Bog je visoko a Rusija daleko

20.10.2022

Wer, wie ich, bekennender L. Tolstoi Fan ist, die Werke Dostojewskijs spektakulär und an A. Tolstois "Die Abenteuer des Burattino" jedenfalls mehr Gefallen findet als andere an Carlo Collodis "Die Abenteuer des Pinocchio", dem wird neuerdings & hierzulande Russophilie unterstellt, "Liebe zu Russland" vorgeworfen, ist doch, überwiegend politisch verursacht, der Mainstream - welch Wunder - auf Russophobie getrimmt, also darauf, Angst & Distanz vor bzw. zu allem haben zu müssen, was irgendwie russisch ist, damit zu tun hat oder damit in Verbindung gebracht werden kann.

Wenn dann meine Mitbewohnerin auch noch auf den Namen "Katerina" hört, obwohl es sich dabei "nur" um eine, zugegeben reinrassige, Barsoi-Hündin handelt, sehe ich mich bedauerlicherweise neuerdings mit täglichen Anfeindungen konfrontiert; bis zu Beginn des heurigen Jahres war ich jedenfalls stolz auf meine vierbeinig-russische Windhündin, deren Stammbaum in Tolstois "Milka" (bekannt aus "Krieg und Frieden") wurzelt - mit "Brief & Siegel" der Russian Kynological Federation (Gostinichnaja 9-4, RU 127106 MOSCOW, Tel. +7 495 956 82 17, Fax. +7 495 956 82 17).

Quelle: https://rkf.org.ru

Mächtig stolz bin ich zwar immer noch, vorsichtiger aber allemal; nur weil ich ihren Rufnamen von Putins Tochter entlehnt habe, sehe ich nicht ein, sie fortan beispielsweise und in Anlehnung an den Dichterfürsten "Milka" nennen zu wollen, brächte man sowohl sie als auch mich zwangsläufig - in Unkenntnis historisch-literarischer Tatsachen - mit süßen Produkten des US-amerikanischen Lebensmittelkonzerns "Mondelēz International" in Verbindung.

Jetzt kann sich der Leser an dieser Stelle allenfalls bereits fragen, was der Titel dieses Beitrages "Bog je visoko a Rusija daleko" mit meiner "Katerina" zu tun hätte; die Antwort folgt auf dem Fuß: Übersetzt lautet der Titel "Gott ist zu hoch oben, Russland zu weit weg"; dabei handelt es sich um eine serbische Redewendung, der Russophilie innewohnen soll und die immer dann Verwendung findet, wenn sich jemand in einer aussichtslosen Situation befindet.

Quelle: https://net.hr/danas/svijet/ruski-duznosnik-razbjesnio-srbe

Hier schließt sich, zumindest für mich, der Kreis: Ausweglos ist neben meiner Situation - "Katerina" wird bei unseren weitläufigen Spaziergängen despektierlich nur noch als "russische Schlampe" bezeichnet - auch die der Serben, denen (wie mir) anhaltend Russophilie vorgeworfen wird, die so, mittlerweile wie selbstverständlich, u.a. auch zum europäischen Einwanderungsparadies für reisewillige Inder & Wirtschaftsflüchtlinge aller Art hochstilisiert wurden.

Ausweglos scheint auch der ukrainische (Wirtschafts-) Krieg zu sein, die Auseinandersetzung zwischen Ost & West; von einem baldigen Nachgeben einer der Kriegsparteien ist nicht auszugehen, die Fundamente offenbaren sich ideologisch stabil genug, damit wir auch 2023 täglich via Livestream am Geschehen in der Ukraine teilnehmen können.

Leider trifft das "geflügelte Wort" aus dem Serbischen auch auf Österreich selbst zu; bei uns tobt - im Unterschied zur Ukraine - keine kriegerische Auseinandersetzung; bloß ein kleinkariertes, hausgemacht-türkises Scharmützel erregt die Gemüter: Um dem stallintern-dummdreisten Duell Schmid contra Kurz & Co gerecht werden zu können, müsste man das, im Sinne türkiser Diktion, wohl "die Sau gegen den Arsch" bezeichnen; wenn die Wogen ob der schmid´schen Aussagen so hoch gehen, dass die gesamte Polit- und Medienlandschaft sprichwörtlich "unter Wasser" steht, über nichts anderes mehr zu berichten und zu schreiben weiß, ist am Ende und logisch zu Ende gedacht  erahnbar, dass jedenfalls das Vertrauen in die Justiz bei uns massiv erschüttert sein muss.

Sonst bedürfte es keinerlei "Zurufe" aus koloristischen Lagern aller Art, müssten nicht "Typen" wie Hanger & Co "ausreiten", um den Justizbehörden zu erklären, was sie denn jetzt zu tun hätten.

Quelle: https://kontrast.at/thomas-schmid-kronzeuge/

Wenn das selbstinszenierte ideologische Fundament die darauf befindliche Figur angreift, sie dadurch der eigenen Statik beraubt, sollte sich die "Maturanten-Statuette" nicht wundern, in Trümmern vor sich selbst zu liegen und so Herr seiner eigenen Bruchstücke zu sein.

Das Fatale an diesem türkisenen Scherbenhaufen ist leider, dass wir, das Volk, ihn aufräumen, die "Suppe" auslöffeln müssen, die uns ein pubertierter Schaumschläger eingebrockt hat - danke dafür, basti!

In diesem Zusammenhang noch eines: Wer auf Abgänge wartet oder hofft, wartet vergebens; der kurz´sche Nachnachfolger ohne jedwede bzw. zumindest zweifelhafte Legitimation, Charly "himself", hat den Maßstab der Politik, wenn es um Anstand, Moral & Charakter geht, längst festgelegt: Wer nicht rechtskräftig strafrechtlich verurteilt ist, hat keinerlei Anlass, auf sein politisches Amt zu verzichten - basti! (was hier, wie zuvor, so viel bedeuteten könnte wie "es reicht").

Inmitten der türkisen Schlammschlacht ist die Haltung Nehammers allzu verständlich und einleuchtend: Wenn Anstand, Moral & Charakter, die "guten Sitten" also, keine Kategorien politischen Handelns & Verhaltens sind, lässt sich völlig ungeniert mit zahlreichen Verdächtigen weiterfuhrwerken; zöge man dann auch noch die Verfahrensdauer bei K.H. Grasser als Maßstab heran, könnten Sobotka & Co bis zum Nimmerleinstag, jedenfalls aber bis zu ihrer Pensionierung im Amt bleiben - danach kräht (siehe Grasser) ohnehin kein Hahn mehr nach ihnen, leidet doch das kollektive Gedächtnis der Massen (wozu auch das österreichische Volk als solches zählt) bekanntermaßen an einer sagenhaften Demenz.

Quelle: https://www.windhundverband.de/rassen/barsoi/

Was mir, in meiner Ausweglosigkeit, bleibt? Gemeinsam mit meiner russischen "Freundin" die wärmende Herbstsonne zu genießen, ihre seidig weichen, geschmeidigen Locken zu kraulen und darauf zu vertrauen, dass Nehammer & Co möglichst schnell auf die Idee kommen, Tolstois "Meine Beichte" als Vorbild zu nehmen, um sich nach einer "geistigen Neugeburt" dem zu widmen und darauf zu besinnen, was ihre Aufgabe denn tatsächlich wäre. In der österreichischen Verfassung ist, so zerspragelt sie mittlerweile auch sein mag, zumindest von Korruption, Untreue, Postenschacher, Bestechlichkeit  & allen sonstigen parteipolitischen Auswüchsen bislang nichts zu lesen.


Chr. Brugger

20/10/2022