… Abreise …
Man könnte meinen, mein Schweigen verhieße nichts Gutes - könnte sein; dem ist bedauerlicherweise auch so, die Abreise steht bevor. Nicht nach Paris, wo man um diese Jahreszeit ohnedies recht wenig verloren hätte (es sei denn, man wäre in hübscher Begleitung). Die Metropole an der Seine - im Februar laufend verhangen in einer fröstelnden Nebelbouillon garniert mit reichlich Feinstaub und Vorbereitungsaktivitäten auf Wahlen, bei denen die meisten Alternativen so weit rechts positioniert sind, dass selbst das Mittelmäßige unerreichbar erscheint.

Quelle: https://blog.tui.at/die-4-schoensten-straende-der-kapverden/
Hier, an einem Strand der Kap Verden, hat Anais nicht nur den Beziehungsstecker gezogen, vielmehr noch all meine Kommunikationsmittel dem Meer anvertraut, weil ich es scheinbar verabsäumt hätte ihr mitzuteilen, sie wäre nicht mehr länger das Subjekt meiner Begierden und Gelüste, ich zöge ihr eine adrette Raumpflegerin vor, die mich nur in den Mittagsstunden benötigt, ansonsten in Ruhe lässt und nicht andauernd neben mir einherstolziert und herumliegt.
Unserer Wege, die von Anais und mir, haben sich also getrennt - Paris muss, so wie die süße, mir zur Last gewordenen, Verführung mit französischen Wurzeln, ohne mich auskommen - Kiew ruft, da dort anscheinend ein Diplomat von Format gesucht wird, der einen wild gewordenen Russen davon abhalten soll, Politiker in Europa und den USA weiterhin mit seinen Mätzchen zu necken.

Quelle: https://www.derstandard.at/consent/tcf/story/2000133516296/russland-stimmt-sich-auf-krieg-ein
Während global Gazetten der Diplomatie längst, völlig berechtigt, ein verheerendes Zeugnis ausstellen, deren Ende skizzieren, selbst Oberchefdiplomat von "Schallex" einräumt, diplomatisches Versagen kaum in Abrede stellen zu können, lässt "Wladiputi" keine Gelegenheit aus, "Beiden und voller Leiden" weiterhin zu foppen: Während Abzug und Rückzug filmisch untermauert in Aussicht gestellt werden, tummeln sich im Donezbecken allerhand Separatisten, besteht der Verdacht, sie könnten sich schwimmend in ukrainische Lagunen retten um von dort aus geographisch-landnehmend tätig zu werden.
Nun sollte man, so wie ich, nicht alles schlecht reden, was der Westen an diplomatischem Vermögen vorzuweisen hat; es ist zweifelsfrei anzuerkennen, wenn speziell aus neutralen Ländern (wie Österreich) Friedenstauben freigelassen und heftig mit Olivenzweigen gewedelt wird. "Unser aller Ziel ist es, einen Krieg zu verhindern und alle beteiligten Parteien auf dem Pfad der Diplomatie und der Gespräche zu halten", meint beispielsweise unser Exinnenminister und ausgemusterter Offizier.

Quelle: https://orf.at/stories/3246724/
Während Charly "the Hammer" auf der friedliebenden Klaviatur eines völlig neutralen Spinetts dahinklimpert, bestellt unser Ex- und wieder Außenminister "Schallex" (wenn auch rechtswidrig und gegen alle guten diplomatischen Gepflogenheiten) seinen Nachfolger und Vorgänger im Amt zum Botschafter in Berlin - auch solch forsch-unbürokratisches Handeln sollte man lobend erwähnen, gleichzeitig wohlwollend übersehen, dass Ministrant Alex, was die Besetzungsmodalitäten für solch einen Posten betrifft, nicht auf dem neuesten Stand der Dinge zu sein scheint. Wie auch, wenn er sich laufend auf diplomatischer Mission im Ausland aufhält, als Friedensbotschafter durch halb Europa jettet, nichts unversucht lässt, als sichtbares Zeichen undifferenzierter Gesinnung die Rolle Österreichs in allen Latrinen dies Kontinents zu positionieren. Chapeau "Schallex", Chapeau!

Quelle: https://www.krone.at/2622318
Auch Jens, der Stolperer vom Berg, muss lobend erwähnt werden, vertritt er doch bis zu seinem Amtsantritt als Chef der norwegischen Zentralbank als Generalsekretär noch die Belange der "Wertegemeinschaft freier demokratischer Staaten", kurz NATO; ein Angriff Russlands wurde von Jensnató bereits für letzten Mittwoch avisiert - gestern meinte er, das Risiko eines Angriffs steige, wiewohl man keinerlei Plan hätte, NATO-Kampftruppen in das Krisen- oder Kriegsgebiet zu entsenden. "Man wisse zwar nicht, was passieren wird, sei aber gerüstet" meint der kühne Norweger - das klingt äußerst vielversprechend - vorbereitet sei man, scheinbar weiß das Verteidigungsbündnis nur noch nicht worauf - Kritiker könnten leider zu Recht meinen, das sei ein eher befremdliches Verhalten.
Wenn dieser "Kurs" bei uns in Europa und andernorts überall nachlesbar ist, wird auch im Kreml jemand davon Kenntnis haben - den Genossen "Wladiputi" wird das jedenfalls schwer beeindrucken, daran hindern, expansiv tätig zu werden. "Wenn das Ziel des Kremls ist, weniger Nato an seinen Grenzen zu haben, wird es nur mehr Nato bekommen", philosophierte Stoltenberg auf der Münchner Sicherheitskonferenz; vielleicht warten die Russen ja nur darauf, untätige Zuseher an ihren Grenzen zu wissen: Die könnten sich dann, erste Reihe fußfrei und regungslos, den Einmarsch im NATO-affinen, flächenmäßig größten Land Europas in aller Ruhe ansehen, Däumchen drehen und mit Wirtschaftssanktionen drohen, die jenseits des Grenzzauns ohnedies niemand ernst nimmt.
Allenfalls wären Stoltenberg & Co - vor dem Hintergrund der enormen militärischen Erfolge in Afghanistan - besser beraten, dem Kampf gegen den Klimawandel beizutreten um zumindest irgendetwas Positives bewirken und auf die eigenen Fahnen heften zu können.

Quelle: https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus216655450/Jens-Stoltenberg-Die-Nato-muss-den-Klimawandel-bekaempfen.html
Auch Österreich ist, nicht unerwartet, topp aufgestellt und vorbereitet: Ein Krisenkabinett wurde eingerichtet, ein Sicherheitsbriefing ausgerufen und das nächste "Expertengremium" gebildet, um ein "aktuelles Lagebild zu bekommen und die weitere Vorgehensweise zu definieren"; vielleicht wäre man besser beraten, im Hawelka eine "Wiener Melange Josefine" um wohlfeile € 8,50 zu schlürfen, als der Kaffeesudleserei unserer republikeigenen Geheimdienste beizuwohnen.
Apropos Kaffee: Ich werde jetzt, schweren Herzens, den einsamen Strand verlassen, meine restlichen, von Anais unverschont gebliebenen, sieben Sachen zusammenpacken und über Lissabon und Amsterdam den geordneten Rückzug nach Österreich anzutreten.
Kiew mit all seinen Attraktionen wartet längst - Reisewarnung hin oder her: In Krisenzeiten ist Angst ein denkbar schlechter Berater habe ich irgendwo einmal gelesen.
Chr. Brugger
21.02.2022