Bye-bye Novak!
Ganze elf Tage lang hat der serbische Tennisspieler Novak Đoković die Sportwelt mehr oder weniger dadurch beeindruckt, als er an den diesjährigen Australien Open teilnehmen wollte, ohne die Bedingungen dafür zu erfüllen - er wollte ungeimpft und ohne Vorliegen eines Grundes für eine Ausnahmeregelung an einem der prestigeträchtigsten Tennisturniere teilnehmen.
Quelle: https://www.zeit.de/sport/2022-01/novak-djokovic-verliert-kampf-gegen-abschiebung-aus-australien
Sportlich betrachtet ist die Abwesenheit des Weltranglistenersten ein herber Verlust für diese Veranstaltung; nicht nur deswegen, weil der Serbe dieses Grand-Slam-Turnier bereits 9-mal gewonnen hat, sondern ganz einfach der "Primus inter pares" fehlt, schlicht das Maß aller Dinge im Tenniszirkus.
Quelle: https://www.zeit.de/news/2022-01/13/djokovic-trifft-auf-landsmann-zverev-gegen-altmaier
Das wäre ansatzweise nur damit zu vergleichen, als dürften Rafael Nadal nicht an den French Open oder Magnus Carlsen nicht an den Schachweltmeisterschaften teilnehmen, verweigerte man einer Mikaela Shiffrin das Antreten bei den olympischen Spielen in Peking.
Nüchtern betrachtet macht die Ausreiseverpflichtung des serbischen Nationalhelden aber durchaus Sinn; warum soll jemand in ein Land einreisen bzw. sich dort aufhalten dürfen, wenn er die dafür notwendigen Voraussetzungen nicht erfüllt. Ob der vehemente Impfgegner sich und der Sportwelt mit seinem renitenten Verhalten einen großen Gefallen getan hat oder nicht, ist mE einerlei - der wahre Gewinner dieser sinnlosen, hoffnungslos überschätzten Groteske ist mit Sicherheit das australische Rechtssystem, dass weder unter dem Druck der medialen Öffentlichkeit, noch dem anrüchigen Nimbus eines Sportlers nachzugeben bereit war; all jene, die mit einer halbherzigen, unwürdigen oder sonstigen Ausnahmeregelung gerechnet haben, müssen zur Kenntnis nehmen, dass zumindest vor dem australischen Gesetz alle gleich sind. Ich möchte nicht wissen, wie eine solche Entscheidung in Österreich ausgefallen wäre.
Quelle: https://www.bild.de/sport/mehr-sport/tennis/novak-djokovic-muss-australien-verlassen-serbien-presse-tobt-nach-ausweisung-78840860.bild.html
Ein sinnvolles Maß an adäquater Beurteilung erfährt die Đoković-Farce durch eine Aussage der ehemaligen Premierministerin von New South Wales, Kristina Keneally: "Das Versäumnis der australischen Grenztruppen, Djokovic vor seiner Ankunft in Australien zu kontaktieren, in dem Wissen, dass er nicht geimpft wurde, und in dem Wissen, dass alle Probleme bei der Einreise sehr umstritten sein werden, stellt sowohl ein operatives Versagen als auch ein Managementversagen dar. Mr. Morrison ist jetzt der Gegenstand des Spotts auf der Weltbühne."
Quelle: https://www.facebook.com/novak1.belgrade/photos/
Konsequentes Vorgehen der zuständigen Behörden hätte das ganze Theater rund um die von der Familie Djokovic veranstaltete bzw. inszenierte Hetzjagd auf ihren geliebten Nole von vorneherein verhindert - so aber musste ein Gericht Đoković die Grenzen des australischen Territoriums skizzieren und vor Augen halten. Grenzen sind nicht nur das sichtbare Zeichen territorialer Hoheit, vielmehr noch ein Synonym dafür, was weltweit für alle Menschen gilt: Das Recht und vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich - manche mögen das anders sehen, anderes für sich beanspruchen wollen, weil sie sich einbilden, "gleicher" zu sein. Das Problem dabei ist leider, dass "gleich" ein Absolutadjektiv ist und so auch semantisch keine Steigerung erlaubt. "Gleicher" als gleich ist folglich nicht nur begrifflich unmöglich.
Quelle: https://www.welt.de/sport/tennis/article236078224/Jesus-wurde-gekreuzigt-Serbien-laeuft-Sturm-gegen-Djokovic-Entscheidung.html
Was man nicht vergessen sollte: Selbst die kritische australische Senatorin ließ nicht unerwähnt, dass sie die Entscheidung des Bundesgerichtshofes zur Abschiebung von Djokovic jedenfalls begrüße.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Bye-bye, Novak!
Chr. Brugger
16.01.2022