Und jetzt?

02.12.2021

Eines der schlimmsten politischen Kapitel der 2. Republik wurde soeben zugeschlagen - vielen Dank dafür, Herr Kurz. Lange genug haben Sie das Volk nur für Ihr persönliches Fortkommen missbraucht, ausgenutzt und es letztlich über Jahre hinweg getäuscht. Der strahlende Stern am türkisen Nachthimmel ist geräuschlos verglüht. Eine letzte Selbstbeweihräucherung später gehört Kurz politisch der Vergangenheit an.

Quelle: https://www.heute.at/s/ciao-basti-ciao-demo-gegen-kurz-vor-oevp-zentrale-100167050 - ALEX HALADA / picturedesk.com

Die vergilbten, verstaubten Seiten im politischen Mickey Mouse Buch unseres zweimaligen Exkanzlers wirbeln kaum mehr Staub auf; er hat uns, das ist mit Sicherheit seine größte, politische Tat und durchaus anerkennungswürdig, von sich selbst erlöst. Dass aus einem "Seitensprung" nachträglich ein Totalabsturz geworden ist, darf nunmehr wohlwollend zur Kenntnis genommen werden. Ein Maturant an der Spitze des Staates, ein Studienabbrecher, der in seinem Leben noch keinen einzigen Tag etwas Sinnvolles gearbeitet hat, ist nicht nur in der Retrospektive ein Hohn gegenüber allen, die täglich einer geregelten Arbeit nachgehen und ihren Lebensunterhalt nicht mit, wenn auch durchaus brillanter, Kommunikation oder unerträglichen Pressekonferenzen, die immer nur der eigenen Selbstinszenierung dienen, verdienen.

Wenn Kurz bei seinem Abschied noch einmal von einem "Wettbewerb der besten Ideen" spricht, muss man neuerlich zur Kenntnis nehmen, dass er an einem solchen, so es ihn in seiner Ära je gegeben hat, nicht teilnehmen konnte. Denken bzw. nachzudenken war bzw. ist mit Sicherheit nicht seine Stärke.

Kaum ist das Büchlein Kurz Geschichte, nimmt in unserer Republik, um Herbert Kickl zu zitieren, "die Intensität der Wahnsinnigkeiten" längst Fahrt auf.

Die unsägliche Zeit von "Tollpatschübergangskanzler" Schallenberg neigt sich ebenfalls dem Ende zu, darf man vernehmen; das, was er nie wollte, wird er künftig nicht mehr tun dürfen bzw. können - auch das ist, wie bei Kurz, kein Verlust für unser Vaterland.

Quelle: https://www.wochenblick.at/schallenberg-verunglimpft-oesterreicher-zauderer-und-zoegerer/ - Bilder Imago Images / Collage WB

Vielleicht gelingt es der ÖVP, den restlich verbliebenen, brüchigen, türkisen Lack endgültig abzuschleifen und solcherart z.B. auch die Lachkatze aus dem Lavanttal, die Kaufhaus-Greti oder den anhaltend versagenden, nichts zuwege bringenden und nur durch dummdreiste Aussagen in Erscheinung tretenden Innen-Charly elegant und so ganz nebenbei loszuwerden.

Wenn nun aber bereits der oberste oberösterreichische, kursichtige Wendehals-"Krisenmanager" Thomas S. davon spricht, man verfüge innerparteilich über enorme personelle Ressourcen, aus denen der künftige Kanzler hervorgehen könnte, traut man den Spatzen auf den Dächern in der der Herrengasse 7, 1010 Wien, dann ist, nach Kurz & Schallenberg, noch viel Schlimmeres ante portas.

Es wird scheinbar ernsthaft darüber nachgedacht, Karl Nehammer zum Bundesparteiobmann der ÖVP zu wählen und diesen als neuen Bundeskanzler der Republik vorzuschlagen.

Jenen Karl Nehammer, in dessen Amtszeit der von Pannen strotzende Terroranschlag vom 02.11.2020 fällt, jenen Karl Nehammer, der die Pannen im und rund um den ehemaligen BVT zu verantworten hat, jenen Karl Nehammer, dessen Exekutivorgane auf sein Geheiß die Bevölkerung mit völlig überzogenen Kontrollen und rechtswidrigen Anzeigen quälen, jenen Karl Nehammer, der den (Kontroll-) Druck auf die Bevölkerung noch zusätzlich erhöhen will, jenen Karl Nehammer, der bisher nur durch sein äußerst willfähriges, gehorsam-brav-devotes, kanzlertreue-triefendes Handeln in Erscheinung getreten ist. Ein vorbildlicher, türkiser Speichellecker, militant, rechthaberisch, erkenntnisresistent, ausgestattet mit einer Sprache, die an eine Zeit erinnert, an die ich mich, Gott sei Dank, nicht erinnern muss.

Quelle: https://www.heute.at/s/nehammer-eskalation-bei-impf-demo-nicht-tolerierbar-100176118 - Herbert Neubauer / APA; Erwin Scheriau / EXPA / picturedesk.com

Wenn man Kurz und Schallenberg, übrigens völlig zu Recht, fehlende Empathie vorwirft, dann gilt dies für Nehammer umso mehr. Müsste ich jemanden als Kanzlerkandidaten nominieren, dann käme mir der Name Karl Nehammer als einer der letzten in den Sinn. Ungeeigneter für ein solches Amt zu sein ist aus meiner Sicht nahezu unmöglich.

Es bleibt abzuwarten, ob Herbert Kickl tatsächlich Recht damit hatte, als er meinte: "Wir haben die dümmste, verlogenste und satistischste Bundesregierung". Es ist zu befürchten, dass Kickl bei seiner Einschätzung einem Irrtum unterlegen ist. Wenn schon Schallenberg und Mückstein, im Sinne Kickls, "in der Vergangenheit eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben, dass sie nicht die größten Kapazunder auf der intellektuellen Ebene sind", dann bleibt abzuwarten, wie seine Diagnose in bzw. nach der Ära Nehammer ausfallen wird. Eigentlich dachte ich, es könnte gar nicht mehr schlimmer werden; scheinbar aber doch, durfte ich heute erfahren.

Chr. Brugger

02.12.2021