme bei der WM noch erreichen könnte, erscheint ob der gezeigten Performance faktisch ausgeschlossen. Wer selbst gegen Moldawien Probleme, die Färöer große Mühe hat, in Israel gedemütigt wird, gegen Schottland, mit viel Glück, nur einen Punkt macht und von Dänemark zwei Mal vorgeführt wird, der kann gegen die Italien, Schweden, Portugal & Co mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine realistische Chance haben.

So müsste eigentlich kommen, was üblicherweise eintritt, wenn der Trainer einer Fußballmannschaft keine Erfolge vorweisen kann.

Quelle: https://dietagespresse.com/em-vorbereitung-teamchef-foda-arbeitet-an-neuen-ausreden/ - Granada/CC (M)

Nicht hingegen in Österreich: Hierzulande hält man weiterhin an Foda fest. Hat bereits der Ex-ÖFB-Präsident Leopold Windtner die chronische Erfolglosigkeit von Foda in der WM-Qualifikation damit belohnt, ihm weiterhin die "Stange" zu halten, so setzt auch der neue Präsident Gerhard Milletich, wie sein Vorgänger ein ausgewiesener Kenner der heimischen Fußballfunktionärsszene, auf den nicht von Erfolg verwöhnten Deutschen.

Wenn ein Fußballverband schon das Glück hat, Fußballprofis von überdurchschnittlicher Güte zu Länderspielen einberufen zu können, dann hat den dauerhaften sportlichen Misserfolg wohl eher der jeweilige Übungsleiter zu verantworten als die zur Verfügung stehenden Spieler. Wenn er (der Trainer) seit Jahren auf Spieler setzt, die bei ihren Vereinen ein Schattendasein auf diversen Reservebänken fristen oder laufend angeschlagen sind bzw. über Wehwehchen jammern (Ilsanker, Lazaro, Grillitsch, Gregoritsch, Demir & Co), ist speziell dann nichts anderes zu erwarten, wenn die Spielanlage des Trainers derjenigen der Protagonisten auf dem Feld diametral gegenübersteht. Wer mit Spielern wie Alaba, Sabitzer, Laimer, Lainer, Lienhart, Seiwald oder Arnautovic nichts gewinnt und auf Spieler von Red Bull dauerhaft verzichtet, darf sich nicht wundern, immer nur auf den Zufall hoffen zu können und derweilen, bis es zur gewünschten Fügung des Schicksals kommt, um die "goldene Ananas" zu spielen.

Im, von Selbstdarstellern überschwemmten wie dominierten ÖFB, hat man noch nicht verstanden, dass Alaba & Co keiner lahmarschigen, wortkargen, veraltete Spielmethoden lehrenden, selbsternannten Fußball-Philosophen bedürfen, sondern lediglich die Motivationskunst eines charismatischen Animateurs benötigen.

Wenn man aber immer nur von sich auf andere schließt bzw. die eigene, durchwegs bescheidene wie nicht nur eitel anmutende, Sicht der Dinge für wichtig befindet und noch dazu der fußballbezogene Hausverstand, das Einmaleins modernen Trainerdaseins nur vom Hörensagen kennt, dann ist man auch als ÖFB Präsident nicht tragbar. Das hat jahrelang für Leopold Windtner gegolten, folglich und konsequenter Weise auch für Gerhard Milletich.

Quelle: https://m.bvz.at/in-ausland/fussball-scheidender-praesident-windtner-sieht-oefb-gut-aufgestellt-fussball-maenner-nationalteam-sportorganisationen-oefb-oesterreich-295732931 - Bild: APA/Herbert Neubauer

Vielleicht sollte man beim ÖFB ein einziges Mal darüber nachdenken, ob es nicht besser wäre, den eigenen Selbstdarstellungsdrang hintanzustellen und dem, durchaus möglich scheinenden, bislang nur vergebens erhofften, Erfolg unterzuordnen. Dann gelänge es allenfalls auch, einen allseits beliebten, von Esprit und Euphorie sprühenden Animateur ausfindig zu machen, dem es gelänge, Alaba & Co bei Laune zu halten, zu einer Mannschaft zu formen, in der Zusammenhalt und Spielfreude vorherrschen und nicht, wie bisher, Tristesse und Widerwille.

Insofern kämen nicht Andreas Herzog oder Dietmar Kühbauer in Frage, sondern eher ein Anton Polster oder Ralph Hasenhüttl. Da der zuletzt Genannte sich das Ganze nicht antun will oder wird, seine Trainerkarriere nicht am Altar veralteter Verbandsstrukturen zu opfern bereit sein wird, wäre Anton P. die logische Lösung. Denn selbst dann, wenn der Erfolg ausbliebe, hätte Toni P. Fans und Lacher auf seiner Seite; und das allein schon würde ihn von seinen Vorgängern im Amt unterscheiden, positiv herausragen lassen.

Gegen Moldawien und die Färöer würde sogar jeder Obdachlose und jede 80-Jährige auf der Trainerbank gewinnen; dazu benötigt man keine Teamchefs à la Foda oder Koller, die jährlich mit Beträgen jenseits der "ein Millionen Euro Grenze" im Jahresbudget des ÖFB zu Buche schlagen. Gegen Kost, Logis und Barauslagenersatz würde selbst ich bereit sein, das Amt zu übernehmen. Schlechter als Foda und Koller kann man nicht abschneiden, insofern ginge ich kein allzu großes Risiko ein.

Chr. Brugger

15.11.2021