Alpine Ski-WM

30.01.2025

Bereits im Jahre 1991 war Saalbach-Hinterglemm vom 22.01. – 03.02. Austragungsort der 31. Alpinen-Skiweltmeisterschaften; 24 Jahre später kommt es ab dem 04.02.2025 zu einer "Neuauflage" dieser Großveranstaltung im Pinzgauer Glemmtal.

Die Eröffnungsfeier der WM 1991 wurde sicherheitsbedingt abgesagt – am 16.01.1991 hatte unter der Präsidentschaft des mittlerweile verstorbenen US-Präsidenten George H. W. Bush der "Zweite Golfkrieg" begonnen; das offizielle Zeremoniell wurde daher am ersten Wettkampftag auf das Allernötigste beschränkt.

Rein sportlich war die WM 1991 für Österreich ein (erwarteter) Erfolg; während man mit Erfolgen von Petra Kronberger (A), Ulrike Maier (SG) und Rudi Nierlich (RTL) rechnen durfte, waren die beiden Siege von Stephan Eberharter (SG, Kombination) auch insofern willkommene Überraschungen, als das Team des ÖSV damit im imageträchtigen "Medaillenspiegel" die Nase vorn hatte.

Quelle: https://Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Alpine_Skiweltmeisterschaften_1991

Die heimlichen "Stars" der 1991er WM waren aber andere; retrospektiv betrachtet ist es einerseits die Teilnahme der damals 17-jährigen Seba Johnson aus Saint Croix, einer Insel im Archipel der kleinen Antillen als Teil der amerikanischen Jungferninseln; sie war 1988 die erste schwarze Frau, die an olympischen Spielen teilgenommen hat und bis heute den Rekord der jüngsten Skirennläuferin der alpinen Olympiageschichte hält; bei ihrem Antreten in Calgary war Johnson gerade einmal 14 Jahre alt – im Unterschied zu 35 anderen Läuferinnen konnte sie das Rennen auf Rang 28 erfolgreich beenden.

Quelle: https://sebajohnson.com

Andererseits ist davon auszugehen, dass es 2025 nur einen einzigen Teilnehmer geben wird, der auch schon vor 34 Jahren zumindest am Start war: Hubertus Rudolph Prinz zu Hohenlohe – das legendäre, mittlerweile bald 66 Jahre alte mexikanische "Maskottchen" zahlloser alpiner Großveranstaltungen; Saalbach 2025 wäre für den Sohn von Ira von Fürstenberg die 21. Alpine-WM-Station; sein WM-Debüt gab der Prinz 1982 im steirischen Schladming – vor rund 43 Jahren.

Quelle: https://www.merkur.de/sport/wintersport/ski-wm-2023-hubertus-von-hohenlohe-riesenslalom-mexiko-courchevel-rennfahrer-92094853.html

Finanziell würde man die WM 1991, unter heutigen Aspekten, als Desaster bezeichnen; ein kolportiertes, 40 Millionen Schilling schweres, Defizit musste hingenommen werden; die finanziellen "Turbulenzen" waren u.a. darauf zurückzuführen, dass vom Organisationskomitee mit der Werbeagentur "Saatchi & Saatchi" ein Werbevertrag auf US-Dollar-Basis abgeschlossen wurde und es durch massive Kursverluste zu Mindereinnahmen in Höhe von ca. ATS 25 Millionen kam; auf der anderen Seite wurde von den ca. 200.000 "verkauften" Eintrittskarten lediglich rund die Hälfte tatsächlich bezahlt; ca. 50% dieser Karten hat man einfach "verschenkt".

1991 stand die WM unter dem Motto "WM ohne Pomp – dafür mit Herz"; 2025 wird mit dem Slogan "Ein Berg, 11 Rennen, ein Ziel" geworben; von den avisierten 11 Rennen an den Hängen des Zwölferkogels sind leider 3 sportlich völlig bedeutungslos bzw. unter national-folkloristisch einzuordnen; am Team-Parallel-Rennen können jene Nationen von vorneherein nicht teilnehmen, deren Etats nicht ausreichen, überhaupt genügend Läufer an den Start zu bringen; dieses sportlich-finanzielle Ausschlusssystem gilt gleichermaßen für die beiden Bewerbe der neu kreierten "Team-Kombination"; wie soll z.B. die BRD(!) 4 Teams bei Damen & Herren stellen können? Nicht einmal das acht so alpinsportbegeisterte Veranstalterland könnte unter sportlich-ambitionierten Gesichtspunkten jeweils 4 Mannschaften nennen; am "Papier" wäre das zwar theoretisch möglich, allein man würde sich damit der Gefahr aussetzen, angesichts der bisherigen Performance im Weltcup, völlig lächerlich zu wirken.

Wenn es nach den Ergebnissen im heurigen Ski-Weltcup der Alpinen geht, hat Österreich im besten Fall aber ohnedies nur Außenseiterchancen; bei den Damen am ehesten Cornelia Hütter, bei den Herren hingegen wäre jede Medaille mehr oder weniger eine Sensation; zu dominant waren bisher die schweizerischen, italienischen und norwegischen Rennfahrer; und wenn dann auch noch Mikaela Shiffrin wieder in Form sein sollte, wird es ganz "eng".

Quelle: https://www.laola1.at/de/wintersport/ski-alpin/alpine-ski-wm-2023/medaillenspiegel/wm-2023-courchevel-meribel/

Nur – Weltmeisterschaften folgen eigenen Mechanismen – das beste Beispiel dafür, dass auch Außenseiter bzw. Sportler, die noch niemand auf der Rechnung hat, durchaus Weltmeister werden können, ist Stephan Eberharter, der Shooting-Star der WM 1991; wenn solche Überraschungscoups eine Renaissance erlebten, wird Österreich auch dieses Mal die Medaillenwertung gewinnen – dafür müssten dann aber beispielsweise schon Franziska Gritsch, Mirjam Puchner oder Otmar Striedinger bzw. Daniel Hemetsberger sorgen – im Normalfall bloß "Füllmaterial" für Start- oder Ergebnislisten; die Hoffnung stirbt bekanntlich immer erst ganz zuletzt - sollten wir ansatzweise, um realistisch zu bleiben,  das Ergebnis von 2023 erreichen, wäre das bereits ein großer wie unerwarteter Erfolg; die Bäume werden selbst im Glemmtal nicht bis in den Himmel wachsen.

Chr. Brugger

30/01/2025