brand ambassadors into power
Ambassadeur mag zwar veraltet, irgendwie fremd, Synonyme dafür allenfalls besser klingen: Im Nahbereich des Elativs vielleicht Botschafter, noch etwas gehobener, elitärer anmutend, in der höchsten Steigerungsform des "Exzessivs" sogar Diplomat.
In deutsche Sprache, in Verbindung mit "brand" (englisch für Marke), ergibt das dann, übersetzt also, "Markenbotschafter" oder "Markendiplomat", in Summe den Titel dieses Beitrages: "Markenbotschafter an die Macht".
Quelle: https://www.medmedia.at/relatus-med/impfstrategie-das-sind-die-plaene-der-regierung/ - Bild: (c) Sozialministerium
Vor allem im Zusammenhang mit der von der heimischen Bundesregierung verordneten Impfdoktrin fühlen sich in den letzten Tag einige dieser "Markenbotschafter" bemüßigt, auch öffentlich, medienwirksam, aufzutreten; scheinbar, um der Impfdoktrin ein Mehr an Bedeutung zukommen zu lassen, sie zu pushen, ihr, sozusagen, Flügel zu verleihen. Wäre Kurz noch im Amt, würde es sicher "Impfen macht sexy" heißen; ein erotischer "touch", ein sexuell konnotiertes "Einführen" blanker Nadeln, die heilende Hand des "Allmächtigen", omnipräsent, angetrieben von einem "Corona-Einspritzmotor" neuester Provenienz: 1 Zylinder - BITURBO mit CO2-freien Abgaswerten - alles in schickem Türkis, überzogen mit schwarzen Sommerrostsprossen.
Da Basti nicht "available" bzw. nicht mehr salonfähig ist, vom Hof verjagt wurde, springen andere in die Presche: Wolfi, Joy, Nobsi, Thommy, neuerdings sogar ein gewisser Hubsi aus dem coronaverseuchten Oberösterreichischen. Allen gemeinsam ist jedenfalls, dass sie auf oe24 oder anderen Sendestationen live, aufgezeichnet, im Wochenendwiederholungsmodus 24/7 zu sehen, anzuhören, schier laufend zu bewundern sind.
Quelle: ©APA/HERBERT NEUBAUER
Die gemeinsame Botschaft: Impfen ist der einzige gangbare "Exit Covid!" Steigerungsstufe: Ein Plädoyer für die Impflicht - um wohlfeile € 16.00 mittlerweile in Buchform bestellbar.
Zu ein paar salbungsvollen Beispielen:
- Pressekonferenz vom 03.11.2021, u.a. mit BM Mückstein:
"Wir haben bereits vor sechs Wochen einen sehr transparenten und klaren Stufenplan vorgelegt, der Maßnahmen an die Auslastung der Kapazitäten der Impfstation knüpft, wir haben gestern die dreihundert Betten Auslastung auf Intensivstationen erreicht, das heißt die Stufe zwei tritt wie angekündigt mit einer Woche Verzögerung in Kraft, das heißt nächsten Montag, nächsten Dienstag, das heißt, wir erwarten aber bereits nächsten Montag die Überschreitung von den vierhundert Betten Auslastung auf den Intensivstationen, das bedeutet, es haben Bundesländer und das ist die Vereinbarung, nämlich dass der Bund die Unterkante vorgibt, die Maßnahmen, die jedenfalls und überall einzuhalten sind und dass die Bundesländer, wenn die Lage unterschiedlich ist und das sehen wir in den Bundesländern, reagieren. Wir haben unterschiedliche Lagen in Österreich, wir haben unterschiedliche Inzidenzien ..." (Originalzitat).
Quelle: https:// www.krone.at/2527266 - Bild: Screenshot tvthek.orf.at/ZiB 2
- Pressekonferenz Rendi-Wagner "Aktion 80%", vom 30.10.2021:
"(...) Wir erleben in den letzten achtundvierzig Stunden eine dramatische Erhöhung der Coronafallzahlen, der Erkrankungen auch in den Spitälern und vor allem auch auf den Intensivstationen, immer mit einer gewissen, zeitlichen Verzögerung, das wird sicher leider auch in steigenden Todeszahlen am Ende des Tages zu Buche schreiben, die Zahl der Todesfälle wird ansteigen, auch das ist klar, wir liegen derzeit bei über elftausend Tote, wie viele Tote müssen noch sterben, bis wir Corona besiegt haben? (...)" (Originalzitat)
Der Inhalt dieser Aussagen müsste eigentlich nicht näher kommentiert werden; er spricht, in beiden Fällen, für sich; wenn Mückstein allerdings auch das für klar und transparent hält, was er (wie zuvor beschreiben) von sich gibt, dann wird deutlich, dass sich niemand mehr auskennen kann; unklarer oder nebulöser kann man den Sachverhalt gar nicht darstellen. "Das heißt, das heiß, das heißt, das bedeutet" - und das in einem einzigen Satz: Sehr viel komplizierter brächte man das selbst dann nicht hin, wenn man es wollte. Alle Achtung!
Im Übrigen ist auch der Text der 3. COVID-19-Maßnahmenverordnung alles andere als klar und transparent, vielmehr widersprüchlich und, in manchen Teilen zumindest, mit der Bundesverfassung nicht in Einklang zu bringen.
Bei den Aussagen von Reni-Wagner dürfte es sich, zugegebenermaßen, um Versprecher handeln; eines wird aber dennoch deutlich: Auch Rendi-Wagner weiß, ob der Komplexität des "Sachverhaltes", selbst nicht mehr, was zu tun ist bzw. zu wäre. In dasselbe Horn blasen diejenigen, die sie im Rahmen ihrer "Aktion 80%" um sich geschart haben.
- Interviews von Novotny u. Szekeres
Zu diesen beiden nationalen "Impfpredigern" ist nicht viel zu sagen; sie wiederholen sich, mit gebetsmühlenartiger Präzision, geben bzw. kauen das wieder, was die Bundesregierung vorgibt ... impfen, impfen, impfen lautet apodiktisch das Credo; anderweitige Möglichkeiten, der Pandemie zu entkommen? Fehlanzeige - das allein Heilbringende ist und bleibt die Impfung. Trotz des Ansteigens aller maßgeblichen Parameter fällt niemandem etwas ein, wie man die Situation auch anders lösen könnte. Die Impfbereitschaft stagniert hingegen weiterhin auf einem bescheidenen Niveau.
Quelle: https://noe.orf.at/stories/3077347/
Nur sollte man sich, auch seitens des Fernsehsenders oe24, überlegen, ob man diese beiden "Sympathieträger" der Extraklasse nicht durch solche ersetzt, die die Botschaft zumindest so (attraktiv) vermitteln, dass einem nicht nach ein paar Minuten schlecht zu werden droht, zum Abschalten zwingt, oder gleichsam zum Einnehmen einer gegenteiligen Position nötigt. Letzteres dürfte aber flächendeckend bereits der Fall sein - die Zuseher wollen diese beiden "Experten" ganz einfach nicht mehr sehen; ihrer ansichtig zu werden, macht aggressiv und resistent gegen deren pathetisch-solennisierenden Botschaften.
Quelle: https://www.heute.at/s/luegner-da-verlaesst-aerzte-chef-corona-ausschuss-100163640 - picturedesk.com
Beide erwecken überdies den Anschein, als bestünde ihre berufliche Tätigkeit ausschließlich noch darin, ministerielle Vorschläge reflexartig im Fernsehen gut zu heißen, zu kommentieren und sich, solcherart, selbstdarstellend zu inszenieren. Einen großen Gefallen macht man damit dem Ansinnen der Regierung jedenfalls nicht.
Würde man z.B. einen Christoph Daum zur Strahlkraft der beiden Impfbotschafter befragen, sagte er wohl (eingedenk seiner Aussagen über seinen Trainerkollegen Jupp Heynckes im Jahr 1989): "Die beiden könnten auch Werbung für Schlaftabletten machen".
- Interview von Hr. Dr. Niedermayr
Hätte man Selbstdarstellung nicht schon mit einem sehr vielfältiges Namensspektrum bedacht, HuNi wäre neuerdings ebenso verwendbar.
Das "Neue" daran: Eine Impfbibel mit dem Titel "Exit Covid! Plädoyer für die Impfpflicht". Zwei Sätze aus dem Klappentext genügen, das "Geheimnis" des Buches zu lüften: "Um dieser verheerenden Krankheit einmal mehr Herr zu werden, werden wir um drastische Maßnahmen aber nicht herumkommen. Denn: Ein kleiner Stich rettet - Ignoranz und Egoismus töten!"
Obwohl Kurz & Co schon vor geraumer Zeit das Ende der Pandemie verkündet haben, ist (zumindest mir) nicht erinnerlich, dass es seit dem 14.03.2020 einen einzigen Tag gegeben hätte, an dem man "der verheerenden Krankheit (...) Herr" gewesen wäre. HuNi wird seine Gründe haben, warum er so etwas schreibt - mit der Realität hat das aber (leider) nichts zu tun.
So werden, auch in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten die Markenbotschafter durch unser Land pilgern, Interviews geben, an Pressekonferenzen teilnehmen, Artikel, Bücher oder sonst etwas schreiben. An der Situation wird das allerdings so lange nichts ändern, als die Bevölkerung nicht, im Sinne systemischer Betrachtung z.B. eines Paul Watzlawick, bereit ist, systemimmanent tätig und wirksam zu werden.
Schallenberg, Mückstein, Rendi-Wagner und ihre mitnavigierenden Trittbrettfahrer werden so lange keinen Erfolg verzeichnen können, als sie nicht in der Lage sind, am kollektiven Volksbewusstsein etwas zu verändern. Davon sind sie aber so weit entfernt, dass man durchaus Angst haben könnte - mehr als vor dem Virus selbst. Diese Einsicht macht nachdenklich und ernüchtert, entlarvt aber leider auch die Ohnmacht bzw. Einfältigkeit der handelnden Akteure.
Chr. Brugger
04.11.2021