Brief an Sebastian Kurz

04.05.2020

Werter Herr Bundeskanzler, lieber Sebastian!


Besondere Zeiten rechtfertigen, wie man in den letzten Tagen sehr anschaulich sehen, verstehen lernen konnte, besondere Maßnahmen.

Der / das Corona - Virus führt uns seit geraumer Zeit drastisch vor Augen, dass "an Tagen wie diesen" das "Gedränge der Menschenmenge" nicht mehr opportun, vielmehr bei sonstiger Strafe verboten ist; natürlich wünscht man sich "Unendlichkeit" - allein, wir haben "nicht noch ewig Zeit" - soweit ganz treffend, strategisch schlüssig in die Zukunft gedacht, die "Toten Hosen".

Der Nationalrat hat unter dem Motto "koste es, was es wolle" ein knapp 40 Milliarden schweres / teures "Rettungspaket" in Gesetzesform gegossen, damit das Virus der österreichischen Wirtschaft nicht gänzlich den Garaus beschert; das ist eine durchaus überlegenswerte Vorgangsweise, die aber nicht allenthalben mit positiver Resonanz rechnen darf. Es gibt zahlreiche, vor allem aus dem Gebiet der Leserbriefschreiber, Mitbewohner, die die staatliche "Marie" lieber in den (nicht nur den eigenen) Geldtaschen hilfsbedürftiger Mitbürger ("der Armen") gut aufgehoben wüssten, als dass man Künstlern, Sportlern oder Unternehmen an sich unter die Arme griffe.

Ich selbst bin mit allen Maßnahmen der von dir befehligten österreichischen Bundesregierung vollinhaltlich einverstanden, trage alle Entscheidungen (wenn auch nur gedanklich) mit, halte mich peinlich genau an sämtliche Vorgaben, habe mich - rein präventiv und ohne jedwede Anzeichen einer Erkrankung - aus freien Stücken in Quarantäne begeben, lasse mir die benötigten Lebensmittel vom "Team Österreich" zustellen und vergesse dabei auch nicht, den helfenden Händen der Teammitglieder reichlich Trinkgeld in Form gewaschenen (auch mit Geld könnte man das Virus übertragen) Schwarzgeldes zukommen zu lassen (sonst kann man damit ja momentan relativ wenig Sinnvolles anfangen) - von Reisen wird dringend abgeraten; Flughäfen stellen überdies ihren Betrieb ein, die Bahn fährt nicht mehr so wie früher, an den Grenzen stünde man stundenlang im Stau und zu Fuß wäre es zu weit / anstrengend; selbst Bordelle haben geschlossen, trinken kann man bestenfalls zu Hause (nicht, wie gewohnt, mit Freunden).


Selbstredend beschäftigt mich die momentane Situation, wiewohl sie mich psychisch nicht sonderlich belastet; ich genieße die Ruhe, das selbst in der Bundeshauptstadt entschleunigte Abwarten, dass sich die Umstände ehestens wieder ändern mögen, einfach wieder im Stande zu sein, den gewohnten Rhythmus aufs Neuerliche aufzunehmen.


Das Positivste an der ganzen "Schieflage" ist (zumindest für mich), dass ich, je länger sich eben dieselbe weiterhin zum (noch) Schlechteren neigt, dass sich zumindest im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung diese Krise dermaßen nachhaltig verankert, um danach (also nach dem Ende der Corona - Phase) nichts mehr so sein zu lassen, wird es wie vorher einmal war.

Diese (weltweite) Krise bietet aber Österreich eine Chance, die man sowohl finanziell als auch im Verhältnis zu unserem Nachbarn Italien durchaus rechtfertigen könnte. Diese Möglichkeit besteht vermutlich nur noch ein paar Wochen - rasches Handeln wäre also gefragt. Es handelt sich also, perspektivisch betrachtet, um eine historische, äußerst günstige "oppurtunity".

Dabei spielt es dir - um didaktisch im Jargon des Wettspiels verweilen zu können - "in die Karten", dass dir die sonst "ach so lästige Opposition" mit nahezu devot-blindem Gehorsam folgt, an deinen Lippen hängt, als würdest du das heilige Evangelium (vorkonziliar) von der Kanzel zum Besten geben; man vertraut, trägt alles Gesetzesänderungen mit, nimmt dir alles ab, deine Vorschläge an, glaubt an dich wie einst die Jünger an den Herrn (was für dein durchaus versiertes Krisenmanagement spricht und damit auch für dich als Berufspolitiker wohl das größte Lob darstellen, den höchsten Lohn deiner Bemühungen bedeuten dürfte).


nun zu meinem Gedanken:

Als Bundeskanzler der Republik wird dir das historische Schicksal unserer (fast) Mitbürger in Südtirol bekannt sein - ich erspare mir daher an dieser Stelle eine Zusammenfassung der Geschehnisse im Zusammenhang mit und vor allem nach dem Vertrag von Saint-Germain (eigentlich schade, dass du damals noch nicht "am Ruder" warst - sonst könnte ich mir meine Gedanken ersparen).

Warum unterbreitest du nicht deinem "Parteikollegen" Arno Kompatscher, respektive dem (ohnedies) parteilosen Ministerpräsidenten Italiens, Giuseppe Conte, das Angebot, Österreich wolle Südtirol kaufen - "koste es, was es wolle" (das sollte aber, aus taktischen Überlegungen, zumindest vorerst, möglichst nicht die vordringlichste Botschaft an deine Verhandlungspartner sein); im Übrigen habe ich gestern (19.03.2020) Herrn Kompatscher, wohlgemerkt in deinem Namen - zu seinem 49. Geburtstag gratuliert; er hat sich dafür bei dir recht herzlich bedankt und von einem möglichst baldigen Treffen in seiner Heimat geschrieben - diesen Wunsch werden wir ihm in Bälde erfüllen.

Sollte ich als Unterhändler der Republik tätig werden, würde ich selbstredend das Angebot um die Region Venezien erweitern (die mit dem Erwerb dieser Region zweifelsfrei verbundenen Vorteile muss ich dir wohl nicht erläutern).

Das Anbot zum Abschluss eines entsprechenden Kaufvertrages würde ich "zweigeteilt" gestalten; auf der einen Seite würde ich anbieten, sämtliche Schulden der beiden Regionen zu übernehmen, darüber hinaus einen stattlichen Bargeldbetrag (ich denke an ca. € 50 Mrd.) als "spontane nachbarschaftliche Hilfe" in Aussicht stellen.

Damit der Deal für bzw. von den Verantwortlichen in Italien besser darstellbar wird, müssten wir aber - sozusagen als Morgengabe der, frei nach dem Motto der Habsburger "Bella gerant alii, tu felix Austria nube", stattfindenden Hochzeit das Bundesland Kärnten an Italien übergeben.


Das wäre jedenfalls verschmerz-, zugleich innerstaatlich argumentierbar: Venedig statt Klagenfurt, Bozen statt Villach, Kastelruth (samt Spatzen) statt Flattach mit seinen (ohnedies zurückgetretenen) "Fidelen Mölltalern" ... Markusdom statt Minimundus ... die drei Zinnen statt der Gerlitzen ... gondelfahren in der Serenissima statt den Eisstock über den Weißensee zu schießen ...


übrigens: In Kastelruth war Arno Kompatscher von 1998 bis 2004 Leiter des Rechts- und Vertragsamtes (er hat, nur der Vollständigkeit halber, u.a. in Innsbruck, so wie du in Wien, Rechtswissenschaften studiert)


Stelle dir vor: Wie schwer wiegt noch der Verlust der biederen Schifffahrt am Wörther- oder Millstättersee, wenn man dafür am Abend in Venedig - über das Mittelmeer hinweg - die Lichter an der nicht so fernen Küste Istriens (ebenso mich reichlich Österreich - DNA infiltriert) leuchten sehen kann; das vermittelt nicht nur ein sehr angenehmes maritimes Flair, sondern lädt zu durchaus "Mehr" ein (aber dazu vielleicht in ein paar Jahren).

Das einzige Argument, das gegen diesen Vorschlag spräche, ins "Treffen" geführt werden könnte, wäre der mit dem Tauschgeschäft verbundene Verlust der Heimat des schriftstellerisch tätigen, weithin bekannten Ausnahmekönners Peter Handke - aber der wohnt seit vielen Jahren ohnedies nicht mehr in "Treffen" sondern in Chaville südwestlich von Paris. Er bezeichnete sich in der Vergangenheit zwar mehrfach selbst als vollkommen unpolitisch - seine Aussagen zum Jugoslawienkrieg, seine Visiten bei Milosevic im Gefängnis in Den Haag aber auch seine Ansprache bei dessen Begräbnis am geschichtsträchtigen Amselfeld haben ihn - weitestgehend zwar nur medial - in einem politisch queeren Licht erscheinen lassen, dessen langer Schatten auch unserer Republik nicht unbedingt zum Vorteil gereicht hat.


Der zweite Kärntner, dem man neidlos-unumwunden Weltruhm attestieren muss, Paul Watzlawick, ist ja leider schon verstorben; wie Handke hat auch er (bereits in jungen Jahren) das Ausland seiner Heimat vorgezogen; zu aller erst studierte er (nach seiner Haft am Ende des WK II.) - ja, richtig - in Venedig. Er wäre, lebte er noch, als verhandlungsführender Vertreter der Republik die wohl (neben dir) beste Wahl gewesen.

So hat Watzlawick das Mailänder Modell (systemische Familientherapie) der Gruppe um Mara Selvini Palazzoli nachhaltig fördernd geprägt. Er hat also nicht nur im, vom Kaufanbot umfassten, Venezien sondern ebenso in der lombardischen Metropole Milano nachhallende Klangspuren hinterlassen.

Dieses Tauschgeschäft wäre überdies auch für dich parteipolitisch mit erheblichen Vorteilen verbunden: In Kärnten spielt die österreichische Volkspartei - vor allem auch wegen der nach wie vor Kultstatus genießenden Person Jörg Haider - seit Jahrzehnten nur eine bescheidene, wenn überhaupt, dann jedenfalls nur eine marginale Nebenrolle.

Am Kaiser von Kärnten gibt es kein Vorbeikommen (außer er überholt - straßenverkehrsordnungswidrig und spitzbübisch lächelnd - die Joy von rechts); mit beispielsweise einem Hypo - Desaster können unsere italienischen Freunde (die darin wesentlich geübter sind als wir) wohl erheblich besser umgehen als unsereins. Italien verfügt bei Bankenpleiten über eine, Jahrhunderte zurückreichende, "altbewährte Tradition" mit entsprechend einhergehender Expertise; so ist die Banco Medici, die immerhin auch für die finanziellen Angelegenheiten des Papstes verantwortlich zeichnete, bereits im Jahr 1494 unter der Last von Vetternwirtschaft und durch inzestuöser "Verblödung" zusammengebrochen.

Gefälschte Bilanzen, regelmäßig faule Kredite, Klientelismus sowie betrügerisches Missmanagement gehören nicht nur im mafiösen Süden Italiens quasi zum "guten Ton".

Im Notfall springt eben, was bei uns nur in Kärnten möglich war, im Zuge des Hypo Alpe Adria - Desasters reale Form angenommen hat, das römische Finanzministerium als Großaktionär ein.

Während es sich bei der Hypo Alpe Adria, salopp formuliert, um eine kleine "Quetsche" handelte, weist die Banca Monte die Paschi (MSP) mit Sitz im historischen Zentrum von Siena (Palazzo Salimbeni) eine Bilanzsumme von rund € 130 Mrd. aus, beschäftigt in ca. 1.500 Geschäftsstellen mehr als 23.000 Mitarbeiter; MSP ist, so nebenbei, die älteste noch existierende Bank der Welt.

Zum besseren Verständnis: Diese Daten der MSP sind mit denen der RBI (Raiffeisen Bank International) durchaus auf "Augenhöhe" und insofern gut vergleichbar


So, lieber Sebastian: nun solltest du dich entscheiden (ob du meinem Vorschlag nähertreten willst); ich an deiner statt würde "all in" gehen; innenpolitisch hast du momentan nichts zu befürchten (bist "safe" bzw. "seeded") - Alexander wird dich, vor dem Hintergrund der grassierenden Viren, nicht ein drittes Mal angeloben wollen; von den politischen Widersachern hast du absolut nichts zu befürchten, das Land steht hinter dir, widerspricht nicht, nimmt hin, was du ihm bzw. seinen Einwohnern vorgibst; im Ausland genießt du, erdumspannend (global also), (warum auch immer, frage ich mich) Anerkennung und Respekt.

Du bist - im besten Sinn Machiavellis - als "Fürst" Fuchs & Löwe in Personalunion; benötigtest du staatstheoretischen Unterricht, genügte es, zwei Kapitel des Il Principe (VII. & XVIII.) zu lesen - das ist auch dem vorerwähnten, verstorbenen, Kärntner Landeshauptmann gut zu Gesicht gestanden bzw. hat ihm die Kenntnis dieser Texte mehrfach zum Erfolg begleitet. Gegen die Niederungen seiner politischen Gesinnung bis du ja, soweit ich das zu beurteilen vermag, ohnedies nicht immun.


Ein Hinweis bereits vor dem Ende: Nimm dir, jedes Mal, wenn du am Weg zum Bundeskanzleramt bist, ca. fünf Minuten Zeit um ein Lied von Abba anzuhören (The Winner Takes It All) - das wird dich beruhigen, dir gleichsam Flügel verleihen ...


nun zur "Abwicklung" an sich:

Gernot soll als Anzahlung, zur Manifestation unserer ernsten Absichten, ein "trojanisches" Pferd vorbereiten; nein, keinen Lipizzaner; er soll vielmehr dafür Sorge tragen, dass ihm die Klaudia eine C-130 Hercules zur Verfügung stellt, die er dann mit ca. elf Tonnen € 500,00 Banknoten befüllen lassen kann (das ist ca. € 1 Mrd.) - mehr vermag selbst das größte österreichische Transportflugzeug nicht zu "verschlingen" (wir beide sollten ja auch noch Platz finden); die Start- und Landebahn am Aerporto di Bolzano Dolomiti ist für eine sichere Landung bzw. einen ebenso sicheren Abflug ausreichend dimensioniert. Auf einen Empfang mit allen (dir durchaus, mir eher kaum, zustehenden) militärischen Ehren würde ich, nicht zuletzt ob unseres Ansinnens, verzichten.


Darüber hinaus sollte er, um die Verhandlungsbereitschaft des maßgeblichen politischen Vertreters Südtirols zu erhöhen, einen Aktenkoffer (Mindestmaße: 50 x 25 x 20) mit den bereits erwähnten Scheinen befüllen (genau € 1.000.000,00) - eignet sich als Handgepäck (incl. Behältnis ca. 2,50 kg). Für ein sicheres Geleit der wertvollen Fracht (ich meine damit nicht die läppische eine Milliarde, sondern uns beide) benötigen wir bis zum Brenner zumindest zwei (wenn möglich einigermaßen einsatzfähige) EF 2000. 

Ich habe mir kurz überlegt, ob wir nicht mit den ÖBB anreisen sollen - aufgrund der derzeit doch sehr intensiven Gesundheitskontrollen an der Außengrenze zu Italien hin habe ich von dieser Anreisevariante alsbald Abstand genommen (wer weiß, ob die Carabinieri nicht auch Transportwagons, im Zusammenhang mit der latenten Flüchtlingsproblematik, auf allenfalls illegal einreisewillige ausländische Staatsbürger durchforsten).

Als "location" für unser "informatives come together" habe ich etwas ganz Besonderes ausfindig gemacht; wir treffen unseren Verhandlungspartner im Schloss Sigmundskron (einem wichtigen politischen Symbol der südtirolerischen Freiheitsbewegung - dort fand, wie du weißt, im Jahr 1957 unter der Leitung des späteren Landeshauptmannes von Südtirol, Silvius Magnago, ein Protest gegen die Nichteinhaltung des Pariser Abkommens mit mehr als 30.000 Südtirolern statt).

Den Hausherrn, einen gewissen  Reinhold Messner, wird unser "Stelldichein" im Schloss nicht sonderlich stören - er ist bereits in Kenntnis unseres Erscheinens, hat fernmündlich akzeptiert, dass er, der einzige Mitwissende, Stillschweigen bewahren wird.

Die Stadtmusikkapelle Wilten wird (selbstredend ohne zu wissen, worum es geht und warum sie aufspielen) zu Beginn das Andreas-Hofer-Lied intonieren; der (Nord-) Tiroler Landeshymne wird das Südtirol-Lied (Bozener Bergsteigerlied) auf den Fuß folgen - dabei handelt es sich zwar "nur" um die inoffizielle Landeshymne Südtirols, dafür spielt darin aber Schloss Sigmundskron eine nicht unbedeutende Rolle.

Ausgangspunkt unserer wichtigsten Argumentationslinie sind aber die Strophen IV und V; sobald Kampatscher Verhandlungsbereitschaft erkennen lässt (der Koffer von Gernot wird sicherlich zu guter Stimmung beitragen, die Bereitschaft zuzuhören, sich deinem Vorschlag anzunähern), stellst du ihm das größte Geschenk, das man einem Südtiroler bereiten kann, in Aussicht: Ein lebenslanges Fruchtgenussrecht am Rosengarten in König Laurins "Felsenburg" (selbstredend mit ansprechendem Refugium "Felsenburg" samt Nutzung der Seilbahn vom Tal aus - beides müssen wir auf Kosten der Republik erst errichten; dabei müssen wir bedenken, dass Kampatscher nebst Ehefrau im äußersten Fall auch noch sieben Kinder unterbringen muss).

Dieses  "fürstliche" Angebot wird er nicht ausschlagen können - Heimatverbundenheit hin oder her; er kann dadurch seine durchaus respektabel, mit knapp 42% bei den letzten Wahlen, abgesicherte Position zusehends einflussreicher gestalten; klar dürfte sein, dass Tirol (nach der Wiedervereinigung bzw. der Ada(o)ption Veneziens) nur mehr einen einzigen und nicht mehr zwei Landesfürsten benötigt; Günther, der ohnedies das Pensionsalter (65) bereits erreicht hat, muss einen Schritt zurücktreten; für den amtierenden Präsidenten von Venezien, Luca Zaia, werde ich mir etwas einfallen lassen.

Wenn dir dieser "Deal" gelingt (die Chancen dafür sehe ich durchaus im "grünen" Bereich angesiedelt), wird dein politischer Stern erst dann wieder untergehen, wenn du ihn selbst zum Verglühen bringen willst; wie dem redensartlichen "Stern von Bethlehem" werden dir all deine "Schäfchen" folgen, dir für die von dir selbst bestimmbare Zeit deiner Kanzlerschaft treu ergeben sein.

Gewiss: Deine Vorgänger in der Funktion an der Parteispitze (Molterer, Pröll, Spindelegger, Mitterlehner) haben dir - um ein Bild aus der Leichtathletik zu bemühen - die Latte nicht allzu hoch gelegt; während deren Bestleistung im Bereich von ca. 1,50m lag (umgangssprachlich müsste man deren Versuche, auf der Basis des ihnen zu Teil gewordenen parteiinternen Vertrauens, Sinnstiftendes bewirken zu können, wohl nur als "Bauchfleck" bezeichnen), lag deine Anfangshöhe bei rekordverdächtigen 2,30m, die du - mehr oder weniger "en passant" - problemlos meistertest; weitere Höhenflüge sind durchaus realistisch; du hast deinen Zenit bei weitem noch nicht erreicht, mein lieber Sebastian.

Wenn wir schon (selbstredend nur gegenüber Kompatscher) vorgeben, für unsere Ambitionen das Füllhorn über Südtirol auszuschütten, Kärnten (zähneknirschend) gegen Venezien eintauschen, dann gibt es dafür - das ist international bei solchen Transaktionen durchaus üblich, Usus, "part oft he game", Bedingungen zu erfüllen. In unserem Fall handelt es sich um - ich bin mir nicht sicher, ob du das von deinen studentischen Bemühungen her noch weißt - sog. Resolutivbedingungen; d.h., dass sich der Vertrag mit den Italienern auflöst, wenn unsere südlichen Nachbarn die zu vereinbarenden Voraussetzungen nicht fristgerecht erfüllen; es sind ohnedies nur ein paar "Kleinigkeiten", die man inneritalienisch leichter bewerkstelligen kann als wir beide (ohne unsere Strahlkraft "unter den Steffl" stellen zu wollen) zusammen:


  • Die Provinz Mantua (derzeit noch der Lombardei zugehörig) ist vorab in die Region Venezien einzugliedern (sonst würde man (vor allem die Tiroler) mit dem Ankauf von Südtirol auf ewige Zeiten ein massives Manko in Verbindung bringen und uns allenfalls vorwerfen (historische Reminiszenzen hin oder her) nicht konsequent gehandelt zu haben; einen solchen Vorwurf wollen wir uns keinesfalls einhandeln, uns einem solchen nicht "sehenden Auges" aussetzen; ein vereintes Tirol ist ohne Mantua nicht denkbar - das ließe sich, wenn überhaupt, nur mit einem Rom ohne Colosseum oder einem Athen ohne Akropolis vergleichen - argumentativ wird der Nationalheld Andreas Hofer vermutlich ausreichen - er war und ist Tiroler (ob mit oder ohne Sieg im Widerstandskrieg); würde sich Mailand erdreisten, Mantua nicht freiwillig und ehestens an Venezien zu übertragen, sollte man sie an die Konsequenzen des Spanischen Erbfolgekrieges (insbesondere das Jahr 1714) erinnern; wenn sich der Hofer (er wurde ja in Mantua erschossen), wieder in seiner "Heimat" befindet, muss auch der Moretti nicht länger die Rolle als "Reserve - Hofer" spielen, kann sich dann ungehindert - jeder- und nicht mehr staatsmännisch - um seine diversen "Buhlschaften" kümmern und muss nicht länger auf seine Tiroler Bauer aufpassen
  • Um eine (kosmetische) Korrektur der "Geschichte" geht es auch bei der zweiten (damit gleichzeitig letzten) Bedingung: Triest muss (zeitgleich mit der Eingliederung Mantuas) als (künftig österreichische) Enklave die Türe zum Eintritt in den Balkan offen halten; das ist für deine bevorstehenden Expansionspolitik (von der du noch nichts weißt) unerlässlich; Italien ist der Umgang mit solchen "Exterritorialitäten" ohnedies seit Jahrhunderten vertraut (Vatikan, San Marino) - auf die eine mehr oder weniger kommt es daher auch nicht an; für Triest gilt zwar nicht dasselbe wie für Südtirol; Ähnliches aber durchaus, war diese Stadt doch nahezu 550 Jahre in unserem Besitz; Plan ist es, das Stadtgebiet gegenüber dem (für uns unbedeutenden) Rest von Friaul-Julisch Venetien deutlich sichtbar abzugrenzen; Triest wird künftig dann nur noch über den Seeweg erreichbar sein, mit entsprechendem Sonderstatus vor allem in steuerlichen bzw. steuerrechtlichen Belangen ausgestattet, wird, nach der Übernahme durch uns, u.a. über eines der größten Casinos in Europa verfügen; das Ziel am "Ende der Reise" sollte sein, dass wir in naher Zukunft zumindest das ehemalige "freie Territorium Triest" unser Eigen nennen können.


Soweit so gut; hiermit beende ich meine kurzen Ausführungen für ein lange Reise; diese Zeilen sind gut durchdacht - ich setze auf dich, dein politisches Geschick, dein Händchen für den günstigen Augenblick im Sinne von Kairos, dem Gott für eben denselben.

Auf der Klaviatur der Innenpolitik spielst du ja ebenso virtuos wie auf internationalen Bühnen; man könnte insofern dazu verleitet werden zu meinen, du hättest nicht dein Studium der Rechtswissenschaften abgebrochen, um dein überragendes, über Allem thronendes Talent uneigennützig der am Boden liegenden Partei des Volkes zur Verfügung zu stellen ,sondern vielmehr deine dir bevorstehende Karriere als Pianist von Weltrang schon in jungen Jahren an "den Nagel" gehängt.

Auch wenn sehr viele (Ausnahmen davon werden dir selten über den Weg laufen) dein selbstloses Handeln nie verstehen werden, so kannst du dich beispielsweise an Knut Hamsun ("Das Genie ist ein Blitz, dessen Donner Jahrhunderte währt", meinetwegen auch an James Joyce ("Ein Genie macht keine Fehler. Seine Irrtümer sind Tore zu neuen Entdeckungen") orientieren.

Das ändert aber nichts daran, dass du dein (Lebens-) Werk zwar skizzieren, gedanklich durchdrungen bis zum Ende hin planen kannst; du wirst dabei oft sehr einsam sein, parallel dazu bei der Umsetzung deiner Pläne aber immer auf die Hilfe anderer angewiesen sein.

In den Stunden, in denen du dich - auf geistigen "Höhenflügen" befindlich - gedanklich der Masse entfremdest, zum Außenseiter wirst, da dich in diesen Phasen niemand versteht, dir niemand folgen kann (und dazu wird es kommen), wird dir ein einziger Satz von Leonardo da Vinci helfen, der Bodenhaftung nicht gänzlich verlustig zu werden: "Geniale Menschen beginnen große Werke, fleißige Menschen vollenden sie".

Deine einzige Aufgabe, die dir niemand abnehmen kann, ist daher: Mach dich auf die Suche nach fleißigen Menschen.


Chr. Brugger


01.05.2020