Chancen-, ideen- und/oder kraftlos
Gleich zu Beginn: Es ist durchaus lobenswert, dass das ÖFB-Team (damit ist die Fußballnationalmannschaft der Männer gemeint) die Direktverbindung zur WM im fernen Emirat Katar an der Ostküste der arabischen Halbinsel am persischen Golf bereits vorzeitig gecancelt hat; bereits nach drei Spieltagen ist das Team offenbar zur Ein- und Ansicht gekommen, sich nicht als Erster der Qualifikationsgruppe F qualifizieren zu wollen. Anders sind die Darbietungen der Mannschaft in der letzten Woche (25.03., 28.03. sowie 31.03.2021) nicht zu erklären bzw. zu deuten.
Das Nationalteam hat sich gegen die "Nummern" 48 (Schottland), 107 (Färöer) und 12 (Dänemark) der FIFA-Weltrangliste Leistungen erlaubt, die ihresgleichen suchen (Österreich selbst ist in der genannten Rangliste aktuell immerhin, warum auch immer, die Nummer 23).
Seinen Höhepunkt hat das Leistungsvermögen der heimischen Elite(!) am Abend des 31.03.2021 in Wien erreicht.
Man kann, so man will - offenbar wollen das zumindest die unmittelbar Beteiligten - die Vorstellung in der ersten Spielhälfte noch "schönreden". Was sich jedoch zwischen der 58. Und 73. Spielminute ereignet hat, gleicht einem "Begräbnis erster Klasse".
Mehr als eine Minute (57./58.) hat kein Österreicher den Ball berührt; nach 13 Pässen der Dänen (die Unsrigen waren Zuseher, nicht einmal Statisten) stand es 0:1. Zur "Leistung" von Alaba & Co der passende Kommentar von Boris K.-J.: "(...) und dann dieser Fehlpass; ein Fehler mitten in der Vorwärtsbewegung (...)". - Leider konnte es, mangels Ballbesitz, gar nicht erst zu einem "Fehlpass" kommen.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass das Spiel einen unabwendbaren Verlauf genommen hatte. Antriebs- und ratlos irrten die heimischen Spieler am Feld umher; Zweikämpfe wurden, so gut es möglich war, vermieden, bezeichnender Weise durch unzählige Fehlpässe "kompensiert".
Vor dem zweiten Gegentreffer ein weiteres "Multiorganversagen": Xaver S. spielt, vollkommen unbedrängt und ohne jede Not, einen "glorreichen" Fehlpass, leitet damit die nächste ziel- und endzweckorientierte Aktion der Dänen ein. Gernot T. und Stefan L. vereinen sich in lethargischem Nichtstun; anstatt den Gegenspieler zu stören, stehen sich die beiden selbst im Weg; die Konsequenz: Das 0:2.
Boris K.-J. moniert ganz fachmännisch: "Da ist zu wenig Personalstand drinnen" (65.); kurz darauf (66.) spricht der "eloquente" (Germanistik-) Experte noch immer von der Chance auf den Gruppensieg.
Wenig später (66./67.): Christoph B. vertändelt leicht- bzw. vollkommen unsinnig den Ball (gleich dem Verhalten eines unterklassigen Nachwuchsspielers) und leitet damit den nächsten Gegentreffer ein. Alexander S. fühlt sich aus unerfindlichen Gründen bemüßigt, als Feldspieler tätig werden zu müssen, trifft den Ball aber leider nicht - Alexander D. ist im "eins gegen eins" lediglich die Nummer 2; logische Folge: 0:3.
Boris K.-J.: "Sowas wie eine Vorentscheidung vielleicht in dieser Partie". (...) Andererseits nutzt man den ersten Patzer von Österreich aus". - ???
Dann wird auch der Co-Kommentator, Helge P., fachmännisch tätig: "Was machst du als Trainer ... ein Drahtseilakt ... versuchst du, das 3:3 zu versuchen, oder versuchst du, "Schadenbegrenzung" zu machen - ich bin für die erste Variante ...".
Daraufhin Boris K.-J.: "Es gibt nichts anderes als zu versuchen, ein X zu holen".
Hier stellt sich die Frage, ob die beiden Kommentatoren tatsächlich beim Spiel Österreich gegen Dänemark anwesend waren oder nicht vielmehr das Ernst-Happel-Stadion mit einem anderen Fußballplatz verwechselt haben. Mit Realitätssinn hat diese "Fachsimpelei" jedenfalls sehr wenig zu tun.
Anstatt des "erhofften" (?!) Ausgleichs springen wir, nach einer weiteren Fehlpassorgie der Österreicher, in die 73. Spielminute: Fehlpass Marcel S. (unbedrängt und ohne jede Not) - Xaver S. schlurft zum wiederholten Mal nur hinterher (Zweikampfverhalten kennt er offensichtlich nur vom Hörensagen) - der fünfunddreißigjährige Andreas U. stellt seine enorme "Schnelligkeit" unter Beweis, Alexander S. weiß nicht so recht, ob er nach vorne oder hinten soll - es ist ein Leichtes, Andreas U., in Kinderfußballmanier, zu düpieren, es steht 0:4.
Dass dann auch noch der "Langzeitedelreservist" Valentino L. zum Einsatz kommt, ist ohnedies bedeutungslos; seine enormen "Laufwege" erinnern im besten Fall an einen rüstigen Pensionisten - Flanken ins Niemandsland kann prinzipiell jeder Hobbykicker (dafür muss man sich nicht unbedingt im Kader der Nationalmannschaft befinden).
Boris K.-J.: "Der erste Fehler hat, sozusagen, die Partie kippen lassen".
Alles in allem eine gelungene "Fußballorgie" in rot-weiß-rot, garniert mit sinnstiftenden Kommentaren; die fußballerische Realität ist hingegen eine andere: Mit der Performance der letzten drei Spiele können die fußballspielenden Protagonisten nur hoffen, nicht an der nächstjährigen Fußballweltmeisterschaft in Katar teilnehmen zu müssen - das würde dem ÖFB viel Geld ersparen, den Spielern Enttäuschungen und Ausreden und, das wäre der größte Vorteil, den Zorn der Zusehern darüber, wie sich die "Besten der Besten" präsentieren, hintanhalten. Das Auftreten des ÖFB-Teams ist nicht nur eine "grenzenlose Frechheit" sondern ein schweres Foul an der nach wie vor vorhandenen Begeisterung vieler österreichsicher Fußballfans (warum das immer noch so ist, erschließt sich mir jedenfalls nicht). Es hat den Anschein, als befänden sich die Fußballprofis, ebenso wie viele anderen Menschen, in Kurzarbeit bzw. als wären sie arbeitslos und würden nur an einschlägigen Nachschulungen teilnehmen. Mit Leistungssport hat das nur noch insofern zu tun, als sich die Mannschaft von Trainer Franko F. "Dinge" leistet, die einerseits niemand versteht, andererseits an Arbeitsverweigerung grenzt; vielleicht wird auch jemand, wer immer das sein mag, mit Untätigkeit bestreikt.
Die bitterste bzw. ernüchternde Erkenntnis der desaströsen Mannschaftsdarbietungen ist am Ende, dass es das, vom ÖFB Präsidenten bis hin zu den Spielern selbst, hilflos überschätzte wie überforderte ÖFB-Team zustande gebracht hat, gegen Dänemark in 90 min. (zuzüglich Nachspielzeit) nicht eine Torchance herauszuspielen. Nicht ein einziges Mal war das gegnerische Tor in Gefahr; insofern hätte das dänische Team - retrospektiv betrachtet - auch mit 11 Feldspielern antreten können.
Unsere, als "Übertalente" titulierten, Teammitglieder Christoph B. und Sasa K. waren, wenn überhaupt, wie alle anderen Spieler auch, nur ein Schatten ihrer selbst. Beurteilte man die an der körperlosen Fehlpassorgie Beteiligten nach deren Leistung am Mittwochabend, müsste man sie als Schrottwert taxieren, zum Nulltarif handeln. Selbst ein Spieler wie David A. war zu keinem Zeitpunkt in der Lage, seine tatsächlichen Fähig- und Möglichkeiten abzurufen, Das kann zum einen daran liegen, dass ihm das Nationalteam nichts wert ist; zum anderen könnte es daran liegen, dass Franko F. ihn immer wieder mit unterschiedlichen Aufgaben "belästigt", die der Bayern-Spieler einfach nicht zu erfüllen vermag.
Beide Schlager (A. & X.) sind ihrem Nachnamen nicht gerecht geworden; Gernot T., Aleksandar D., Stefan I. sowie Andreas U. sind viel zu langsam, unbeweglich und technisch nicht einmal Mittelmaß. Stefan L. läuft zwar mehr als die meisten anderen - allein: Sinnlose Kilometer ohne jedes Substrat, die Kreatives allenthalben vermissen lassen, helfen niemandem.
Ein Argument, mit dem das fußballerische "Schonkostmenü" erklärt werden könnte, gibt es allerdings, ist nicht a priori von der Hand zu weisen. Vielleicht hat sich die Fußballnationalmannschaft dem katholischen Fastengebot unterworfen, wochenlang streng gefastet, folglich nach beinahe 40 Tagen nicht genug Energie, fußballerische Leckerbissen anbieten zu können. Sollte das tatsächlich der Fall sein, sei den Spielern verziehen. Man täte ihnen, ob ihrer löblich-asketischen Lebenshaltung, Unrecht, würde sich umsonst ärgern oder bemüßigt fühlen, ihre misslungenen Auftritte einer allzu kritischen Analyse zu unterziehen. Der ÖFB sollte diesfalls in Zukunft wenigstens danach trachten, in der Zeit vom Aschermittwoch bis zum Ende der Fastenzeit keine Termine für Länderspiele zu fixieren.
Daher sollte, im besten Fall, einer erfolgreichen Europameisterschaft eigentlich nichts im Wege stehen. Ab sofort kann sich unsere Fußballelite nämlich wieder vernünftig ernähren bzw. zu alten "Gewohnheiten" zurückkehren: Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten, Rauchen, Sex und andere Genüsse, die ja in den letzten 40 Tagen streng verboten waren. Solcherart wieder erstarkt, werden wir uns, sollte die These von der Askese zutreffend sein, sehr bald wieder an ansprechenderen Leistungen unseres Fußballnationalteams erfreuen können.
Das wären, offen und ehrlich gesagt, ganz wundervolle Aussichten. David A. & Kollegen würden dem österreichischen Fußball Glanz und Glorie verleihen, wir Zuseher wendeten uns nicht mehr ab- sondern unseren Heroen zu, könnten sie hoffentlich auch wieder im Stadion lautstark anfeuern, zumindest aber vor den Fernsehgeräten ihrem, dann wieder edlen und begeisternden, Fußballfeuerwerk beiwohnen. Franko F. säße dann, milde, nachsichtig, wiewohl ein wenig süffisant lächelnd, unumstritten auf seinem Trainerstuhl, würde sich nicht mehr echauffieren, gar seine Nerven strapazieren müssen; er belästigte, unter diesen phantastischen Vorzeichen, seinem "Selbstläuferteam" weder mit taktischen Vorgaben noch dasselbe in der Halbzeitpause mit gebetsmühlenartigen Lamentos.
Presse und Social Media könnten dann nicht mehr heuschreckenartig über die Mannschaft herfallen, selbst Leopold W. wäre glücklich und zufrieden, ganz Österreich jedenfalls stolz; man täte einfach so, als hätte es die diesjährige fußballerische Fastenperiode nie gegeben, müsste sich nicht mehr mit der "Woche der Schande" beschäftigen. Wozu auch: Die Fußballweltmeisterschaft 2022 findet ohnedies im Zeitraum 21.11. bis 18.12.2022 statt; nach dem Sieg im Endspiel haben unsere "Weltmeister" dann noch ausreichend Zeit, um sich zum Weihnachtsfest wieder in heimischen Gefilden aufhalten, mit den Liebsten gebührend feiern zu können.
Es gibt allerdings, bei dieser optimistischen Sichtweise, ein kleines Problem: Was ist, wenn die Prämisse des Fastens falsch wäre? Dann wird zwar die Welt nicht untergehen, sich unser Team auch nicht für die WM in Katar qualifizieren und folglich auch nicht Weltmeister werden. Selbst eine Nichtteilnahme sollte man aber nicht überbewerten. Österreich hat zuletzt im Jahr 1998(!) an einer Weltmeisterschaft teilgenommen - auch in Frankreich waren wir chancenlos; 3 Spiele, 2 Punkte; allerdings hat das ÖFB-Team bei diesem Turnier in 3 Spielen insgesamt nur 4 Gegentore erhalten und zumindest in jedem Match ein Tor erzielt. Nachdem Österreich aber an der nächsten WM ohnedies nicht teilnehmen wird, spielt diese Statistik keine Rolle. Man sollte sich vielmehr bereits jetzt auf die Weltmeisterschaft 2026 in Mexiko, Kanada und den USA vorbereiten; eine Qualifikation sollte mit einer mehr als fünfjährigen Vorbereitungszeit vielleicht möglich sein. Der ÖFB sollte aber jedenfalls stets im Auge haben, dass die Fastenzeit im Jahr 2026 am 02.04. endet, sohin einen Tag später als heuer. Nicht, dass es auch dann wieder zu einem körperlich geschwächten Erwachen, zu einer traumatischen Ernüchterung kommt.
Denn: Auch Erfahrung macht nicht automatisch klug - schon gar nicht beratungsresistente wie selbsternannte Fußballexperten, die sich vor allem im Präsidium des ÖFB tummeln.
Die lange Vorbereitungszeit könnten jedenfalls auch die Kommentatoren des ORF dazu nutzen, spätestens 2026 zumindest ansatzweise die deutsche Sprache im Griff zu haben sowie über soviel fußballerische Sachkenntnis und realitätsnahe Spieleinschätzung zu verfügen, dass man Spiele des ÖFB-Teams mit gutem Gewissen sogar mit Ton ansehen kann (und nicht anhaltend das Gefühl haben muss, ein ganz anderes Spiel zu sehen). Das war in den letzten Jahren, sofern man nicht wissentlich Schmerzen in Kauf zu nehmen bereit war, unmöglich. Boris K.-J. & Co sei empfohlen, ihre sinnentleerten und fachlich überwiegend falschen Kommentare eingehend via Videostudium zu analysieren. Spätestes dann müssten sie erkennen, welchen Blödsinn sie den Zusehern den größten Teil der Spielzeit zumuten.
Chr. Brugger
31.03.2021