Einfältige Anbiederung & ekelhafte Präpotenz

21.11.2023

Mit Kommentaren zu meinem Beitrag (07.10.2023) habe ich gerechnet, deren Vehemenz hingegen unterschätzt; dennoch bleibe ich dabei: Das offizielle Österreich, also von Nehammer abwärts, biedert sich immer wieder einem Staat an, der das Völkerrecht seit Jahrzehnten mit Füßen tritt, sich an keinerlei internationale Abkommen hält und von Menschen regiert wird, die für eine Unzahl an Verbrechen verantwortlich sind – Anbiedern unter dem Deckmantel einer laufend missverstandenen Erinnerungskultur.

Quelle: https://www.aljazeera.com/opinions/2023/3/30/bezalel-smotrichs-ancestors-would-have-told-him-he-was-lying

Dass man der Opfer der Naziverbrechen angemessen gedenkt und sich an dieses dunkle Kapitel der österreichischen Geschichte erinnert, muss weder laufend eingefordert noch allenthalben "plakatiert" bzw. für perfide parteipolitische Zwecke missbraucht werden – es ist eine Selbstverständlichkeit und die Pflicht jedes einzelnen Staatsbürgers, sich adäquat bzw. nach der jeweils eigenen Fasson zu verhalten – dafür benötigt es aber jedenfalls keine "Dauerpräsentation unserer Schande" im Sinne Martin Walsers (Rede vom 11.10.1988 in der Paulskirche).

Was geflissentlich vergessen wird: Nicht nur die Nachkommen der Opfer der Nationalsozialisten sind Teil der Schicksalsgemeinschaft kollektiv Traumatisierter – dafür, wie jemand mit (s)einem Trauma am besten zurechtkommt, gibt es jedenfalls kein Patentrezept!

Dass man den jüdischen Mitbürgern mit Anstand & Respekt begegnet ist ebenso selbstverständlich; sie sind Teil unserer Gesellschaft wie alle anderen Menschen auch, die in Österreich leben; sie unterscheiden sich durch nichts von uns oder anderen Menschen – und genau so hat man sich ihnen gegenüber zu verhalten: Wertschätzend, wohlwollend und respektvoll.

Diese, meine Einschätzung hat daher nichts, aber auch rein gar nichts, mit einem Infragestellen des Existenzrechts Israels oder gar dessen Bewohnern zu tun; es ist leider der nüchterne Befund über einen Staat, der seit seiner Gründung nahezu ununterbrochen in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt ist und sich einer friedlichen Lösung beharrlich & absichtlich verschließt.

Und nicht anders verhält es sich beim derzeitigen Massenmord an der zivilen Bevölkerung im Gazastreifen, demjenigen Teil eines geteilten Palästinas, der, unter Berücksichtigung der menschenverachtend brutalen und völkerrechtswidrigen Siedlungspolitik Israels im Westjordanland, möglicherweise in naher Zukunft das letzte Gebiet sein wird, auf dem sich Palästinenser unbehelligt und frei bewegen können – unter der Voraussetzung, dass Gestalten wie Benjamin Netanjahu, den (welch Wunder) auch unser Basti vergöttert hat, nicht ihre sinnbefreiten Ankündigungen realisieren: "Der Rückzug aus dem Gazastreifen hat uns weder Sicherheit noch Frieden gebracht; einen solchen Fehler werden wir nicht noch einmal begehen" (Originalzitat Netanjahus, August 2008).

Quelle: https://www.972mag.com/smotrich-decisive-plan-israeli-public/

Die pervers-perfide "Idee", der Netanjahu & seine Artgenossen scheinbar verfallen sind, wird auch insofern erkennbar, als sich der territoriale Exklusivitätsanspruch Israels gemäß Erklärung der Regierung Netanjahu VI. insbesondere auch auf die sog. Westbank bezieht (nachzulesen unter https://www.timesofisrael.com/judicial-reform-boosting-jewish-identity-the-new-coalitions-policy-guidelines/); um das zu verstehen, muss man sich nicht notwendigerweise auch noch die hetzerisch-perversen Auftritte eines Bezalel Smotrich ansehen oder anhören, der (er ist immerhin Finanzminister Israels) u.a. öffentlich verlauten lässt, er wolle ganze, ausschließlich von Palästinensern bewohnte, Städte (wie z.B. Huwwara im Gouvernement Nablus) ausradiert wissen.

All dem bzw. diesem kranken System biedert sich unsere "Regierung", allen voran Nehammer & Schallenberg, laufend völlig unreflektiert an – mit dem infantil-absurden Argument einer historischen Verantwortung Österreichs; nur, was hat Österreichs geschichtlich bedingte Haltung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus mit der israelischen Führungsriege zu tun?

Quelle: https://www.welt.de/kultur/plus177849924/Joachim-Lottmann-ueber-Sebastian-Kurz-in-Israel.html

Nun konnte man von einem wie Kurz weder verlangen noch erwarten, öffentlich Kritik an der israelischen Regierung zu üben, diese gar zur Raison zu rufen; seine aktuellen geschäftlichen Security-Aktivitäten in Israel sind ja der sichtbare Beleg bzw. das verkommene Produkt für seine abgrundtiefe Netanjahu – Verehrung; von einem Nehammer, der laufend Standhaftigkeit einfordert, wäre das allerdings nicht zu viel verlangt; aber auch hier ist das Gegenteil der Fall – über die Gründe dafür kann man nur rätseln; klar ist aber, dass Nehammers einäugige Blindheit nicht nur dem Ansehen Österreich schadet sondern speziell mit dem Willen des von ihm ganz einfach präpotent vereinnahmten Volkes nicht das Geringste zu tun hat.

Standhaft wäre es, sich an die Seite aller israelischen Zivilsten zu stellen und zumindest die Nähe von rachsüchtigen Kriegsverbrechern zu meiden.

Man darf sich also nicht wundern, wenn selbst auf Österreichs Straßen gegen Israel zu "Felde" gezogen wird und das Stimmungsbarometer einseitig zu Gunsten Palästinas ausschlägt; dieser "Schräglage" begegnen Nehammer & Co unüberlegt mechanisch mit einem Kampf gegen den Antisemitismus, sei er nun (deren Ansicht nach) nativ oder eingewandert; dabei wird, was weniger überraschend ist, vergessen, dass es im Kampf gegen innere Haltungen niemals einen Sieger geben kann.

Quelle: https://volksblatt.at/politik/aussenpolitik/nehammer-interessiert-an-israels-ruestungstechnologie-und-gas-707320/

Bei diesen Demonstrationen wird leider auch offensichtlich, wie es um die Sicherheit in Österreich tatsächlich bestellt ist.

Wenn Herbert Kickl für Österreich ein Sicherheitsrisiko darstellen soll, wie das Nehammer, Karner & Co anhaltend öffentlich verlauten lassen, dann frage ich mich, was dann eben die Genannten inkl. Fr. Tanner sind: Ein Sicherheitsdesaster, Sicherheitsverweigerer oder ein unkalkulierbares Risiko?

Illegalen Demonstrationen sieht unsere Exekutive tatenlos zu, Femizide am laufenden Band, die erfolgreiche Flucht von Häftlingen, illegale Einwanderer, soweit das Auge reicht, flügellahme "Hercules"-Wracks, Kettenpanzer ohne Ketten, Polizisten, die weder lesen noch schreiben können und physisch nicht einmal in der Lage sind, eine Aufnahmeprüfung auf niedrigstem Niveau zu bestehen, unzählige, nachgewiesene Pannen beim Anschlag vom 02.11.2020, die Operation "Luxor" – ein Skandal ohne Konsequenzen, besoffene Kobra-Beamte im Dienste der "Kanzlerin", hunderte Rekruten, die bereits bei ihrer eigenen Angelobung ausfallen – diese Vorfälle ließen sich nahezu beliebig fortsetzen; Nehammer & Tanner sind sich (ob all dessen) selbst dafür nicht zu blöd, am Nationalfeiertag die Fahne hoch leben zu lassen und jungen Menschen einreden zu wollen, es wäre keine Pflicht sondern Ehre, im Kriegsfall Menschen zu töten oder ihr eigenes Leben zu lassen.

Und dann, sozusagen als ultimativen Security-Clou, präsentieren Reserveoberleutnant & "Kampfhummel" unsere neueste "Errungenschaft": Sündteures Kriegsspielzeug der Marken "Patriot" und "Arrow 3" im NATO-nahen Sky-Shield-Verbund.

Das Motiv? Wenn wir uns schon am Boden nicht verteidigen können, sollten wir wenigstens am Luftkampf teilnehmen dürfen; oder dient die milliardenteure Investition bloß der Befriedigung kruder, persönlicher Bedürfnisse bzw. dazu, bei Paraden oder Airpower-Events endlich auch etwas zur Schau stellen zu können?

Um zum Ende zu kommen: Nehammer, Karner & Tanner – jeder aus dieser Trias ist für sich genommen bereits ein Risiko, im Verbund werden sie aber zu einem Sicherheitsfiasko dritter Potenz – nicht nur in militärischen oder sonstigen, sicherheitsrelevanten Belangen.

Chr. Brugger

21/11/2023