Brief an Martin Polaschek

30.11.2024

Werter Martin Polaschek,

bei Ihnen falle ich gleich, sozusagen ohne langatmigen Vorspann, "mit der Tür ins Haus": Sobald ich Sie sehe bzw. sprachlich wahrnehme, muss ich nicht bloß innerlich lachen; nicht, weil ich Sie so besonders witzig fände, sondern vielmehr deshalb, weil mir, bei Ihrem Anblick bzw. dem Hören Ihrer Stimme, reflexartig klar wird, dass sich, in den Jahren Ihrer Amtszeit als Bildungsministrant dieses Landes, das ohnedies miserable Bildungsniveau, was selbst in den kühnsten Träumen als unvorstellbar galt, hin in Richtung Totalverblödung einer ganzen Generation entwickelt hat.

Quelle: https://steiermark.neos.eu/genug-gewartet

Mir ist, das muss ich leider zugeben, trotz monatelangen Bemühens nicht ganz klar, ob Sie das Ihnen "anvertraute" Amt ganz bewusst "missbraucht" haben, um den Nachweis erbringen zu können, es ginge immer noch um ein gutes Stück dümmer; allenfalls kann es auch sein, dass Sie, trotz eines gerüttelten Maßes an Bemühen, das ich Ihnen weder absprechen noch unterstellen will, schlichtweg nicht in der Lage waren, ihrem Amtsauftrag gerecht zu werden; zu Ihren Gunsten nehme ich Ersteres an, denn Zweiteres bedeutete ja, dass sie schlichtweg keine Ahnung hätten.

Mir ist naturgemäß nicht bekannt, ob Sie jemals jene LEER-Pläne gelesen haben, die von Ihnen zumindest initiiert und während ihrer "Täterschaft" als Bildungsministrant "verbrochen" wurden; ich würde Ihnen daher, damit Sie verstehen, was ich mit dem Inhalt meines Briefes meine, dringende anraten, jenes Material zu sichten, mit dessen Hilfe unseren Kindern & Jugendlichen das Lesen, Schreiben & Rechnen beigebracht werden soll.

Über diese LEER-Pläne habe ich ja bereits mehrfacht geschrieben und deren Sinnhaftigkeit einer kritischen Würdigung zugeführt; heute wende ich mich einem anderen, nicht minder dunklen, Kapitel Ihrer Zeit an der Spitze eines künstlich aufgeblasenen Apparates zu, das sich u.a. mit der Ausbildung des Lehrpersonals in den sog. "Primär- und Sekundärstufen" beschäftigt.

Auch hier muss ich letztlich davon ausgehen, dass Ihnen die maßgeblichen Rechtsgrundlagen weder aus dem Effeff vertraut noch inhaltlich bekannt sind; würden Sie jene Unsinnigkeiten, mit denen unsere künftigen LehrerInnen während ihrer Ausbildung konfrontiert werden, kennen, müssten Sie mir bzw. wenigstens meiner Kritik zustimmen; zumindest ¾-tel dessen, was den jungen bzw. angehenden PädagogInnen über einen Zeitraum von 5(!) Jahren zugemutet wird, ist an Dämlichkeit und Absurdität, es sei denn, Sie würden Ihr Amt noch länger ausüben, nicht mehr zu überbieten.

Quelle: https://www.diepresse.com/6281693/neue-vorwuerfe-martin-polaschek-legt-kehrtwende-hin

Wenn motivierte, im besten Fall auch noch einigermaßen intelligente und mit dem Boden der Realität verbundenen Studenten in den Jahren ihrer Ausbildung (Bachelor- und Masterstudium) überwiegend nur mit auf theoretischen Spinnereien basierenden Inhalten konfrontiert werden, darf man sich nicht wundern, dass einerseits kaum noch jemand bereit ist, sich solcherart demotivieren und frustrieren zu lassen, auf den anderen Seite aber selbst erfolgreiche Absolventen nicht bereit sind, sich in Schulen mit Schülern zu beschäftigen.

Wer, das empfehle ich, vor allen anderen, auch Ihnen, Herr Polaschek, sich Kenntnis darüber verschaffen will, was bzw. wer für die von mir ins Treffen geführte, pädagogische Bankrotterklärung verantwortlich ist, müsste sich nur die Mühe machen, sich den, in seiner Dimension kaum noch vorstellbaren, Gesetzwertungsprozess hin zur "LehrerInnen NEU-Reform" zu Gemüte zu führen, der letztlich auf ein kompetenzmäßiges Chaos föderal-abstruser Hyperregulierung zurückzuführen ist.

Um, retrospektiv betrachtet, das ertragen zu können, was sich im Vorfeld der von Ihnen als "Meilenstein" apostrophierten Reform abgespielt und auf Ihre Initiative hin ereignet hat, benötigt man weder pädagogische noch didaktische Fähigkeiten, sondern bloß ein hohes Maß an Bereitschaft, sich mit einem der widerwärtigsten Anschläge auf die Zukunftsaussichten unserer Kinder & Jugendlichen auseinanderzusetzen; im Verbund mit QSR ("Qualitätssicherungsrat") & sonstigen "Experten" haben es Beamte und Vertragsbedienstete unter Ihrer Federführung zustande gebracht, einem ohnedies bereits maroden Bildungssystem zu einem weiteren "Höhenflug" zu verhelfen.

Quelle: https://https://www.fob.at/minister-polaschek-warnt-vor-bildungskrise-in-oesterreich/

Wer sich das "Ganze" ansehen bzw. antun möchte, wird unter anderem auf den Heimatseiten des Parlamentes (https://www.parlament.gv.at) sowie des Ministeriums (https://www.bmbwf.gv.at) fündig; besonders lesenswert sind jedenfalls auch die wissenschaftlichen Geistesergüsse des QSR (https:// www.qsr.or.at), die der kolossalen Neuausrichtung des bildungspolitischen Komödienstadels den zarten Hauch einer pseudowissenschaftlichen Note verleihen; ein besonderes Schmankerl: "Evaluation der Aufnahmeverfahren für Lehramtsstudien der Primarstufe und Sekundarstufe Allgemeinbildung an den Pädagogischen Hochschulen und Universitäten in Österreich" im "Bestseller" "PÄDAGOGINNEN-BILDUNG, Evaluationen und Analysen" (https:// www.qsr.or.at/dokumente/1938-20240301-100004-Schnider_et_al__PaedagogInnenbildung_Evaluation_WEB.pdf).

Möge daher all jenen, die, gemeinsam mit Ihnen, Hr. Martin Polaschek, im bildungspolitischen Konglomerat ach so einfühlsam wie rücksichtsvoll tätig geworden sind und meilensteinhaft den Versuch unternommen haben, das Bildungssystem endgültig zu ruinieren, was zweifelsfrei gelungen ist, zumindest Lukas 23 zuteilwerden: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun …

… auf die Gnade der Kinder und Jugendlichen, die unter Ihren sinnbefreiten Anschlägen auf die Elementarpädagogik leiden, dürfen Sie hingegen ebenso wenig hoffen, wie auf jene der LehrerInnen, die das von Ihnen erschaffene System hoffentlich unbeschadet überstehen werden – viele werden es allerdings nicht sein …

Chr. Brugger

30/11/2024